FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Juni 2013. US-amerikanische Geldpolitik und Kreditklemme in China lösen Gewinnmitnahmen aus. Auf der Abgabeseite dominieren Aktienfonds. Immobilienfonds finden trotz Abwicklung Abnehmer.

Von einer turbulenten Woche sprechen Spezialisten im Fondshandel. 'Die Andeutungen von US-Notenbankgouverneur Bernanke zu einer möglicherweise bevorstehenden Zinswende und die Bankenkrise in China haben die Märkte nervös gemacht', kommentiert Andreas Kehnen von der Baader Bank. 'Wie sich die Liquiditätsprobleme der chinesischen Banken entwickeln werden und welche Auswirkungen das Ganze haben kann, ist aktuell schwer einzuschätzen, genauso wie die Geldpolitik der USA. Auf jeden Fall ist die Unsicherheit der Anleger zuletzt gestiegen', merkt Ivo Orlemann von ICF Kursmakler an.

Ende vergangener Woche war der chinesische Interbankenmarkt, in dem sich die Banken untereinander Geld leihen, praktisch zum Erliegen gekommen. Die Aktienmärkte in Hongkong und dem chinesischen Festland gingen in den Sinkflug. Hierzulande hat der DAX innerhalb einer Woche über 400 Punkte eingebüßt.

Für etwas Beruhigung sorgte am heutigen Dienstag die chinesische Notenbank, die versicherte, die Liquiditätsrisiken im Interbankenmarkt weitgehend unter Kontrolle zu haben und die Geldmarktzinsen wieder auf ein vernünftiges Maß zurückführen zu wollen.

Durch die Bank Verkäufe

Laut Baader Bank sind im Zuge der jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten reihenweise Stop-loss-Orders ausgelöst worden. Viele Anleger seien sehr eng abgesichert gewesen und hätten Gewinne mitgenommen. 'Außerdem mögen die Märkte Unsicherheit nicht: Steigt das Risiko, nimmt die Aktienquote ab. Aktienfonds wurden in den vergangenen Handelstagen dementsprechend durch die Bank verkauft', meldet Kehnen.

Zu den deutlichsten Verlierern unter den heimischen Portfolios zählen der DWS Deutschland ( WKN 849096     ), der UniFonds ( WKN 849100     ) sowie der Allianz Europe Equity Growth Fund ( WKN A0KDMT     ). Von den international ausgerichteten Aktienkörben sind laut Kehnen in den vergangenen Handelstagen unter anderem der Templeton Growth ( WKN 941034     ), der M&G Global Dividend ( WKN A0Q349     ) und der Carmignac Investissement ( WKN A0DP5W     ) stark zurückgegeben worden.

Raus aus asiatischen Aktien

Sehr deutliche Verkäufe beobachtet Kehnen auch bei Fonds mit asiatitschen Unternehmen - was angesichts der Turbulenzen in China wenig verwunderlich ist. 'So wie hier vor ein paar Wochen massiv gekauft wurde, wollen jetzt alle wieder raus. Offenbar egal zu welchem Preis', berichtet der Spezialist. Massiv zurückgekommen sei etwa der DWS Top 50 Asien, der - chinesisches Festland und Hongkong zusammen genommen - zu rund einem Drittel in China investiert ist. Auch der First State Greater China Growth Fund ( WKN A0BKZB     ) sowie der auf Aktien von kleinen und mittelgroßen Unternehmen fokussierte Aberdeen Global Asian Smaller Companies Fund ( WKN A0HMM3     ) seien vielfach abgegeben worden.

Der einzige Fonds, den die Baader Bank in dieser Woche auf der Kaufseite führt, ist ein Geldmarkt-Portfolio. 'Wie schon einmal vor ein paar Wochen ist der Vontobel Swiss Money ( WKN 578796     ) gefragt', weiß Kehnen. Dieser Fonds investiert hauptsächlich in auf Schweizer Franken lautenden Anleihen mit einer Restlaufzeit von höchstens drei Jahren.

Handel in Mischfonds immerhin ausgeglichen

Bei Mischfonds halten sich Käufe und Verkäufe, wie ICF Kursmakler meldet, weitestgehend die Waage. 'Allerdings ist schon auffällig, dass nun auch einige Verkäufer im Markt sind. So lag das Verhältnis von Käufen zu Abgaben beim Umsatzrenner Strategie Multiples Opportunities von Flossbach von Storch ( WKN A0M430     ) in der vergangenen Woche bei zwei zu einem Drittel. 'Es ist noch nicht lange her, da hatten wir in diesem Produkt tagelang keine einzige Verkaufsorder', meldet Orlemann. Auf Platz zwei des Umsatzrankings führt der Händler den ebenfalls breit aufgestellten Carmignac Patrimoine ( WKN A0DPW0     ). Hier sei das Kauf/Verkauf-Verhältnis ausgeglichen.

Türkei rückt etwas in den Hintergrund

Die Unruhen in der Türkei, die in den zurückliegenden Wochen zu massiven Verkäufen auf türkische Aktien ausgerichteter Fonds ausgelöst hatten, sind laut Orlemann etwas aus den Schlagzeilen geraten. 'Zumindest ist der Verkaufsdruck nicht mehr ganz so groß. Die Probleme sind aber nicht gelöst und es könnte gut sein, dass es angesichts der wenig vertrauenserweckenden Politik der türkischen Regierung doch noch weiter runter geht', vermutet der Spezialist. Im HSBC GIF Turkey Equity ( WKN A0D9FL     ), der mit Platz sechs auf der Umsatzliste noch immer deutlich reger gehandelt wird als üblich, verzeichnet Orlemann einen leichten Abgabeüberhang.

Werthaltig trotz Abwicklung: Immobilienfonds

Hohe Umsätze beobachtet Orlemann wie schon in den vergangenen Wochen bei dem in der Abwicklung befindlichen Immobilienfonds CS Euroreal ( WKN 980500     ). In dieser Woche seien etwas mehr Anteile zurückgekommen als gekauft worden. Dass die Anteile an Fonds wie dem CS Euroreal noch immer rege gehandelt und teils auch rege gekauft würden, ist aus Sicht von Orlemann gut verständlich - immerhin seien die Papiere werthaltig: 'Die Immobilienunternehmen veröffentlichen ja jeden Tag theoretische Rückkaufwerte. Für den CS Euroreal liegt dieser aktuell bei knapp 46 Euro. An der Börse werden die Anteile hingegen mit etwas mehr als 26 Euro gehandelt. Wer sich gedulden kann, bis die Immobilienbestände verkauft sind und die Anteile in Tranchen zurückgezahlt werden, kann hier schon etwas verdienen', erläutert der Händler.

Einige Immobilienfonds mussten nach Ausbruch der Finanzkrise schließen, weil viele Investoren auf einen Schlag ihr Geld zurückhaben wollten. Da sich Immobilien nicht von einem Tag auf den anderen veräußern lassen, drohte vielen Fonds eine finanzielle Schieflage. Deshalb stellten sie die Rücknahme der Anteile ein und verloren das Vertrauen vieler Investoren.

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© 25. Juni 2013/Karoline Kopp

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)