FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Aufgrund der Handelsstreitigkeiten lassen Anleger derzeit lieber die Finger von asiatischen Unternehmen. Europäische und US-amerikanische Aktienfonds werden aber ebenfalls meist abgestoßen. Wachstumsansätze und Mischfonds sind gefragt.

9. August 2018. (FRANKFURT) Börse Frankfurt. Auch im Fondshandel macht sich der Handelsstreit zwischen den USA und China bemerkbar. Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab: Am Dienstag teilte die US-Regierung mit, ab 23. August Zölle von 25 Prozent auf chinesische Waren im Wert 16 Milliarden US-Dollar zu verhängen. "Das ist wie ein Damoklesschwert über den asiatischen Märkten", stellt Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank fest.

Nicht nur Fonds mit chinesischen Aktien seien betroffen, erklärt die Händlerin, sondern auch solche mit Titeln aus anderen asiatischen Ländern. So trennten sich Anleger vom Baring Hong Kong China in US-Dollar ( WKN 972840 ), vom UBS Equity Fund China Opportunity in US-Dollar ( WKN 986579 ), vom Fidelity Funds China Consumer in Euro ( WKN A1JH3G ) und vom Schroder ISF Emerging Asia in US-Dollar ( WKN A0BMNZ ). Nur ganz vereinzelt würden asiatische Aktien gekauft, erklärt die Händlerin. Der Baring Hong Kong China hat in diesem Jahr um 3,4 Prozent nachgeben, für die vergangenen fünf Jahre kommt der Fonds aber immer noch auf ein jährliches Plus von 11,5 Prozent.

Jan Duisberg von der ICF Bank macht darauf aufmerksam, dass der chinesische Yuan in den vergangenen sechs Wochen deutlich an Wert verloren hat - und zwar schneller als im Sommer 2015, als der Kursrückgang zu massiven Kapitalabflüssen geführt und eine Schockwelle ausgelöst hatte. "Jetzt wird das kaum beachtet." Dabei würden die Zölle durch die Abwertung quasi konterkariert.

Hohe Schwankungen in Fonds mit türkischen Aktien

Daneben beschäftigt die sich zuspitzende Krise in der Türkei die Anleger, wie Duisberg meldet. "Der Absturz der türkischen Lira ist so heftig, dass er nur noch negative Folgen hat, etwa Devisenprobleme der Banken und eine hohe Inflation wegen der teureren Importwaren." Fonds mit türkischen Aktien zeigten sich daher sehr volatil. "Da geht es an einem Tag schon mal bis zu 4 Prozent nach oben oder unten." Emerging Markets-Fonds leiden Duisberg zufolge weiter unter dem stärkeren US-Dollar. "Schwellenländer haben es dadurch schwerer, ihre auf US-Dollar lautenden Schulden zu bedienen.

Abflüsse aus Industrieländeraktien

Während es am deutschen und europäischen Aktienmarkt in den vergangenen vier Wochen seitwärts ging, legten die US-Märkte zu. Der DAX schwankte in den vergangenen Wochen zwischen 12.400 und 12.900 Punkten, am Mittwochmittag sind es 12.626 Zähler. Der Dow Jones kletterte hingegen in dieser Zeit von 24.700 auf zuletzt 25.646 Punkte. Der Nasdaq 100 erreichte Ende Juli sogar ein neues Allzeithoch, gab dann kräftig nach, hat die Verluste aber mittlerweile fast gänzlich wettgemacht.

Doch Deisenroth-Boström zufolge dominieren bei europäischen und US-amerikanischen Aktien die Abflüsse. So verabschieden sich Anleger zum Beispiel vom Nürnberger Euroland von Allianz Global Investors mit Aktien aus der Eurozone ( WKN 847122 ) und vom Allianz Nebenwerte Deutschland ( WKN 848176 ). Abgegeben wird auch der DWS Top Dividende ( WKN 984811 ). Unverändert beliebt ist hingegen der Morgan Stanley Global Opportunity in US-Dollar ( WKN A1H6XK ), der auf Sicht von einem Jahr auf ein Plus von 20,2 Prozent kommt. Ebenfalls gesucht ist der Siemens Global Growth ( WKN 977265 ) mit internationalen Nebenwerten sowie der DWS Deutschland ( WKN 849096 ).

Aktien-Renten-Mischung zieht immer

Mischfonds stehen in der Gunst der Anleger unverändert weit oben. Die ICF Bank berichtet von Zuflüssen in den Apus Capital ReValue ( WKN A1H44E ), den Amundi Total Return ( WKN 534304 ), den Patriarch Classic ( WKN HAFX6Q ) und den Siemens Balanced ( WKN A0KEXM ). Kunden der Baader Bank setzen auf den MEAG Eurokapital ( WKN 975746 ), einen Mischfonds mit Schwerpunkt europäische Aktien. Der Apus Capital ReValue hat seit August 2017 um 3,9 Prozent zugelegt, der Siemens Balanced um 2,7 Prozent, der Patriarch Classic sogar um 9,1 Prozent. Die Fonds von Amundi und MEAG liegen hingegen im Minus.

Hohe Umsätze in Immobilienfonds

Weiter sehr rege gehandelt werden Immobilienfonds. Umsatzspitzenreiter waren Duisberg zufolge zuletzt der Deka Immobilien Europa ( WKN 980956 ), der Hausinvest ( WKN 980701 ) und der Grundbesitz Europa ( WKN 980700 ). "Das sehen wir Käufe und Verkäufe." Alle drei haben in den vergangenen fünf Jahren solide jährliche Renditen eingefahren: Beim Deka Immobilien Europa waren es 2,61 Prozent, beim Hausinvest 2,41 Prozent und beim Grundbesitz Europa 2,76 Prozent im Jahr. Eine hohe Liquidität gibt es Duisberg zufolge mittlerweile auch im Fokus Wohnen Deutschland ( ISIN DE000A12BSB8 ).

von: Anna-Maria Borse

8. August 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)