Ausschuss für Zahlungsverkehrs- und Marktinfrastrukturen (CPMI) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Nächster Begriff: Digitale Zentralbankwährung (CBDC)
Eine zentrale Institution für die globale Finanzmarktstabilität
Der Ausschuss für Zahlungsverkehrs- und Marktinfrastrukturen (Committee on Payments and Market Infrastructures, CPMI) ist eine bedeutende internationale Institution, die sich mit der Sicherheit und Effizienz von Zahlungssystemen, Wertpapierabwicklungssystemen und anderen Finanzmarktinfrastrukturen (FMIs) befasst. Er ist bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel angesiedelt und spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Standards für den globalen Finanzmarkt.
Hintergrund und Entstehung
Der CPMI wurde 1990 als Ausschuss für Zahlungsverkehrssysteme (Committee on Payment and Settlement Systems, CPSS) gegründet und 2014 in CPMI umbenannt. Der Name wurde geändert, um die erweiterte Aufgabenstellung des Ausschusses besser zu reflektieren. Während der ursprüngliche Fokus auf Zahlungssystemen lag, umfasst das Mandat des CPMI heute auch Marktinfrastrukturen wie Wertpapierabwicklungssysteme und zentrale Gegenparteien (CCPs).
Die zunehmende Digitalisierung des Finanzsystems, der wachsende internationale Kapitalverkehr und die Notwendigkeit robuster Finanzmarktinfrastrukturen haben die Rolle des CPMI gestärkt. Besonders nach der globalen Finanzkrise 2008 wurde die Regulierung von Zahlungssystemen und Abwicklungssystemen intensiviert, um Risiken zu minimieren.
Aufgaben und Ziele des CPMI
Der CPMI verfolgt das Hauptziel, die Sicherheit und Effizienz von Finanzmarktinfrastrukturen zu gewährleisten. Dazu gehört die Überwachung und Entwicklung von Standards für:
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Zahlungssysteme
- Nationale und internationale Zahlungssysteme, z. B. Überweisungen, Kartenzahlungen und digitale Zahlungsmethoden.
- Echtzeit-Bruttoabwicklungssysteme (RTGS, Real-Time Gross Settlement), wie das europäische TARGET2 oder das US-amerikanische Fedwire.
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Zentralverwahrstellen (CSDs) und Wertpapierabrechnungssysteme
- Systeme, die für die sichere Verwahrung und Übertragung von Wertpapieren sorgen.
- Schutz vor systemischen Risiken bei Wertpapiertransaktionen.
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Zentrale Gegenparteien (CCPs)
- Institutionen, die als Zwischenhändler zwischen Käufern und Verkäufern im Derivatehandel agieren.
- Reduzierung des Kontrahentenrisikos durch Standardisierung und Regulierung.
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Finanzielle Innovationen und Cyberresilienz
- Untersuchung neuer Zahlungstechnologien, wie digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) oder Blockchain-Technologien.
- Schutz der Finanzinfrastrukturen vor Cyberangriffen und anderen Sicherheitsrisiken.
Internationale Zusammenarbeit und Einfluss
Der CPMI arbeitet eng mit anderen internationalen Finanzorganisationen zusammen, darunter:
- Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS): Zusammenarbeit bei der Regulierung von Banken und ihren Abwicklungssystemen.
- Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank: Unterstützung bei der Entwicklung sicherer Zahlungssysteme in Schwellen- und Entwicklungsländern.
- Financial Stability Board (FSB): Identifizierung systemischer Risiken im globalen Finanzsystem.
- IOSCO (International Organization of Securities Commissions): Gemeinsame Standards für Wertpapiermärkte.
Die Empfehlungen des CPMI haben erheblichen Einfluss auf nationale Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, da sie als Grundlage für regulatorische Maßnahmen dienen.
Wichtige Publikationen und Standards
Der CPMI veröffentlicht regelmäßig Berichte und Richtlinien, die als globale Standards für Zahlungssysteme und Marktinfrastrukturen gelten. Zu den bedeutendsten Veröffentlichungen gehören:
- Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI, 2012): Enthält 24 Prinzipien für die Sicherheit und Effizienz von Zahlungs-, Abrechnungs- und Wertpapierverrechnungssystemen. Diese Prinzipien sind weltweit anerkannt und dienen als Basis für die Regulierung von Finanzmarktinfrastrukturen.
- Guidance on Cyber Resilience for Financial Market Infrastructures (2016): Richtlinien zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe.
- Enhancing Cross-Border Payments (2020): Ein Bericht zur Verbesserung grenzüberschreitender Zahlungen, der auch Aspekte wie Kosten, Geschwindigkeit und Sicherheit berücksichtigt.
Bedeutung für das globale Finanzsystem
Der CPMI trägt wesentlich zur Stabilität und Weiterentwicklung des Finanzsystems bei. Durch seine Arbeit wurden zahlreiche Verbesserungen im Zahlungsverkehr und in der Finanzmarktinfrastruktur erreicht:
- Förderung sicherer und effizienter Zahlungssysteme: Systeme wie SWIFT, TARGET2, Fedwire oder das aufstrebende ISO-20022-Format profitieren von den Empfehlungen des CPMI.
- Stärkung der Finanzmarktinfrastrukturen: Die Regulierung von Zentralverwahrstellen und zentralen Gegenparteien reduziert systemische Risiken, insbesondere im Derivatehandel.
- Innovation und Digitalisierung: Der CPMI untersucht regelmäßig neue Technologien, darunter digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) und Stablecoins, um deren Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität zu bewerten.
- Erhöhung der Cyberresilienz: Angesichts wachsender Bedrohungen durch Cyberangriffe erarbeitet der CPMI Standards zur Sicherung von Finanzinfrastrukturen.
Kritik und Herausforderungen
Trotz seiner Erfolge steht der CPMI vor verschiedenen Herausforderungen:
- Technologische Entwicklungen: Die rasante Entwicklung im Bereich FinTech und Blockchain stellt neue regulatorische Anforderungen, die kontinuierlich angepasst werden müssen.
- Kryptowährungen und Stablecoins: Die Regulierung digitaler Vermögenswerte ist komplex, insbesondere im Hinblick auf internationale Transaktionen und Datenschutz.
- Unterschiedliche nationale Interessen: Während einige Länder innovationsfreundlichere Regulierungen bevorzugen, legen andere den Fokus auf strikte Kontrollen.
- Grenzüberschreitende Zahlungssysteme: Trotz Fortschritten bestehen weiterhin Herausforderungen bei der Standardisierung und Effizienz internationaler Überweisungen.
Fazit
Der Ausschuss für Zahlungsverkehrs- und Marktinfrastrukturen (CPMI) ist eine zentrale Institution für die globale Finanzmarktstabilität. Durch die Entwicklung internationaler Standards und die Überwachung von Zahlungssystemen, Wertpapierabwicklungen und digitalen Finanzinnovationen trägt er maßgeblich zur Sicherheit und Effizienz des Finanzsystems bei.
Während der CPMI zahlreiche Erfolge erzielt hat, bleibt die Anpassung an neue Technologien wie digitale Zentralbankwährungen, Blockchain und Cyberrisiken eine kontinuierliche Herausforderung. In den kommenden Jahren wird der Ausschuss eine entscheidende Rolle bei der Regulierung und Modernisierung globaler Finanzinfrastrukturen spielen.