Während Häuslebauer unter den gestiegenen Bauzinsen ächzen, können sich Anleger gleich doppelt freuen. Denn einerseits locken Banken wieder vermehrt mit Zinsen auf Festgeld- und Tagesgeldkonten.

Andererseits treibt die Zinswende wieder das Geschäft der Geldinstitute an und damit auch deren Aktienkurse. Seit den Zinserhöhungen der Notenbanken verdienen die Geldinstitute wieder deutlich mehr Geld als während der Nullzinspolitik der vergangenen Jahre. Schließlich gehört es zum Hauptgeschäft der Banken, Geld zu verleihen und von den dafür gezahlten Zinsen zu profitieren.

Dabei sah dies vor einem Jahr noch ganz anders: In der vergangenen Dekade betrieben Notenbanken wie die Fed (USA) und die EZB (Eurozone) eine expansive Geldpolitik, um die Liquidität an den Märkten zu erhöhen und damit die Konjunktur anzukurbeln. Dazu gehörte auch die Senkung des Leitzinses auf bis zu null Prozent. 2022 kam die Zinswende. Um die hohe Inflation zu bekämpfen, wurde der Leitzins Stück für Stück immer weiter angehoben. Derzeit liegt er in den USA zwischen 4,5 und 4,75 Prozent und im Euroraum bei 3,0 Prozent. Angesichts der weiter voranschreitenden Teuerungsraten gehen Experten davon aus, dass die Notenbanken auch in diesem Jahr an der Zinsschraube drehen werden.

Commerzbank feiert Comeback

Da die Banken jetzt wieder höhere Zinsen für ihre Einlagen und von ihren Kunden bekommen, laufen die Geschäfte vieler Geldhäuser wieder richtig rund. Hierzulande feierte die Commerzbank ein regelrechtes Comeback. Sie zählt dank ihres Geschäftsmodells zu den größten Profiteuren der Zinswende. So stieg der Zinsüberschuss im Geschäftsjahr 2022 um 33 Prozent auf 6,45 Milliarden Euro. Die Bank rechnet mit einem weiteren Anstieg des Zinsüberschusses auf deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro mit klarem zusätzlichen Aufwärtspotenzial. Und jüngst kehrten die Frankfurter nach dem Abstieg aus dem DAX nach fast viereinhalb Jahren wieder in die erste Börsenliga zurück.

Die Commerzbank hat das Konzernergebnis 2022 auf gut 1,4 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und damit die angekündigte Zielmarke von über einer Milliarde Euro deutlich übertroffen. Zugleich ist dies der höchste Gewinn seit mehr als zehn Jahren. Die harte Kernkapitalquote verbesserte sich auf rund 14 Prozent. „Das zeigt, dass unsere Strategie greift und wir die Trendwende geschafft haben. Die Commerzbank ist wieder da“, sagte Vorstandsvorsitzender Manfred Knof nach Verkündung der Geschäftszahlen. Der Commerzbank-Chef hatte nach seinem Antritt bei der Bank Anfang 2021 den Sparkurs verschärft: Tausende Stellen wurden abgebaut und das Filialnetz in Deutschland sichtbar verkleinert.

In den vergangenen sechs Monaten marschierte die Commerzbank schnurstracks nach oben. Angesichts des boomenden Geschäfts und des guten Ausblicks für 2023 ist der DAX-Titel für die meisten Analysten derzeit ein Kauf. Ein weiterer Grund für das Kurspotenzial ist der Wiederaufstieg in den DAX. So stehen die Werte der ersten deutschen Börsenliga stärker im Fokus großer Investoren und Fondsgesellschaften als Titel aus der zweiten oder dritten Reihe.

ING Group zuversichtlich

Einen deutlichen Sprung nach oben machte seit Ende 2022 auch die Aktie der niederländischen ING Group (WKN: A2ANV3) – obwohl es insgesamt 2022 nicht unbedingt rund lief. Die Holding ist Muttergesellschaft für verschiedene Geldinstitute, darunter die niederländische Bank ING und die deutsche ING-DiBa. Die gestiegene Risikovorsorge für Kreditausfälle sorgte im vergangenen Jahr für Gewinnrückgänge. So verdiente die niederländische Großbank ING trotz der gestiegenen Zinsen und höherer Margen im Einlage- und Kreditgeschäft weniger Geld.

Der Überschuss fiel um 23 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Allerdings hatten Experten mit einem noch stärkeren Gewinnrückgang gerechnet, was am Ende auch dem Aktienkurs zugute kam. Die Zinsanhebungen beflügelten hingegen das Geschäft der ING Deutschland. Zinsanstiege und gestiegene Kundeneinlagen ließen das Zinsgeschäft in der zweiten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf rund 2,25 Milliarden Euro steigen.

Der CEO der ING Group, Steven van Rijswijk zeigte sich zuletzt zuversichtlich: „Wir haben unsere Strategie weiter umgesetzt, gute Ergebnisse erzielt und in einer Reihe von Bereichen bedeutende Fortschritte gemacht, darunter die Bereitstellung nahtloser digitaler Dienstleistungen auf der Grundlage unserer starken, skalierbaren technischen und betrieblichen Grundlagen. Ein Beispiel dafür ist unser Onboarding-Prozess in den Niederlanden, wo 52 Prozent der Neukunden im vierten Quartal 2022 digital onboarded wurden, gegenüber 39 Prozent im gleichen Quartal 2021.“

Santander erzielt Rekordgewinn

So richtig rund lief es im vergangenen Jahr bei der größten spanischen Bank Santander. Sie erwirtschaftete einen Rekordgewinn von 9,6 Milliarden Euro – und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Bankhaus profitierte von den Zinserhöhungen, vor allem in Großbritannien und in Polen. Außerdem gewannen die Spanier sieben Millionen neue Kunden hinzu. Darüber hinaus erzielte das zuletzt stark ausgebaute Investmentbanking mehr als gute Ergebnisse. Diese Sparte steigerte den Gewinn um 31 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr erwartet Santander ein zweistelliges Ertragswachstum und eine Steigerung der Rendite auf mehr als 15 Prozent. So ist es kein Wunder, dass die Aktie (WKN: 858872) in den vergangenen Monaten deutlich nach obern kletterte.

Investment auf mehrere Schultern verteilen

Alles in allem stehen die Zeichen für einige Banken in Europa also auf grün. Das bietet Anlegern Einstiegschancen. Andererseits gibt es bekanntlich an der Börse keine Garantien. So könnte die Euphorie durch eine Wirtschaftskrise gebremst werden. Dann wären womöglich viele Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zurückzuzahlen. Momentan jedenfalls sieht es jedoch nicht nach solch einem Szenario aus. Die Furcht vor einer größeren Rezession hat zuletzt deutlich nachgelassen.

Wer lieber auf mehrere Werte aus dem Bankensektor als auf einen Einzeltitel setzen möchte, kann dies zum Beispiel mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) tun. Als Referenzindex könnte hier etwa der Stoxx Europe 600 Banks Index dienen. Der Branchenindex enthält die wichtigsten, börsennotierten europäischen Banken. Zu den Top-Schwergewichten zählen derzeit HSBC (Großbritannien), BNP Paribas (Frankreich), Santander (Spanien), ING Group (Niederlande) und Intesa Sanpaolo (Italien).

Fazit: Die Zinswende hat dem Bankensektor einen mächtigen Schub verliehen. Und auch generell zeigt sich die Finanzbranche insgesamt robust. Dies liegt auch an dem Wandel, der nach Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007 erfolgt ist. So wurden Kapitalreserven kontinuierlich aufgestockt und europäische Banken haben seit 2007 Kapital in Höhe von rund 500 Milliarden Euro aufgenommen. Zudem ist der Finanzsektor stark reguliert und somit transparenter geworden.

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Autor: Gian Hessami für die Redaktion smartbroker.de


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Quelle: Wallstreet Online