New Deal (1933) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Große Depression (1929) Nächster Begriff: Erster New Deal (1933–1934)
Eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen Reformen des 20. Jahrhunderts, der die US-Wirtschaft nach der Großen Depression stabilisierte und den Grundstein für viele moderne Sozial- und Wirtschaftsprogramme legte
Der New Deal war ein umfassendes wirtschaftliches und soziales Reformprogramm, das von US-Präsident Franklin D. Roosevelt ab 1933 eingeführt wurde, um die Auswirkungen der Großen Depression zu bekämpfen. Er umfasste eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft, zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Reform des Finanzsystems. Der New Deal prägte die wirtschaftspolitische Entwicklung der USA nachhaltig und führte zu einer stärkeren Rolle des Staates in der Wirtschaft.
Hintergrund des New Deal
Die Große Depression (1929–1939) führte in den USA zu einer beispiellosen Wirtschaftskrise:
- Die Arbeitslosenquote erreichte 1933 mit über 25 % ihren Höchststand.
- Tausende Banken und Unternehmen gingen pleite, wodurch Millionen von Menschen ihre Ersparnisse verloren.
- Die Industrieproduktion sank um über 40 %.
- Infolge der Deflation fiel die Kaufkraft der Bevölkerung, was die Wirtschaft weiter schwächte.
- Landwirtschaftliche Erzeuger litten unter sinkenden Preisen und einer schweren Dürreperiode (die „Dust Bowl“).
Präsident Herbert Hoover, Roosevelts Vorgänger, hatte kaum wirksame Maßnahmen ergriffen, um die Krise zu bewältigen. Bei der Präsidentschaftswahl 1932 setzte sich Franklin D. Roosevelt mit dem Versprechen eines „New Deal“ für das amerikanische Volk durch.
Phasen und Maßnahmen des New Deal
Der New Deal bestand aus zwei Hauptphasen:
- Erster New Deal (1933–1934) – kurzfristige Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
- Zweiter New Deal (1935–1938) – tiefgreifendere Reformen zur sozialen Absicherung und wirtschaftlichen Regulierung
Erster New Deal (1933–1934) – Krisenbewältigung
Ziel war die schnelle Wiederbelebung der Wirtschaft durch Bankenreformen, Arbeitsbeschaffungsprogramme und Finanzmarktregulierungen.
Wichtige Maßnahmen:
- Bank Holiday und Banking Act (1933): Alle Banken wurden für mehrere Tage geschlossen, um einen Bankansturm zu verhindern. Der Glass-Steagall Act trennte Geschäfts- und Investmentbanken und führte die Einlagensicherung (FDIC) ein.
- Emergency Banking Relief Act: Regierung half Banken mit Kapital und garantierte gesunde Bankgeschäfte.
- Civilian Conservation Corps (CCC): Beschäftigungsprogramm für junge Männer in Forst- und Umweltschutzprojekten.
- Public Works Administration (PWA): Großprojekte für Infrastruktur (Straßen, Brücken, Dämme) zur Schaffung von Arbeitsplätzen.
- Agricultural Adjustment Act (AAA): Unterstützung für Landwirte durch Produktionsbeschränkungen zur Stabilisierung der Preise.
- Tennessee Valley Authority (TVA): Großprojekt zur Elektrifizierung und wirtschaftlichen Entwicklung des armen Tennessee-Tals.
Zweiter New Deal (1935–1938) – Strukturreformen
Diese Phase konzentrierte sich auf soziale Absicherung, Arbeitsrecht und Steuerreformen zur Umverteilung des Wohlstands.
Wichtige Maßnahmen:
- Social Security Act (1935): Einführung eines Rentensystems, Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe.
- National Labor Relations Act (Wagner Act, 1935): Stärkung der Gewerkschaften, Schutz des Streikrechts.
- Works Progress Administration (WPA, 1935): Staatliches Beschäftigungsprogramm, das Millionen von Menschen in Bau-, Kunst- und Bildungsprojekten einband.
- Wealth Tax Act (1935): Erhöhung der Steuern für Reiche zur Finanzierung sozialer Programme.
Auswirkungen des New Deal
Der New Deal hatte tiefgreifende wirtschaftliche, soziale und politische Auswirkungen:
Positive Effekte:
- Schaffung von Millionen Arbeitsplätzen und wirtschaftliche Erholung.
- Stabilisierung des Bankensystems und des Finanzmarktes.
- Einführung eines Sozialsystems, das bis heute Bestand hat.
- Stärkung der Gewerkschaften und Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
- Entwicklung der Infrastruktur durch staatliche Bauprojekte.
Kritik und Herausforderungen:
- Einige Maßnahmen, insbesondere der Agricultural Adjustment Act, wurden vom Obersten Gerichtshof als verfassungswidrig erklärt.
- Der New Deal führte zu einer erheblichen Staatsverschuldung, da viele Programme durch Kredite finanziert wurden.
- Einige Kritiker sahen im New Deal eine zu starke Einmischung des Staates in die Wirtschaft.
- Die Arbeitslosigkeit blieb bis zum Zweiten Weltkrieg hoch, sodass die endgültige wirtschaftliche Erholung erst mit der Kriegswirtschaft ab 1939 eintrat.
Vergleich mit anderen Wirtschaftskrisen
| Krise | Wirtschaftspolitik | Staatliche Intervention | Auswirkungen |
|---|---|---|---|
| Große Depression (1929) | New Deal | Starke Eingriffe | Langsame Erholung bis zum Zweiten Weltkrieg |
| Finanzkrise (2008) | Rettungspakete für Banken, Konjunkturprogramme | Moderate Eingriffe | Schnellere Erholung, aber hohe Staatsverschuldung |
Fazit
Der New Deal war eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen Reformen des 20. Jahrhunderts. Er stabilisierte die US-Wirtschaft nach der Großen Depression und legte den Grundstein für viele moderne Sozial- und Wirtschaftsprogramme. Trotz Kontroversen führte er zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik, indem der Staat eine aktivere Rolle in der Regulierung der Märkte und der sozialen Absicherung übernahm. Seine Auswirkungen sind bis heute spürbar, insbesondere in den Bereichen Sozialversicherung, Arbeitsrecht und Finanzmarktregulierung.