Beleihungsquote Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Loan-to-Cost Ratio (LTC) Nächster Begriff: Beleihungsauslauf

Ein zentrales Kriterium bei der Kreditvergabe, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen, die maßgeblich die Kreditkonditionen und das Risiko für den Kreditgeber bestimmt

Die Beleihungsquote ist ein zentraler Begriff in der Finanz- und Immobilienwirtschaft. Sie gibt an, wie hoch der Anteil eines Darlehens im Verhältnis zum Beleihungswert einer Immobilie ist. Dieser Wert spielt insbesondere bei der Vergabe von Immobilienkrediten eine entscheidende Rolle, da er das Risiko für die finanzierende Bank widerspiegelt. Je höher die Beleihungsquote, desto größer ist das Risiko für den Kreditgeber, da im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers möglicherweise nicht der gesamte Darlehensbetrag durch die Verwertung der Immobilie gedeckt werden kann.

Berechnung der Beleihungsquote

Die Beleihungsquote wird in Prozent ausgedrückt und errechnet sich nach folgender Formel:

\[ \text{Beleihungsquote} = \left( \frac{\text{Darlehensbetrag}}{\text{Beleihungswert}} \right) \times 100 \]

Der Beleihungswert einer Immobilie entspricht dem Wert, den die Bank der Immobilie für die Besicherung des Kredits beimisst. Er ist in der Regel konservativer angesetzt als der tatsächliche Marktwert oder Kaufpreis. Dies soll verhindern, dass kurzfristige Marktschwankungen zu einer Überschuldung des Kreditnehmers führen.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:

  • Eine Immobilie hat einen Marktwert von 500.000 Euro.
  • Die Bank setzt den Beleihungswert auf 80 % des Marktwertes fest, also 400.000 Euro.
  • Der Kreditnehmer erhält ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro.

Die Beleihungsquote berechnet sich dann wie folgt:

\[ \left( \frac{300.000}{400.000} \right) \times 100 = 75 \% \]

Bedeutung für die Kreditvergabe

Die Beleihungsquote hat einen direkten Einfluss auf die Konditionen eines Kredits. Banken setzen für verschiedene Beleihungsquoten unterschiedliche Zinssätze an. Grundsätzlich gilt:

  • Niedrige Beleihungsquote (bis 60 %)
    Eine niedrige Beleihungsquote bedeutet ein geringes Risiko für die Bank. Deshalb werden Kredite mit niedriger Beleihungsquote oft mit günstigeren Zinssätzen angeboten.
  • Mittlere Beleihungsquote (60–80 %)
    Hier steigt das Risiko für die Bank, sodass die Zinssätze etwas höher ausfallen können.
  • Hohe Beleihungsquote (über 80 %)
    Eine hohe Beleihungsquote bedeutet für die Bank ein erhöhtes Risiko. Daher müssen Kreditnehmer in der Regel höhere Zinsen zahlen. Zudem verlangen Banken bei einer sehr hohen Beleihungsquote häufig zusätzliche Sicherheiten, zum Beispiel Bürgschaften oder eine Restschuldversicherung.

Maximale Beleihungsquote und Eigenkapitalanteil

In Deutschland finanzieren Banken Immobilien üblicherweise mit einer maximalen Beleihungsquote von 80–90 %. Einige Banken bieten auch eine Finanzierung mit einer Beleihungsquote von bis zu 100 % an, jedoch meist zu deutlich schlechteren Konditionen und oft nur für besonders bonitätsstarke Kunden.

Der Eigenkapitalanteil des Kreditnehmers ergibt sich aus der Differenz zwischen 100 % und der Beleihungsquote. Wenn die Bank beispielsweise eine maximale Beleihungsquote von 80 % ansetzt, muss der Kreditnehmer mindestens 20 % des Kaufpreises als Eigenkapital einbringen.

Ein Beispiel:

  • Kaufpreis der Immobilie: 400.000 Euro
  • Beleihungsquote: 80 % → Bank finanziert 320.000 Euro
  • Eigenkapitalanteil: 20 % → Kreditnehmer muss 80.000 Euro selbst aufbringen

Je höher der Eigenkapitalanteil, desto geringer ist das Risiko für die Bank, was sich wiederum positiv auf die Zinssätze auswirkt.

Einfluss der Beleihungsquote auf die Anschlussfinanzierung

Die Beleihungsquote spielt nicht nur bei der Erstfinanzierung eine Rolle, sondern auch bei der Anschlussfinanzierung. Wenn der Kreditnehmer nach einigen Jahren eine Anschlussfinanzierung benötigt, wird erneut die aktuelle Beleihungsquote ermittelt.

Ein entscheidender Faktor hierbei ist die Tilgung des Kredits:

  • Hat der Kreditnehmer bereits einen erheblichen Teil des Darlehens zurückgezahlt, sinkt die Beleihungsquote, was bessere Konditionen für die Anschlussfinanzierung ermöglichen kann.
  • Ist die Immobilie im Wert gestiegen, kann sich ebenfalls eine niedrigere Beleihungsquote ergeben.
  • Umgekehrt kann eine Wertminderung der Immobilie dazu führen, dass die Beleihungsquote steigt, was sich negativ auf die Kreditkonditionen auswirkt.

Beleihungsquote bei verschiedenen Kreditarten

Die Beleihungsquote findet nicht nur bei Immobilienfinanzierungen Anwendung, sondern auch bei anderen Kreditarten, beispielsweise:

Kreditart Typische Beleihungsquote Besonderheiten
Immobilienkredit 60–90 % Hängt von Eigenkapitalanteil und Bonität ab
Gewerbeimmobilienfinanzierung 50–70 % Banken sind vorsichtiger, da Gewerbeimmobilien schwerer verwertbar sind
Lombardkredit (Wertpapierkredit) 40–80 % Hängt vom Wertpapierportfolio und den enthaltenen Risiken ab
Kfz-Finanzierung 50–100 % Je nach Bonität und Fahrzeugwert, oft mit Anzahlung

Fazit

Die Beleihungsquote ist ein zentrales Kriterium bei der Kreditvergabe, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen. Sie bestimmt maßgeblich die Kreditkonditionen und das Risiko für den Kreditgeber. Eine niedrige Beleihungsquote bedeutet günstigere Zinsen, während eine hohe Beleihungsquote höhere Zinsen und eventuell zusätzliche Sicherheiten erfordert. Kreditnehmer sollten daher versuchen, möglichst viel Eigenkapital in eine Finanzierung einzubringen, um bessere Konditionen zu erhalten und langfristig Zinskosten zu sparen.