FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Buchstaben die zusammen das Wort "Anleihen" bilden, im Handelssaal

Dass die Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung nun endgültig abgewendet ist, kommt gut an am Markt. Auch dass die Inflation in Europa deutlich sinkt. Unternehmensanleihen sind weiter beliebt, selbst solche mit Restlaufzeit von zehn Jahren.

2. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Inflationsraten sind deutlich gefallen, in den USA, aber nun auch in Europa. Das hat die Renditen sinken lassen. "Mit 6,1 Prozent war die Inflationsrate im Euroraum im Mai immer noch sehr hoch, aber deutlich niedriger als erwartet", stellt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank fest. In den USA war die Inflationsrate bereits im März und April auf 5 Prozent beziehungsweise 4,9 Prozent gesunken. "Die Inflationsraten haben die Renditen fallen lassen", meint auch Rainer Petz von Oddo BHF. "Am Markt wird für die USA nun mit einer Zinspause gerechnet."

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmittag bei 2,28 Prozent nach 2,51 Prozent vor einer Woche. Auch für kurze Laufzeiten ging es nach unten. Die Zinsstrukturkurve bleibt invers, kurze Laufzeiten weisen also höhere Zinsen auf als langfristige.

Ansonsten ging diese Woche die Hängepartie um die US-Schuldenobergrenze weiter - und belastete die Märkte. Nun ist der Schuldenstreit beigelegt: Nach dem Repräsentantenhaus stimmte auch der Senat einer vorläufigen Aussetzung der gesetzlichen Schuldengrenze zu. Der Zahlungsausfall der Regierung ist damit abgewendet. "Der Markt schwankte zwischen risk-off- und risk-on, jetzt gilt risk-on", meldet Tim Oechsner, der für die Steubing AG Anleihen handelt.

"Fed-Vertreter haben Zinspause angedeutet"

Mit dem Wegfall des Themas Schuldenstreit rückt die Geldpolitik wieder in den Fokus. In der übernächsten Woche stehen die Notenbanksitzungen der Fed und der EZB an. "Zuletzt hatten einige Fed-Vertreter eine Pause im Zinserhöhungszyklus angedeutet", berichtet Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Viel hänge vom heute zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitsmarktbericht ab. Erwartet werden die Zahlen um 14.30 Uhr unserer Zeit.

Für die Eurozone wird mit einem weiteren Zinsschritt um einen Viertelprozentpunkt gerechnet. "Es gibt keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass die Kerninflation ihren Höhepunkt erreicht hat”, erklärte EZB-Präsidentin Lagarde am gestrigen Donnerstag auf dem Sparkassentag in Hannover. Die EZB habe noch einen weiten Weg vor sich, um die Zinssätze auf ein ausreichend restriktives Niveau zu bringen.

Beliebte Grenke-Anleihe

Im Handel mit Unternehmensanleihen geht bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank in der neuen Grenke-Anleihe viel um, die 2026 fällig ist und 6,75 Prozent (XS2630524986) bietet. "Da sehen wir einiges an Käufen", berichtet Gregor Daniel. Viel Zuspruch finde zudem die 2026 fällige Nestlé-Anleihe mit Kupon von 0 Prozent, die aktuell mit 3,09 Prozent rentiert (XS2350621863).

Oechsner meldet gute Umsätze für Anleihen von Mercedes-Benz (DE000A3LH6T7), Robert Bosch (XS2629470506), Deutsche Bahn (XS2624017070), Bayer (XS2630111719, XS2630112014) und Continental (XS2630117328). Diese sind zwischen 2026 und 2033 fällig und rentieren mit bis zu 4,3 Prozent. Auch in den neuen Porsche-Bonds geht weiter viel um - in beiden Richtungen (XS2615940215).

Unverändert unter Druck sind Immobilienanleihen, wenn auch nicht alle. Das Gewerbeimmobilienunternehmen Aroundtown nutzt die niedrigen Kurse nun und macht den Gläubigern diverser Anleihen ein Rückkaufangebot. Betroffen sind Bonds mit Fälligkeit 2025, 2026 und 2027, etwa die mit Laufzeit bis 2027 (XS1715306012) oder 2025 (XS2023872174).

Sixt mit neuem Bond

Heute kommt zudem der Mietwagenanbieter Sixt mit einer neuen Anleihe an den Markt. Geplant sind 300 Millionen Euro bei einer Laufzeit von vier Jahren und einer Stückelung von 1.000 Euro, wie Petz von Oddo BHF erklärt. "Der Kupon steht noch nicht fest, gerechnet wird mit über 5 Prozent."

von: Anna-Maria Borse, 2. Juni 2023, © Deutsche Börse AG

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Quelle: dpa-AFX