Downgrading Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Zwangsdelisting Nächster Begriff: FIFO (First In – First Out)
Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens, einer Anleihe oder eines Staates durch eine Ratingagentur, was auf ein erhöhtes Ausfallrisiko hinweist
Downgrading bezeichnet im finanzwirtschaftlichen Kontext die Herabstufung eines Emittenten, Finanzinstruments oder Unternehmens durch eine externe Instanz – typischerweise eine Ratingagentur oder eine Börse. Der Begriff kann je nach Zusammenhang unterschiedliche Bedeutungen annehmen, bezieht sich jedoch stets auf eine qualitative oder quantitative Abstufung in Bezug auf Bonität, Marktsegment oder regulatorische Anforderungen.
Im Kontext der Börsennotierung meint Downgrading speziell den Wechsel eines Unternehmens aus einem höher regulierten Börsensegment in ein niedriger reguliertes Marktsegment, was faktisch eine Reduzierung der Transparenzpflichten und Kapitalmarktzugänge bedeutet. Im weiteren Sinne kann Downgrading auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Ratingagenturen bezeichnen.
Formen des Downgradings
Je nach Kontext ist zwischen mehreren Formen des Downgradings zu unterscheiden:
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Börsensegmentbezogenes Downgrading (Segmentwechsel)
Wechsel eines börsennotierten Unternehmens aus einem regulierten Marktsegment (z. B. Prime Standard oder General Standard) in einen weniger regulierten Bereich (z. B. Freiverkehr / Open Market / Scale). Dieses Downgrading reduziert die regulatorischen Pflichten, insbesondere hinsichtlich Publizität, Corporate Governance und Finanzberichterstattung. -
Rating-Downgrade
Herabstufung eines Emittenten oder Finanzinstruments durch Ratingagenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s oder Fitch. Dies betrifft vor allem die Bonität und das damit verbundene Ausfallrisiko eines Schuldners. Ein Downgrade kann z. B. eine Abstufung von „Investment Grade“ auf „Non-Investment Grade“ (auch „Junk Status“) bedeuten. -
Technisches Downgrading
Interne Rückstufung eines Wertpapiers durch Banken oder institutionelle Investoren auf Basis eigener Risiko- und Bewertungsmodelle, ohne externe Kommunikation.
Downgrading im Börsensegment – Bedeutung und Ablauf
Ein börsensegmentbezogenes Downgrading erfolgt in der Regel auf Antrag des Emittenten, kann aber auch von der Börse selbst initiiert werden, wenn bestimmte Zulassungskriterien nicht mehr erfüllt werden. Beispiele:
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Verlust der erforderlichen Mindestanzahl an Aktien im Streubesitz
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Nichterfüllung von Transparenzanforderungen (z. B. fehlende Quartalsberichte)
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Unzureichende Marktkapitalisierung oder Handelsvolumina
Beispielhafte Segmentwechsel in Deutschland:
| Ausgangssegment | Zielsegment | Folge des Downgradings |
|---|---|---|
| Prime Standard | General Standard | Reduzierung der Berichtspflichten (z. B. keine Quartalsberichte mehr) |
| General Standard | Scale (Freiverkehr) | Wechsel aus dem regulierten Markt in einen unregulierten Marktbereich |
| Scale / Open Market | Kein Segment mehr | Börsenabgang bzw. Delisting |
Der formale Ablauf eines Downgradings aus regulatorischen Börsensegmenten sieht üblicherweise vor:
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Antrag des Emittenten an die Börse oder Entscheidung der Börsengeschäftsführung
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Prüfung durch die Börsenaufsicht
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Veröffentlichung der Entscheidung und Fristsetzung
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Umsetzung des Segmentwechsels
Ein öffentliches Abfindungsangebot an Aktionäre ist – anders als beim vollständigen Delisting – nicht erforderlich, da die Börsennotierung als solche bestehen bleibt, wenn auch in einem weniger regulierten Markt.
Downgrading durch Ratingagenturen – Bedeutung und Folgen
Ein Rating-Downgrade hat in der Regel deutlich unmittelbarere Auswirkungen auf den Kapitalmarkt. Es betrifft Emittenten von Anleihen ebenso wie Staaten, Banken oder strukturierte Finanzprodukte. Herabstufungen können ausgelöst werden durch:
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Verschlechterung der finanziellen Lage (z. B. Anstieg der Verschuldung, sinkende Erträge)
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Negative Marktentwicklungen oder Branchenrisiken
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Managementprobleme oder rechtliche Risiken
Mögliche Auswirkungen eines Rating-Downgrades:
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Erhöhung der Finanzierungskosten
Investoren fordern bei höherem Risiko höhere Zinsen, was künftige Anleiheemissionen verteuert. -
Einschränkung des Kapitalmarktzugangs
Viele institutionelle Anleger dürfen nur in Papiere mit Investment-Grade-Rating investieren. Ein Downgrade auf Non-Investment-Grade kann Verkäufe auslösen („Forced Selling“). -
Kursverluste bei betroffenen Wertpapieren
Besonders bei Anleihen kann ein Downgrade zu erheblichen Kursverlusten führen, da sich das Marktrisiko erhöht. -
Sicherheitenanforderungen (Collateral Triggers)
In Finanzverträgen sind häufig Covenants verankert, die bei einem Downgrade zusätzliche Sicherheiten oder Rückzahlungen verlangen. -
Reputationsschaden
Herabstufungen werden am Markt häufig als Signal für strukturelle Schwächen wahrgenommen, auch wenn sie rein vorsorglicher Natur sind.
Abgrenzung zu verwandten Begriffen
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Delisting: Beendigung der Börsennotierung; ein Downgrading kann ein Vorbote oder Zwischenschritt eines Delistings sein.
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Squeeze-Out: Zwangsausschluss von Minderheitsaktionären – kann mit einem Downgrading oder Delisting kombiniert auftreten.
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Handelsaussetzung: Temporärer Stopp des Handels, hat keinen dauerhaften Charakter wie ein Downgrading oder Delisting.
Bewertung aus Sicht von Unternehmen und Anlegern
Aus Unternehmenssicht kann ein Downgrading – insbesondere im Börsensegment – strategisch motiviert sein, etwa zur Reduktion der Berichtspflichten, Kostensenkung oder Fokussierung auf langfristige Kapitalgeber. Dennoch signalisiert es oft eine geringere Kapitalmarktorientierung, was von Investoren als negativ wahrgenommen werden kann.
Für Anleger ist ein Downgrading ein wichtiges Signal zur Risikobewertung. Während ein Wechsel in ein niedriger reguliertes Börsensegment zu geringerer Transparenz und Liquidität führen kann, ist ein Rating-Downgrade oft mit finanziellen Verlusten oder Handlungszwang verbunden.
Fazit
Downgrading bezeichnet die Herabstufung eines Unternehmens, Wertpapiers oder Emittenten in Bezug auf Bonität oder Marktsegment. Besonders bedeutsam ist das Downgrading im Börsensegment, das einen Wechsel in weniger regulierte Marktbereiche darstellt, sowie im Kreditrating, bei dem sich Herabstufungen unmittelbar auf die Refinanzierungskosten und Marktstellung auswirken können. Für Emittenten kann ein Downgrading strategisch motiviert sein, für Anleger stellt es in der Regel ein Warnsignal dar. Die Bewertung des Downgradings muss stets im Gesamtzusammenhang der Unternehmensentwicklung und Marktlage erfolgen.