PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die aus den USA herüber geschwappte Bankenkrise weitet sich in Europa zu Wochenbeginn aus und wirft den EuroStoxx 50 auf das tiefste Niveau seit neun Wochen zurück.

Der Eurozonen-Leitindex brach in den ersten anderthalb Stunden des Handels um über 3 Prozent ein auf 4090 Punkte. Er riss damit die 50-Tage-Linie, die als mittelfristiger Trendindikator bisher stabil nach oben lief. Noch ärger erwischte es den marktbreiten Stoxx Europe 600 mit dem niedrigsten Niveau seit zehn Wochen, schwer belastet vom Kurseinbruch der Bankenbranche. Der Stoxx Europe 600 Banks verlor seit dem vergangenen Donnerstag inzwischen 9 Prozent an Wert.

Der Optimismus am Markt über die Sicherung der Kundeneinlagen bei der kollabierten Venture-Capital-Bank Silicon Valley Bank (SVB) halte sich in Grenzen, schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Risiken durch hohe Buchverluste in den Anleiheportfolios der Banken blieben bestehen und dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen.

Erst die Pleite der Silvergate Capital, jetzt die SVB Financial, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Übernacht-Rettungs-Aktion für die SVB wecke böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Zwar versuche die US-Regierung, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert. "Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen".

Papiere der HSBC verloren 3,7 Prozent. Die britische Großbank übernimmt die britische Tochter der SVB. Die britische Regierung teilte am Montagmorgen mit, die Transaktion sei "von der Bank of England in Absprache mit dem Finanzministerium erleichtert" worden. "Es sind keine Steuergelder beteiligt, und Kundeneinlagen wurden geschützt", hieß es in London weiter.

Der Pariser Leitindex Cac 40 sank um 2,9 Prozent, während der britische FTSE 100 zuletzt 2,4 Prozent verlor./ag/mis

Quelle: dpa-AFX