von Oskar Herbert

Düsseldorf, 12.12.2013:  Neuerdings freuen sich Beobachter, wenn allgemein die Preise schneller steigen; sprich wenn die Inflationsrate zunimmt. Dann nimmt nämlich die Wahrscheinlichkeit einer Deflation ab: Inflation ist weniger schlecht als Deflation.

Anleihen knapp im Plus

Der REX-Performanceindex der deutschen Anleihen steht Mitte Dezember nur noch ganz knapp über dem Stand von Anfang Januar 2013; ISIN: DE0008469115. Der Performanceindex vergleicht nicht nur die reine Kursentwicklung der Anleihen: Er rechnet auch die Zinsen mit in die Performance (Wertentwicklung) ein; und zwar so, dass gezahlte Zinsen in zusätzliche Anleihen investiert werden. Der Effekt mag 2013 nicht besonders hoch sein: Die Zinsen sind ja besonders niedrig. Das gilt auch, obwohl die Umlaufrendite inzwischen wieder bei 1,5% liegt; im Vergleich zu 1,1% zu Jahresbeginn. Bis zum Frühjahr 2013 war der REX noch gestiegen. Seither geht es mit dem gängigen Anleihen-Barometer - also praktisch mit dem DAX für Anleihen - bergab. Der REX-Kursindex zeigt die reine Kursentwicklung der Anleihen: Dieser Index wird Mitte Dezember um 1,5% unter dem Stand vom Jahresbeginn 2013 ausgerechnet; ISIN: DE0008469107. Ein Jahreszins ist dadurch schon verloren, sofern jetzt verkauft würde: Wenn Inflation und Zinsen steigen, dann sinken allgemein die Kurse von festverzinslichen Anleihen.

anleihen-app3

5% Rendite für Jahrhundert-Anleihe

Besser als der REX-Durchschnitt ist die 5,375%-Anleihe von Henkel. Sie läuft sage und schreibe noch 91 Jahre bis 2104; ISIN: XS0234434222. Seit Jahresbeginn 2013 ist der Kurs dieser faktisch ewigen Anleihe von 107,5 auf 106,3% gefallen. Zusätzlich haben die Anleger aber 53,75 € für jeweils 1.000 € Nennwert bekommen.

Die Performance dieser Anleihe ist also klar positiv und weit besser als jede Bundesanleihe, zumal der Patex-, Pril- und Persil-Konzern über gute Finanzen und ein sicheres "A"-Rating verfügt. Die laufende Rendite der Anleihe beträgt 5%. Am 24.11.2014 gibt es allerdings zum letzten Mal 5,375% Zinsen. Danach verwandelt sich die heutige Festzins-Anleihe in einen Floater, also in eine Anleihe mit variabler Verzinsung.

2,6% Rendite für Bund2044

Ab 25.11.2014 lautet die Zinsformel für die Henkel-2104-Anleihe: 3-Monats-Euribor + 285 Basispunkte. Momentan wären das 0,28 + 2,85 = 3,13 % Jahreszins. Variierung und Auszahlung des Zinses erfolgen vierteljährlich. 3,1% künftiger Jahreszins bedeutet auf den heutigen Kurs von 106% nur eine laufende Rendite von 2,9%. Zum Vergleich: Die längste Bundesanleihe läuft bis 2044, also "nur" noch 31 Jahre; ISIN: DE0001135481. Diese Anleihe ist mit einem festen 2,5%-Kupon ausgestattet. Anleger bezahlen derzeit etwas mehr als 96% dafür. Das entspricht einer Rendite von 2,6%. Käufern dieser Anleihe muss allerdings klar sein, dass Sparer und Steuerzahler Bundesanleihen mit ihren eigenen Abgaben an den Staat praktisch an sich selbst zurückzahlen müssen. Henkel kann nicht auf Steuereinnahmen zurückgreifen, sondern muss die Rückzahlung aus Einnahmen bestreiten, die bis 2104 mit Verkäufen von Patex, Persil und manchem mehr erzielt werden wird, was im nächsten Jahrhundert bei Henkel noch produziert werden wird.

5,95% Zinsen für 98 Jahre

Die 5,95%-GdF-Suez-Anleihe ist erst in 98 Jahren fällig: am 16.3.2111. Das ist acht Jahre, bevor der Suez-Kanal sein 250jähriges Bestehen feiern wird. Diese Jahrhundert-Anleihe hat freilich nichts mit dem Kanal zu tun. Suez ist heute der große französische Gas- und Wasserversorger. Wegen dieser soliden Wirtschaftssubstanz wird die Anleihe inzwischen mit 126% bezahlt; ISIN: FR0011022474. Die Rendite schrumpft dadurch auf 4,7%. Der Zinskupon gilt fest bis ins 22. Jahrhundert; ganz gleich, was bis dahin mit Inflation oder Deflation passiert. Sollte nicht die Inflation zunehmen sondern die deflationäre Tendenz, dann wären auch noch höhere Kurse für das Suez-Papier möglich. Zum Vergleich: Die 4,5%-Anleihe der Republik Frankreich bis 2041 wird derzeit mit 122% bezahlt; ISIN: FR0010773192. Die Rendite liegt damit unter 4% für einen Schuldner, der aktuell mit seinen Einnahmen nicht auskommt.

Anleihe unter besonderer Beobachtung

20% Rendite mit Griechen-Glass

Die 9%-Anleihe der Yioula Glass Works ist innerhalb von kaum mehr als einem Jahr von 35% auf 85% gestiegen; ISIN: XS0235347035. Die 140-Mio-€-Anleihe wird schon in zwei Jahren am 1.12.2015 fällig. Die Bereitschaft von Anlegern, wieder viel höhere Kurse für den griechischen Glaskonzern zu bezahlen, lässt vermuten: Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die mehr als 50 Jahre alte Familienfirma aus Athen ihren Verpflichtungen wird nachkommen können. Neben der Familie Voulgarakis hält die Griechische Nationalbank einen kleinen Anteil an der Firma, die Ende 2013 knapp 250 Mio. € Umsatz mit Glasflaschen und anderem Behälterglass gemacht haben dürfte. Fabriken stehen auch in Bulgarien, Rumänien und in der Ukraine. Nach Abzug der hohen Zinskosten für diese 9%-Anleihe und für weitere Schulden weist Yioula Verluste aus. An Verbesserungen wird gearbeitet. Die Familie bindet nicht zuletzt auch die Politik ein, um sicher zu stellen, dass die Tradition des Privatunternehmens durch die Misswirtschaft der Politik nicht untergehen wird. Die laufende Rendite der Yioula-Anleihe liegt über 10%. Zuzüglich Tilgungsgewinn ergibt sich eine Effektivrendite von fast 20%.

anleihen

Alle News zu Anleihen finden Sie auf www.boersennews.de/markt/anleihen

Haftungsausschluss/Disclaimer

Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen.