FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. Dezember 2016. Mit steigendem Bruttoinlandsprodukt und höheren Ausfuhren arbeitet sich Japan Schritt für Schritt aus dem konjunkturellen Tal und sorgt damit für Optimismus bei Anlegern. International agierende Konzerne profitieren überdurchschnittlich vom fallenden Yen.

Nicht erst seit der Wahl Donald Trumps befindet sich so manche japanische Aktie auf der Überholspur. Nach dem Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union Ende Juni legte der Nikkei 225 unter Schwankungen von knapp 15.000 auf derzeit 18.400 Punkte tendenziell zu. Das höher als erwartete Bruttoinlandsprodukt von hochgerechnet 2,2 Prozent in diesem Jahr ist Walter Vorhauser zufolge nur eine Seite der jüngsten Erfolgsmedaille japanischer Werte. "Ebenso zeigt die Handelsbilanz nach überwiegend negativen Zahlen nun wieder einen Überschuss", meint der Händler der Oddo Seydler Bank. Positiv auf die japanische Wirtschaft wirkten sich zudem die günstigen Öl- und Gaspreise aus. "Wie Deutschland ist Japan auf die Einfuhr von Energie abhängig." Hinzu kämen die verbilligten Importe durch einen stärkeren Yen, im Jahresverlauf hat der Yen trotz Verlusten seit Anfang November gegenüber der Gemeinschaftswährung und dem US-Dollar etwa 7,5 und 5,3 Prozent zugelegt.

Günstiger Yen gut für den Export

"Als Exportnation hängt das Schicksal Japans stark an der Wechselkursentwicklung", vertieft Jan Vrbsky von der Baader Bank. Nach dem zwischenzeitlichen Einbruch beim Nikkei um etwa 1.000 auf 16.251 Punkte am Tag der Präsidentenwahl habe der japanische Leitindex in dem Maße zugelegt wie der Yen an Boden verloren hat. "Dabei hat der Leitindex wichtige technische Marken überwunden und den Markt gestärkt. "Ausfuhrorientierte Unternehmen sind besonders gut gelaufen, sie profitieren von einem billigen Yen."

Beispielsweise stieg die Aktie von Kawasaki Heavy Industries ( WKN 858920 ) im Vergleich zum 9. November gut 32 Prozent und notiert derzeit bei 370 Yen. Diese Entwicklung ist für Vrbsky stellvertretend für andere Exportunternehmen." Knapp 30 Prozent verteuerte sich auch der Finanzwert Sumitomo Mitsui ( WKN 529969 ). "Mit der Einigung über eine Drosselung der Ölförderung ziehen die Preise von Brent und WTI übrigens seit gestern wieder stärker an und stützen die Notierungen japanischer Energieunternehmen wie Impex (WKN A0J04G) und Japan Petroleum ( WKN A0BK3K )", ergänzt der Händler.

Ausgeprägter Erfindergeist

Innovative Technologien japanischer Unternehmen sieht Vorhauser als wichtige Treiber für die wirtschaftliche Entwicklung im Land der aufgehenden Sonne. Produkte wie das in Japan kurz vor der Einführung stehende PaperLab von Seiko Epson ( WKN 471496 ) zeugten von Kreativität und Erfindungsgeist japanischer Entwickler. "Mit dem im vergangenen Dezember vorgestellten Produkt können Unternehmen bedrucktes Altpapier selbst recyceln."

Im Trockenverfahren erzeugt die Maschine aus dem Altpapier weiße neue Blätter in A4 oder A3. PaperLab schafft nach Angaben von Seiko 14 neue Din A4-Seiten in der Minute und kommt damit bei einem Achtstundentag auf bis zu 6.720 Blätter. Die Europapremiere für PaperLab ist voraussichtlich die CeBIT im März 2017, bei der Japan als Partnerland mit 120 Unternehmen und Institutionen etwa zehn Mal häufiger vertreten sein wird wie in diesem Jahr.

"Die Aktie von Seiko Epson entwickelte sich unabhängig von Trump als Wahlsieger seit geraumer Zeit besser als der japanische Markt", urteilt Vorhauser. Seit Jahresbeginn legte der Wert mit einem Anstieg von rund 14 auf gut 19 Euro um etwas über 35 Prozent zu.

Panasonic setzt auf Weihnachtsgeschäft

Eher mit dem Markt entwickelte sich in diesem Jahr die Aktie von Panasonic ( WKN A0RAWF ). Nach Verlusten im Januar steht seit Februar auf Eurobasis ein Gewinn von 50 Prozent zu Buche. "Man merkt, dass Panasonic sehr viele neue Produkte auf dem Markt hat", beobachtet Vorhauer. Unter anderem punkte der Elektronikkonzern mit innovativen, wasserdichten und nur 23 Gramm leichten Bluetooth-Kopfhörern. "Mit einer vorweihnachtlichen Kampagne sollen die Umsätze für das futuristisch anmutende Produkt deshalb zusätzlich angekurbelt werden."

Das sei auch geboten. Denn der Konzern habe jüngst den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert und erwarte statt der bisher geplanten 145 Milliarden einen Nettogewinn von lediglich noch 120 Milliarden Yen. Auch bei den Umsätzen büße der Konzern mit Sitz in Kadoma aller Voraussicht nach von 10.6 auf 7,2 Billionen Yen ein.

von: Iris Merker

1. Dezember 2016, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)