Starkes Wachstum, dickes Gewinnplus, bessere Marge - und trotzdem strafen Anleger die Teamviewer-Aktie heftig ab. Auch manche Analysten senken die Daumen. Über die Gründe wird in unserer Community heiß diskutiert.

Der Umsatz von Fernwartungsspezialist Teamviewer ist im ersten Quartal um 13 Prozent auf 151,3 Millionen Euro geklettert, wie das MDax-Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Auch das bereinigte EBITDA legte zu – um 18 Prozent auf 64,1 Millionen Euro. Der Gewinn stieg sogar um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, auf 23,1 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr plant Teamviewer ein Umsatzwachstum zwischen zehn bis 14 Prozent auf 620 bis 645 Millionen Euro. 

Auf den ersten Blick scheint das Unternehmen auf Kurs zu sein. Dennoch mussten Anleger nach den Zahlen erst einmal starke Nerven haben: Der Kurs brach bis Mittwochmittag um mehr als zwölf Prozent ein und notierte unter der Marke von 15 Euro. 

In der wallstreet:online Community halten manche User den Kurssturz für übertrieben.

"Hatte angesichts der tollen Entwicklung seit dem Tiefpunkt von 8 Euro - Chapeau für alle, die der Aktie die Treue hielten - schon mit dem Neueinstieg geliebäugelt. Gottseidank habe ich es nicht vor heute gemacht. So, denke ich, habe ich vorhin bei ca. 14,70 einen erneut ganz guten Einstiegspunkt gehabt. Ich halte den Rückschlag heute angesichts des soliden Zahlenwerks für überzogen." tubby02

Unter anderem wurde das schleppende Geschäft mit den Großkunden in der Region Amerika als Schwachpunkt ausgemacht. Das Unternehmen will mit einem Managementwechsel in der Region und einem neuen Sales Hub in Mexiko reagieren.

Positiv sah es hingegen bei den kleinen und mittelständischen Kunden aus. In dieser Sparte wächst das Neugeschäft. Bei ihrem Hauptprodukt Fernwartung wollen die Göppinger mit einem Update für mehr Wachstum sorgen. Unter anderem sollen mehr Angebote auf einer einzigen Softwareplattform verfügbar werden.

"Wo Sonne ist, da ist auch Schatten. Bei TeamViewer ist meiner Meinung nach das Wetter momentan heiter bis wolkig. Den Hochsommer, da freuen wir uns doch alle drauf, wenn der mal kommt." Dreiseitensteak 

In der Vergangenheit hatte immer wieder auch der millionenschwere Sponsoring-Vertrag mit dem englischen Fußballverein Manchester United für Schlagzeilen gesorgt. Zwar hat Teamviewer sich mit dem Verein schon auf eine Auflösung des kostspieligen Engagements geeinigt. So lange jedoch kein neuer Hauptsponsor gefunden ist, prangt das Teamviewer-Logo weiter auf den Trikots des Clubs. Vielen Anlegern ist der ManU-Deal schon lange ein teurer Dorn im Auge.

Analysten sind gespalten bei Teamviewer

Die Analysten von JPMorgan konnte die Überraschung beim EBITDA nicht überzeugen. Das Wachstum im Enterprise-Geschäft schwäche sich weiter ab, schreibt Analyst Toby Ogg in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Er belässt die Aktie weiter auf "Underweight" mit einem Kursziel von 12 Euro.

Etwas zuversichtlicher ist Analyst Andreas Wolf von Warburg. Er lässt sein Kursziel bei 16,50 Euro und rät zum Kaufen. "Die wichtigsten Wachstumstreiber waren erfolgreiche Upselling- und Cross-Selling-Initiativen, gezielte Monetarisierungskampagnen und eine Zunahme mehrjähriger Verträge mit einem gut etablierten und loyalen Kundenstamm", schreibt Wolf.

"Man beachte die Vertriebskosten. Ein Phänomen, was auch bei den ganzen e-Commerce-Highflyern zu beobachten ist. Es wird immer schwierig neue Kunden zu gewinnen. Deutet auf zwei Probleme hin. Die Unternehmen halten wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage das Geld zusammen und der Markt ist in vielen Bereichen gesättigt." bvbdoedel

Goldman-Analyst Mohammed Moawalla sieht die Erwartungen erfüllt und die Jahresziele bestätigt. Er bleibt bei seinem "Kaufen"-Urteil mit einem Kursziel von 21 Euro. Auch Sherri Malek von der kanadischen RBC bleibt zuversichtlich und belässt Teamviewer auf "Overweight" mit Kursziel 19 Euro. Die Analystin sieht das Unternehmen vergleichsweise gut gerüstet, um einem möglichen Wirtschaftsabschwung zu trotzen. Eine attraktive Barmittelgenerierung und Aktienrückkäufe dürften noch Unterstützung für die Aktie bieten. 

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion


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Quelle: Wallstreet Online