FRANKFURT (dpa-AFX) - Unerwartet gute Konjunkturdaten haben die Lust der Anleger auf Aktien am Freitag angeschoben. In der Eurozone hatte sich der Preisauftrieb im März überraschend deutlich abgeschwächt. Damit dürften all jene Investoren Mut schöpfen, die auf eine künftig weniger harte Gangart der Notenbanken im Kampf gegen den Preisauftrieb hoffen. Der Dax kletterte bis zum Mittag um 0,30 Prozent auf 15 569,35 Punkte, womit sich die aktuelle Erholungswoche weiter fortsetzte.

Die Wogen der jüngsten Banken-Turbulenzen und der Zins-Unsicherheit hatten sich in den vergangenen Tagen beruhigt, weshalb die Anleger zuletzt wieder risikofreudiger vorgingen. Der Dax steuert aktuell auf ein Wochenplus von rund vier Prozent zu. Mit den aktuellen Kursgewinnen rückt auch das Jahreshoch bei gut 15 706 Punkten von Anfang März näher heran. Nahezu ausgeglichen sind die Verluste seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, die die Bankenprobleme mit ins Rollen gebracht hatte.

Das Thema Bankenkrise sei inzwischen für den Markt nahezu abgehakt, "nun stehen wieder die Themen Inflation und Zinsen im Fokus", schrieb Christian Henke vom Broker IG. Die Verbraucherpreise erhöhten sich in der Eurozone im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,9 Prozent nach einer Rate von 8,5 Prozent im Februar. Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang erwartet. Allerdings stieg die Kernjahresinflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, erwartungsgemäß auf ein Rekordniveau.

Für eine "Jubelarie" ist es den Experten der Bank Metzler zufolge daher noch viel zu früh, was die tags zuvor bereits veröffentlichten hiesigen Inflationszahlen auch belegten. "Denn ohne den Faktor Energie hat sich der Preisanstieg in Deutsch­land sogar noch verstärkt, was den Druck auf die EZB aufrecht erhält."

Die Anleger griffen gleichwohl auch in den hinteren Börsenreihen wieder zu. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte, der vor den Inflationszahlen noch ins Minus gedreht war, stieg zuletzt um 0,22 Prozent auf 27 518,23 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,39 Prozent auf 4302,16 Zähler.

Auf Unternehmensseite hierzulande richtete sich der Fokus der Anleger im Dax auf den Pharma- und Laborausrüster Sartorius . Der Konzern kauft für etwa 2,4 Milliarden Euro über seine Biotechnologie-Tochter den Gentherapie-Spezialisten Polyplus. Allerdings erwägt das Unternehmen zur Finanzierung der Übernahme eine Kapitalerhöhung über seine Tochter. Dieser Schritt könnte den Wert des Anteils für die Altaktionäre zunächst schmälern. Die Sartorius-Vorzüge fielen somit als Index-Schlusslicht um mehr als sieben Prozent.

Enttäuscht reagierten die Börsianer auf den vorsichtigen Ausblick des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich und schauten damit über die überraschend guten Zahlen für das vergangene Jahr hinweg. Die Papiere verloren am MDax-Ende sieben Prozent und näherten sich der 100-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend. Wegen der hohen Energiekosten kalkuliert der Vorstand damit, dass die operative Marge in diesem Jahr nur im besten Fall das Niveau von 2022 erreicht.

Auch die Jahresprognose des Windkraftanlagenherstellers Nordex konnte die Anleger nicht überzeugen, die Papiere gaben nach einem deutlichen Vortagesplus nun um 3,8 Prozent nach. Der Windkraftanlagen-Hersteller kann auch in diesem Jahr einen operativen Verlust nicht ausschließen, da eine positive operative Marge nicht garantiert werden kann. Am Markt wurde zuletzt eindeutig mit einem positiven Betriebsergebnis gerechnet. Um Vertrauen am Markt herzustellen, müsse Nordex in diesem Jahr liefern, sagte ein Händler. Generell spreche die breite Zielspanne aber nicht gerade für "große Überzeugung".

Ferner profitierten Lufthansa mit einem Kursplus von 2,3 Prozent von einer Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank . Auch die Experten der Barclays Bank äußerten sich positiv zu der Fluggesellschaft./tav/stk

- Von Tanja Vedder, dpa-AFX -

Quelle: dpa-AFX