von Oskar Herbert

Düsseldorf, 30.07.2015: Drei Jahre ist es jetzt her, dass Mario Draghi sich zum Retter des Euro und der Euro-Wirtschaft aufschwang. Anleger sehen den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) mit gemischten Gefühlen: Die Kurse europäischer Staatsanleihen sind zeitweilig stark gestiegen. Bis heraus kam: Der Euro musste gar nicht gerettet werden. Die Wirtschaft kann nicht gerettet werden.

Als der EZB-Chef die sog. "Draghi-Doktrin" formulierte, frei übersetzt: "Wir können endlos Geld in die Wirtschaft pumpen", da war die 2,5%-Bundesanleihe2012/2044 gerade auf 110% gestiegen. Im April 2015 zahlten Anleger dann für diese damals längste Bundesanleihe den Spitzenkurs von 155%. Im Spätsommer 2015 blicken dieselben Anleger traurig hinter diesen Frühjahrkursen her: "Bund2044" wird jetzt nur noch mit 127% bewertet und gehandelt. Diese Bundesanleihe steht beispielhaft für den allgemeinen Anleihentrend.


10% mit Griechenland-Anleihe?

Für die 3%ige Griechenland-Anleihe 2012/2042 bezahlten mutige Käufer am 25.7.2012 kaum mehr als 12%. Im April 2014 hätten diese Mutigen 70% für diese Anleihe erlösen können. Der Gewinn wäre höher gewesen als der Verlust, den Anleger zuvor beim angeblich freiwilligen ersten Schuldenschnitt für griechische Anleihen hinnehmen mussten. Ende Juli 2015 ist die griechische Börse noch geschlossen. Entsprechend werden griechische Anleihen auch nicht an deutschen Börsen gehandelt. Per Ende Juni 2015 stehen noch 36% für diese Griechen-Anleihe in der Kursübersicht. Das wären fast 10% laufende Rendite, wenn der Börsenhandel nicht sofort höher beginnt.


Keine Deflation, keine Renditen

Wenn die Griechen-Börse wieder öffnet, wird man sehen, was Anleger bereit sind, für die jüngsten Vereinbarungen zur Überwindung der Griechen-Krise und zur angeblichen Rettung des Euro zu bezahlen; abzulesen beispielsweise am Kurs der langen Griechen-Anleihe. Dass der Euro keineswegs verloren gewesen wäre, wenn Griechenland nicht gerettet worden wäre, das darf inzwischen als allgemeingültig gelten. Dass Kunden und Konsumenten Dank Draghi-Doktrin und Kampfrettung der Griechen plötzlich so viel bei europäischen Unternehmen kaufen, dass die Unternehmen die Preise inflationär heraufsetzen können, das darf als absurd gelten. Genau diese Art Wiederbelebung von Wirtschaft und Inflation war und ist jedoch das Ziel der Draghi-Doktrin: keine Deflation mit der Folge: keine Renditen!


Risiko Versicherungen

Das krasse Gegenteil von Aufschwung und Inflation ist jedoch genau jene "Medizin", in die sich die Griechen nun wohl doch zwingen (müssen). Zur "Belohnung" wollen die angeblichen Euro-Retter unglaubliche Milliarden-Beträge nach Süden schicken; finanziert mit der Draghi-Doktrin und belastet mit dem Ärger von Sparern und Anlegern im Norden. Sie bekommen immer weniger Zinsen. Sie sind immer weniger in der Lage, etwa für ihr Alter zurückzulegen. "Risiko Versicherungen" titelte gerade das "Handelsblatt". Die Versicherer und ihre Kunden, die Sparer, sollen sich selbst aus dem Risiko ziehen, so lautet dieser Rettungsplan. Staatsbanker Draghi kann zwar mit seinen unendlichen Geldmengen jeden Preis für den Ankauf von Staatsanleihen bezahlen. Doch wer zu diesen Kursen verkauft, bekommt bei der Neuanlage des Geldes noch weniger Zinsen als vorher schon. Finanzminister Schäuble hat gerade eine neue Bundesanleihe herausgeben lassen; mit noch weniger Zinsen: 1%. Für diese Anleihe werden jetzt allerdings auch schon 103% geboten.

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