Ausschuss für das globale Finanzsystem (CGFS) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Dezentrale Finanzsysteme (DeFi) Nächster Begriff: Internationale Währungsfonds (IWF)
Ein zentrales Gremium zur Überwachung der globalen Finanzstabilität
Der Ausschuss für das globale Finanzsystem (Committee on the Global Financial System, CGFS) ist ein internationales Gremium, das sich mit der Überwachung und Analyse der Entwicklungen auf den globalen Finanzmärkten befasst. Er ist bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel angesiedelt und setzt sich aus Vertretern der wichtigsten Zentralbanken zusammen. Ziel des CGFS ist es, systemische Risiken zu identifizieren, die Stabilität der Finanzmärkte zu fördern und Empfehlungen für politische Maßnahmen zur Risikominderung zu erarbeiten.
Hintergrund und Entstehung des CGFS
Der CGFS entstand ursprünglich aus der Euro-Währungsgruppe, die 1962 von der BIZ gegründet wurde, um die Entwicklungen auf den Eurodollarmärkten zu überwachen. In den 1970er Jahren wurde das Mandat erweitert, um auch andere globale Finanzmarktentwicklungen zu analysieren. 1999 wurde das Gremium offiziell in Ausschuss für das globale Finanzsystem (CGFS) umbenannt, um seiner wachsenden Rolle in der Finanzstabilitätspolitik Rechnung zu tragen.
Besonders nach der globalen Finanzkrise 2008 nahm die Bedeutung des CGFS zu, da die Zentralbanken verstärkt auf eine bessere Überwachung systemischer Risiken setzten. Heute ist der Ausschuss ein zentrales Forum für den Austausch zwischen Zentralbanken und trägt dazu bei, internationale Finanzmarktregulierungen weiterzuentwickeln.
Aufgaben und Ziele des CGFS
Der CGFS verfolgt das Hauptziel, die Stabilität des globalen Finanzsystems zu fördern. Seine zentralen Aufgaben sind:
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Überwachung der globalen Finanzmärkte
- Analyse von Kreditmärkten, Kapitalströmen und Finanzierungsbedingungen.
- Untersuchung der Auswirkungen von Zentralbankmaßnahmen auf globale Märkte.
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Erkennung systemischer Risiken
- Identifizierung potenzieller Gefahren für die Finanzstabilität, etwa hohe Verschuldung, Blasenbildung oder Liquiditätsrisiken.
- Analyse der Rolle von Schattenbanken und neuen Finanzprodukten.
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Entwicklung von politischen Empfehlungen
- Formulierung von Maßnahmen zur Risikominimierung für Zentralbanken und Regierungen.
- Verbesserung der makroprudenziellen Aufsicht über Finanzinstitute.
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Förderung der internationalen Zusammenarbeit
- Austausch von Best Practices zwischen Zentralbanken.
- Enge Zusammenarbeit mit anderen internationalen Institutionen wie dem Financial Stability Board (FSB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS).
Struktur und Organisation
Der CGFS besteht aus Vertretern von 23 Zentralbanken der größten Volkswirtschaften, darunter:
- US Federal Reserve (Fed)
- Europäische Zentralbank (EZB)
- Bank of England (BoE)
- Bank of Japan (BoJ)
- People’s Bank of China (PBoC)
Der Vorsitz des CGFS wird von einem hochrangigen Zentralbankvertreter übernommen, der vom Ausschuss gewählt wird. Unterstützt wird der CGFS durch ein Sekretariat der BIZ, das für die Analyse und Veröffentlichung von Berichten zuständig ist.
Wichtige Veröffentlichungen und Analysen
Der CGFS veröffentlicht regelmäßig Berichte zu aktuellen Themen der globalen Finanzstabilität. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen gehören:
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The impact of sovereign credit risk on bank funding conditions (2011)
- Untersuchung der Auswirkungen von Staatsschuldenkrisen auf Bankenfinanzierung.
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Financial stability implications of central bank digital currencies (2021)
- Analyse der möglichen Risiken und Chancen digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs).
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US dollar funding and emerging market economy vulnerabilities (2023)
- Bewertung der Auswirkungen des US-Dollars auf Schwellenländerfinanzierung.
Diese Berichte dienen als Entscheidungsgrundlage für Zentralbanken und andere Finanzinstitutionen.
Bedeutung für das globale Finanzsystem
Die Arbeit des CGFS hat weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte:
- Erhöhte Transparenz systemischer Risiken: Der Ausschuss hilft, finanzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
- Koordination geldpolitischer Maßnahmen: Zentralbanken nutzen die Erkenntnisse des CGFS zur Feinabstimmung ihrer geldpolitischen Strategien.
- Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Finanzmärkten: Empfehlungen des CGFS fließen in die internationale Regulierung ein, etwa in die Basel-III- und Basel-IV-Vorschriften.
Kritik und Herausforderungen
Trotz seiner bedeutenden Rolle gibt es auch Kritik am CGFS:
- Fehlende Durchsetzungsbefugnis: Der CGFS kann nur Empfehlungen geben, aber keine bindenden Vorschriften erlassen.
- Dominanz großer Zentralbanken: Die Interessen von Entwicklungsländern sind im CGFS unterrepräsentiert.
- Herausforderungen durch neue Finanztechnologien: Die schnelle Entwicklung von Kryptowährungen, DeFi und digitalen Zahlungssystemen stellt neue Herausforderungen dar.
Fazit
Der Ausschuss für das globale Finanzsystem (CGFS) ist ein zentrales Gremium zur Überwachung der globalen Finanzstabilität. Er analysiert systemische Risiken, entwickelt Empfehlungen für Zentralbanken und fördert die internationale Zusammenarbeit im Finanzsektor.
Obwohl der CGFS keine direkten Regulierungsbefugnisse hat, sind seine Berichte und Analysen eine wichtige Grundlage für geld- und finanzpolitische Entscheidungen weltweit. In Zukunft wird der CGFS eine Schlüsselrolle bei der Regulierung neuer Finanzinnovationen und der Sicherstellung der Stabilität internationaler Märkte spielen.