FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Bundesanleihen profitieren von höherer Risikoaversion der Anleger. Die Nachfrage nach einer italienischen Anleihe für Privatanleger stockt dagegen.

23. November 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eine turbulente Woche an den Kapitalmärkten neigt sich dem Ende zu. "Die Märkte reagieren derzeit besonders sensibel auf Nachrichten", beschreibt Rainer Petz von der Oddo Seydler Bank die aktuelle Lage. Langlaufende Anleihen und High Yield Bonds seien vor dem Hintergrund einer größeren Risikoscheu unter Druck geraten. Zudem bereiteten sich Investoren so langsam auf das Jahresende vor und hielten sich mit aggressiven Käufen eher zurück.

Von der Schwäche an den Aktienmärkten profitierten als sicher geltende Bundesanleihen. Der Euro-Bund-Future bewegte sich zwischenzeitlich wieder über die Marke von 161 Prozent und eröffnete am Morgen mit 160,65 Prozent. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen liegt damit bei 0,375 Prozent, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berechnet. Zum Vergleich kämen US-Treasuries gleicher Laufzeit auf eine Rendite von 3,07 Prozent. Italienische Bonds erreichten 3,38 Prozent.

Viele Stolpersteine

Die Mischung aus nachlassender Wirtschaftsdynamik, ungelöster Handelsdispute und die möglichen Folgen der italienischen Haushaltspolitik erhöhe die Skepsis. "Die Nervosität ist hoch", stellt Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Es habe zwar eine grundsätzliche Einigung über die Brexit-Modalitäten zwischen der EU Kommission und der britischen Premierministerin Theresa May gegeben. Fraglich sei aber, ob das Unterhaus zustimmen wird." Die signalisierte Gesprächsbereitschaft über den Handelskonflikt zwischen Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping beim G20-Treffen in der kommenden Woche trage kaum zur Beruhigung an den Märkten bei. Allerdings hätten viele Anleger aufgrund des gestrigen Thanksgiving in den USA bereits am Mittwoch ihre Positionen glattgestellt. Heute am Black Friday werde dort nur einen halben Tag gehandelt.

Vertrauen der Italiener schwindet

Die Diskussionen um den vorliegenden italienischen Haushalt und die mögliche Eröffnung eines EU-Defizitverfahrens scheinen das Vertrauen der eigenen Bevölkerung in den Staat in Frage zu stellen, wie Folker Hellmeyer anmerkt. "Die Privatanleger Italiens, die bisher grundsätzlich an Roms Seite standen, stellen ihre Loyalität zur Disposition", fasst der Sovecon-Analyst zusammen. Bei der jüngsten Auktion sei die Nachfrage nach drei Zeichnungstagen auf magere 874 Millionen Euro gekommen. Selbst Mitten in der Finanzkrise 2012 hätten die italienischen Bürger dem Staat mit 974 Millionen Euro mehr Geld anvertraut. Die Anleihen mit einer Mindestverzinsung zum Schutz gegen Inflation werden seit 2012 von Rom in regelmäßigen Abständen begeben.

Wenig Spielraum für Annäherung

Für Hellmeyer kann die EU-Kommission gegenüber Italien in der Haushaltsfrage nicht grundsätzlich nachgeben, sondern lediglich in überschaubarem Maße Kompromisse eingehen. Sollte kein Mittelweg gefunden werden, hält der Analyst einen Regierungswechsel für wahrscheinlicher als einen Austritt Italiens aus der Währungsgemeinschaft. Denn ohne die europäische Familie könne es für die Südländer in dieser komplexen globalisierten Welt recht einsam und kalt sein.

Vertrauen in Hertha BSC

Im Handel mit Unternehmensanleihen verbucht Brunner gute Nachfrage nach einer Anfang November in den Handel gekommenen Hertha BSC-Anleihe ( WKN A2NBK3 ) mit einem Kupon von 6,5 Prozent und einem Volumen von 40 Millionen Euro. Das Kaufinteresse verteuerte den Bond des Bundesligisten auf 102,85 Prozent.

Zeitweise unter Druck geraten sei eine bis Mai 2022 laufende Anleihe von Ferratum ( WKN A2LQLF ) mit einer jährlichen Verzinsung von 5,177 Prozent. Hinter den Abgaben vermutet Brunner die allgemeine Marktlage.

Gute Umsätze in beide Richtungen mit einem Verkaufsüberhang registriert Brunner für eine VW-Hybridanleihe ( WKN A1ZE21 ). Der mit jährlich 4,625 Prozent verzinste Wert gab in den vergangenen Tagen von 100,5 auf 99,1 Prozent nach. "Hybridanleihen haben es derzeit aufgrund der Risikoaversion generell schwerer."

Volatil zu gehe es in einer mit jährlich 3,875 Prozent verzinsten Senvion-Anleihe ( WKN A2E4E2 ) mit Fälligkeit im Oktober 2022. Auf Wochensicht verlor der Wert fast 5 Prozent.

Abkehr von Deutsche Bank-Anleihe

Viel Aktivität macht Petz in einer unbegrenzt laufenden CoCo-Anleihe der Deutschen Bank ( WKN DB7XHP ) mit einem Kupon von 6,0 Prozent aus. "Verkäufe stehen im Vordergrund." Der Bond ist derzeit für 98 Prozent, auf Wochensicht steht ein Minus von 4,8 Prozent zu Buche. Meldungen über eine mögliche Beteiligung von Deutsche Bank an einem Geldwäsche-Skandal der dänischen Danske Bank sowie Übernahmegerüchte drückten Analysten zufolge auf die Anlegerstimmung.

DowDuPont beliebt

Eine noch recht junge US-Dollar-Anleihe der DowDuPont ( WKN A2RUJY ) mit einem Kupon von 4,205 Prozent und einer geplanten Rückzahlung im November 2023 wird Daniel zufolge von Anlegern gut angenommen. Auf Wochensicht legte der Wert um 1,1 Prozent zu und kostet derzeit 101,13 Prozent.

Ein Bond der Royal Bank of Scotland Group ( WKN A0DG4P ) mit einem Kupon von 5,5 Prozent generiert Daniel zufolge Interesse auf beiden Seiten mit Druck auf der Abgabenseite. In den vergangenen fünf Handelstagen steht ein Kursverlust von 1,1 Prozent auf 99,55 Prozent in den Büchern.

von: Iris Merker 23. November 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)