International Organization of Securities Commissions (IOSCO) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Ausschuss für Zahlungsverkehrssysteme (CPSS) Nächster Begriff: Dezentrale Finanzsysteme (DeFi)

Eine internationale Organisation, die eine zentrale Rolle bei der Regulierung der globalen Wertpapiermärkte spielt

Die International Organization of Securities Commissions (IOSCO) ist die wichtigste internationale Organisation für die Regulierung und Überwachung von Wertpapiermärkten. Sie wurde 1983 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Madrid, Spanien. Die IOSCO setzt sich aus Wertpapieraufsichtsbehörden aus mehr als 130 Ländern zusammen, die gemeinsam rund 95 % der weltweiten Kapitalmärkte regulieren. Ihr Ziel ist es, internationale Standards für den Anlegerschutz, die Marktintegrität und die Finanzstabilität zu entwickeln und durchzusetzen.

Hintergrund und Entstehung der IOSCO

Die IOSCO entstand aus der Inter-American Conference of Securities Commissions, die erstmals 1974 in Südamerika stattfand. Aufgrund der wachsenden Bedeutung der Kapitalmärkte und der Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit wurde 1983 die IOSCO als weltweite Organisation gegründet.

Die Finanzkrise von 2008 verdeutlichte die Notwendigkeit einer verstärkten internationalen Regulierung der Finanzmärkte. Seitdem arbeitet die IOSCO enger mit anderen globalen Organisationen wie dem Financial Stability Board (FSB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zusammen, um systemische Risiken zu minimieren und die Stabilität der globalen Finanzmärkte zu sichern.

Struktur und Organisation

Die IOSCO ist in verschiedene Gremien unterteilt, die unterschiedliche regulatorische Aufgaben übernehmen:

  1. Präsidentenkomitee

    • Besteht aus den Vorsitzenden der nationalen Wertpapieraufsichtsbehörden.
    • Bestimmt die strategische Ausrichtung der IOSCO.
  2. Verwaltungsrat (Board of Directors)

    • Das wichtigste Entscheidungsgremium der IOSCO.
    • Entwickelt Standards für die Regulierung von Kapitalmärkten.
  3. Technische Ausschüsse

    • Bestehen aus Arbeitsgruppen, die sich mit spezifischen Themen wie Marktmissbrauch, Anlegerschutz oder Derivatehandel befassen.
  4. Regionale Ausschüsse

    • Vertreten die Interessen einzelner Weltregionen, z. B. Europa, Asien oder Lateinamerika.
  5. Generalsekretariat

    • Koordiniert die tägliche Arbeit der IOSCO und ist in Madrid angesiedelt.

Ziele und Aufgaben der IOSCO

Die IOSCO verfolgt drei Hauptziele:

  1. Schutz der Anleger

    • Sicherstellung, dass Investoren faire und transparente Informationen über Finanzprodukte erhalten.
    • Bekämpfung von Betrug und Marktmissbrauch, insbesondere Insiderhandel und Manipulationen.
  2. Gewährleistung effizienter, transparenter und fairer Märkte

    • Entwicklung von Standards für Börsen und Wertpapierhandelssysteme.
    • Überwachung und Regulierung neuer Finanzinstrumente wie Kryptowährungen und digitale Assets.
  3. Reduzierung systemischer Risiken

    • Zusammenarbeit mit Zentralbanken und internationalen Organisationen, um Finanzkrisen zu vermeiden.
    • Entwicklung von Regeln zur Kontrolle systemrelevanter Marktteilnehmer wie Hedgefonds oder Ratingagenturen.

Wichtige Standards und Veröffentlichungen

Die IOSCO entwickelt internationale Standards, die als Grundlage für nationale Wertpapierregulierungen dienen. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen gehören:

  • IOSCO-Prinzipien für Wertpapierregulierung (Objectives and Principles of Securities Regulation, 2010)
    • Enthält 38 Prinzipien für die Regulierung von Kapitalmärkten, die weltweit anerkannt sind.
  • Marktmissbrauchsrichtlinien
    • Richtlinien zur Bekämpfung von Insiderhandel, Marktmanipulation und anderen illegalen Aktivitäten.
  • Regulierung von Krypto-Assets (2023)
    • Empfehlungen zur Regulierung von Kryptowährungen, Stablecoins und dezentralen Finanzsystemen (DeFi).
  • Berichte zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
    • Standards zur Offenlegung klimabezogener Finanzrisiken.

Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen

Die IOSCO arbeitet eng mit anderen internationalen Institutionen zusammen, um eine einheitliche Regulierung der globalen Kapitalmärkte zu gewährleisten:

  • Financial Stability Board (FSB): Zusammenarbeit zur Bekämpfung systemischer Finanzrisiken.
  • Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS): Entwicklung von gemeinsamen Standards für Banken und Finanzinstitute.
  • Internationaler Währungsfonds (IWF): Förderung stabiler Kapitalmärkte in Entwicklungsländern.
  • Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA): Umsetzung von IOSCO-Standards in der EU-Regulierung.

Bedeutung für das globale Finanzsystem

Die Arbeit der IOSCO hat weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte:

  • Erhöhte Markttransparenz: Durch strengere Offenlegungspflichten und Überwachung werden Finanzmärkte transparenter und sicherer.
  • Schutz der Anleger: Die Standards der IOSCO verbessern den Anlegerschutz und reduzieren das Risiko von Finanzbetrug.
  • Stärkere Kontrolle von Hedgefonds und Derivaten: Nach der Finanzkrise wurden neue Regeln eingeführt, um hochriskante Finanzprodukte besser zu regulieren.
  • Regulierung von Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten: Die IOSCO entwickelt neue Rahmenwerke zur Kontrolle von Bitcoin, Stablecoins und Blockchain-Technologien.

Kritik an der IOSCO

Trotz ihrer Erfolge gibt es Kritik an der IOSCO:

  • Fehlende Durchsetzungsmacht: Die IOSCO kann nur Empfehlungen geben, hat aber keine rechtliche Befugnis zur Durchsetzung ihrer Standards.
  • Unterschiedliche nationale Interessen: Einige Länder setzen die IOSCO-Standards strikter um als andere, was zu regulatorischen Lücken führt.
  • Langsame Anpassung an neue Technologien: Die Regulierung von Kryptowährungen und anderen Finanzinnovationen erfolgt oft verzögert.

Fazit

Die International Organization of Securities Commissions (IOSCO) spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung der globalen Wertpapiermärkte. Ihre Standards und Empfehlungen haben erheblichen Einfluss auf die Finanzmarktstabilität, den Anlegerschutz und die Bekämpfung von Marktmissbrauch.

Trotz einiger Herausforderungen bleibt die IOSCO eine der wichtigsten Organisationen zur Förderung transparenter, fairer und effizienter Kapitalmärkte weltweit. In Zukunft wird sie eine Schlüsselrolle bei der Regulierung neuer Finanztechnologien wie digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), Kryptowährungen und nachhaltige Finanzprodukte spielen.