FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Wer nicht auf Einzeltitel wie Nvidia, Microsoft oder Alphabet setzen will, investiert in Tech-Fonds. Die profitieren ebenfalls vom Trendthema Künstliche Intelligenz. Außerdem sehr beliebt: Geldmarktfonds.

1.Juni 2023 FRANKFURT (Börse Frankfurt). Höhere Zinsen, die weitere Geldpolitik und US-Schuldenstreit - das sind die Themen, die den Fondshandel derzeit bestimmen. "Der US-Schuldenstreit belastet immer noch", bemerkt Anja Deisenroth-Boström, Händlerin bei der Baader Bank. Zumindest hat nun das US-Repräsentantenhaus der von Präsident Biden und dem Republikaner McCarthy ausgehandelten Lösung zugestimmt, jetzt steht nur noch das Votum des Senats aus. "Insgesamt herrscht angesichts dieser Themen Zurückhaltung im Fondsgeschäft", erklärt Jan Duisberg von der ICF Bank.

"Wir merken auch, dass 75 Fonds vom Handel ausgesetzt sind, da sie Wertpapiere russischer Emittenten enthalten", erklärt Deisenroth-Boström außerdem. "Das betrifft unter anderem extrem umsatzstarke Fonds wie den Arero (LU0360863863)." Auch Duisberg weist darauf hin: "Einige Fonds werden schon seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs nicht mehr gehandelt, in den vergangenen Monaten sind aber noch einige aus der ‚Grauzone‘ dazugekommen." Wie die Aufsichtsbehörde Bafin mitteilt, können Kapitalverwaltungsgesellschaften die Rücknahme von Anteilsscheinen vorübergehend aussetzen, wenn die Berechnung und Veröffentlichung des Anteilwertes nicht möglich ist.

Geldmarktfonds weiter beliebt

Auffällig ist weiter das hohe Interesse an Geldmarktfonds. "Wir sehen viele Käufe", meldet Deisenroth-Boström. Gesetzt werde etwa auf den DWS Rendite Optima Four Seasons (LU0225880524), den CB Geldmarkt Deutschland (LU0052221412) und den FF USD Cash (LU0064963852) von Fidelity.

Schon seit dem vergangenen Herbst verzeichnen Geldmarktfonds hohe Zuflüsse, in diesem Jahr sind Fidelity zufolge weltweit über 700 Milliarden Euro in die Fonds geflossen. Ein Grund sind die Zinsen, die am kurzen Ende der Zinskurve teils sogar noch höher sind als am langen. Dazu kommen aber auch Rezessionsängste und Sorgen um die Banken: "Die Nachfrage nach Liquiditätsstrategien hatte durch die Pleite der Silicon Valley Bank, Diskussionen um die Stabilität der Credit Suisse sowie die Furcht vor einem Bankenbeben weiter angezogen", erklärte Annika Milz von Fidelity.

Auch klassische Rentenfonds finden angesichts der gestiegenen Zinsen wieder mehr Fans: Gut an kommen laut Duisberg etwa der 3 Banken Euro Bond-Mix (AT0000856323), der Parvest Bond Euro Medium Term (LU0086914446) und der Gothaer Euro-Rent (DE0008471095), die alle auf europäische Staatsanleihen setzen.

Tech-Aktien heben ab

Außerdem sind Tech-Fonds der Renner - immerhin hat der Nasdaq 100 dieses Jahr um 31 Prozent zugelegt. "Das ist getrieben vom Hype um Künstliche Intelligenz", kommentiert Duisberg. Letzte Treiber: die extrem guten Quartalszahlen des Chipherstellers Nvidia. Im Fondsbereich sind der Franklin Technology (LU0260870158) und der BlackRock Global World Technology (LU0171310443) sehr beliebt. Der erste hat dieses Jahr um knapp 30 Prozent zugelegt, der zweite um 28 Prozent.

Im Geschäft mit breit streuenden Aktienfonds überwiegen bei der Baader Bank allerdings die Abgaben: Auf den Verkaufslisten stehen zum Beispiel der DWS German Equities Typ O (DE0008474289), der BlackRock Global Funds Continental European Flex (LU0224105477), der Morgan Stanley INVF Global Opportunity (LU0552385295) und der DWS Top Dividende (DE0009848119).

Zugegriffen wird hingegen beim DWS Deutschland (DE0008490962) und beim GLS Bank Aktienfonds (DE000A1W2CK8). Der GLS-Fonds hat sich "konsequenter Nachhaltigkeit am Kapitalmarkt" verschrieben und investiert weltweit in Unternehmen, die in zukunftsweisenden Geschäftsfeldern tätig sind: von erneuerbaren Energien über nachhaltige Mobilität bis hin zu gesunder Ernährung. Dieses Jahr kommt er auf ein Kursplus von 4,7 Prozent, auf Dreijahressicht auf knapp 5 Prozent im Jahr.

Nur "mittelmäßige" Umsätze meldet Deisenroth-Boström für Fonds mit asiatischen Aktien. "Aus Anlegersicht spricht derzeit nicht viel für Asien." Verkauft würden daher zum Beispiel der Robeco Asia Pacific Equities (

Immo-Fonds: Stimmung bleibt angekratzt

Unter Druck bleiben Immobilienfonds. "Es überwiegen weiter die Verkäufe", stellt Duisberg fest. "Die hohen Zinsen machen sich bemerkbar, aber auch die Pläne der Regierung zum Heizungstausch, die für viel Unsicherheit sorgen." Betroffen seien etwa der UniImmo Europa (DE0009805515) und der HausInvest (DE0009807016). Kursverluste erlitten auch der Deka-ImmobilienMetropolen (DE000DK0TWX8), der DEGI International (DE0008007998) und der Deka-ImmobilienEuropa (DE0009809566).

von: Anna-Maria Borse, 1. Juni 2023, © Deutsche Börse

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Quelle: dpa-AFX