LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres die Neustrukturierung und steigende Zinsen zu spüren bekommen. Erst am Freitag hatte das Unternehmen sich finanziell etwas Luft verschafft und sich mit wichtigen Gläubigern über Anleihebedingungen geeinigt sowie die Zusicherung für neues Fremdkapital über fast eine Milliarde Euro erhalten. Daher fühlt sich das Management für die kommenden Jahre gewappnet. Die Prognose für das Gesamtjahr 2022 wurde bestätigt.

Die Vereinbarung mit den Gläubigern sichere die Finanzierung bis Mitte 2025, teilte der Konzern am Dienstag in Luxemburg mit. Dies gelte auch für den theoretischen Fall, dass keine weiteren Portfolio- oder Projektveräußerungen stattfinden. Ebensolche stehen aber weiter ins Haus, da Adler sich künftig auf Berlin konzentrieren will. Im dritten Quartal kam der Konzern dabei zwar voran, die Verschuldung blieb aber weiter hoch.

Adler war in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Bis Ende September 2022 fiel der beizulegende Zeitwert des Portfolios von Adler im Vergleich zur Jahresmitte aufgrund höherer Finanzierungskosten um 2,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist er allerdings etwas besser geworden, ebenso wie die Leerstandsquote. Sie hat sich mit 1,7 Prozent fast halbiert. Gleichzeitig brachen die Nettomieterträge wegen der Verkäufe um 28 Prozent auf 187 Millionen Euro ein. Das operative Ergebnis aus Vermietung (FFO 1) fiel sogar um ein Drittel auf 68 Millionen Euro.

Derweil schreitet die Neustrukturierung voran: Im dritten Quartal konnte Adler den Verkauf von drei Entwicklungsprojekten abschließen. Der Gesamtbruttoerlös belief sich auf rund 218 Millionen Euro. Außerdem wurde der Verkauf eines weiteren Objekts für einen erwarteten Bruttoerlös von rund 37 Millionen Euro vereinbart, wie das Unternehmen weiter mitteilte.

Der für die Anleihebedingungen maßgebliche Verschuldungsgrad (bereinigt um die zur Veräußerung gehaltenen Positionen) lag per Ende September bei 55 Prozent und damit deutlich unter dem relevanten Schwellenwert der Anleihebedingungen von 60 Prozent, wie es weiter hieß. Ende Juni hatte der Wert, der die Schulden in Relation zum Verkehrswert der Immobilien angibt, noch 58 Prozent betragen, Ende 2021 noch 50,9 Prozent./lew/mis/tav

Quelle: dpa-AFX