FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Unüberschaubare geopolitische Wendungen sowie Inflations- und Zinssorgen treiben die Kurse von Bundesanleihen wechselseitig. Preis- und Handelsbewegungen durch Übernahmen bzw. Übernahmegerüchte gibt es bei einigen Unternehmensanleihen.
8. Juni 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Hin und Her an den Anleihemärkten setzt sich fort. Anleger reagieren nach Ansicht von Arthur Brunner auf Ereignisse wie das anstehende G7 Treffen samt erwarteter Auseinandersetzung über den schwelenden Handelskonflikt und die in Aussicht gestellte Diskussion über das Ende des Anleihen-Kaufprogramms im Rahmen der kommenden EZB-Ratssitzung am 14. Juni.
"Die Aufregung hinsichtlich der Regierungsbildung Italiens hat sich dagegen etwas gelegt", registriert der Händler der ICF Bank. Entwarnung könne mit Blick auf die auseinanderklaffenden Erträge italienischer und deutscher Staatsanleihen nicht gegeben werden. Zehnjährige Bundesanleihen brächten am Morgen eine Rendite von 0,45 Prozent gegenüber 3,04 Prozent für italienische Bonds. Spanische Staatsanleihen gleicher Laufzeit hielten sich mit 1,43 Prozent Rendite dem gegenüber vergleichsweise stabil. Die Nominierung Spaniens neuer Finanzministerin Nadia Calvino sei an den Finanzmärkten positiv aufgenommen worden.
Widersprüchliche Signale aus Italien
Nach Ansicht von Klaus Stopp ist unklar, welche Pläne der neue Ministerpräsident Italiens verfolgen wird. Einerseits bekenne sich Giuseppe Conte zum Schuldenabbau seines Landes, das auf Verbindlichkeiten in Höhe von 132 Prozent des Bruttoinlandsprodukts komme. Andererseits wende er sich von Maßnahmen energischer Sparpolitik ab und plane die Schulden durch Wirtschaftswachstum zu verringern. Was das genau heißen soll, erschließt sich dem Händler der Baader Bank nicht. "Schließlich propagieren die beiden Regierungsparteien, die ihn tragen, die Einführung teurer öffentlicher Programme." Für Stopp bleibt die italienische Politik deshalb zunächst ein Unsicherheitsfaktor innerhalb der Europäischen Union.
Griechenland bereit für Rückkehr an den Kapitalmarkt
Pünktlich vor Ende des europäischen Rettungsprogramms im August kommen nach Ansicht von Stopp positive Nachrichten aus Griechenland. Dort habe das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2018 ein Plus von 0,8 Prozent erreicht. "Das ist zweimal so viel wie der Durchschnitt der Eurozone." Unter anderem getrieben von steigenden Exporten wachse die Wirtschaft von Hellas damit bereits seit fünf Quartalen. Zwar sieht Stopp mit einer Staatsverschuldung von 180 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt noch einen weiten Weg für Athen. Die ersten Schritte seien jedoch gemacht.
Deutsche Bank-Anleihe in Bewegung
Im Handel mit Unternehmensanleihen berichtet Rainer Petz von regen Umsätzen auf beiden Seiten in einer unbegrenzt laufenden Deutschen Bank CoCo-Anleihe ( WKN DB7XHP ) mit einem Kupon von 6 Prozent. "Käufe stehen im Vordergrund", informiert der Händler der Oddo Seydler Bank. Der Bond ist derzeit für 91,8 Prozent zu haben und lag in der Spitze bei 95,5 Prozent.
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank vermutet im höheren Handelsaufkommen einen Zusammenhang mit Spekulationen über eine mögliche Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank. Medien berichteten über Gespräche dies bezüglich zwischen dem Aufsichtsratschef der Deutschen Bank und Großaktionären. Auch mit deutschen Regierungsvertretern würde ein solcher Schritt thematisiert. Was ein Zusammenschluss für betroffene Aktien und Anleihen bedeuten würde, ist nach Ansicht des Händlers offen.
Argentinische Bonds gesucht
Die gestiegene Nachfrage nach einer im April 2025 zur Rückzahlung anstehenden Anleihe der Neuquen Province ( WKN A19GPQ ) mit einem jährlichen Zins von 7,5 Prozent sieht Daniel im Licht einer geplanten Finanzhilfe für Argentinien in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar durch den Internationalen Währungsfonds. Mit dieser Kreditlinie erhalte die argentinische Regierung Unterstützung, das Haushaltsdefizit schneller als bislang geplant abzubauen und die Inflation zu bekämpfen.
Südzucker und Stada gefragt
Ein Südzucker-Bond ( WKN A189JF ) steht laut Daniel bei Anlegern ebenfalls hoch im Kurs. Die 300 Millionen Euro schwere, mit 1,25 Prozent verzinste Anleihe mit Fälligkeit im November 2023 ist derzeit für gut 101 Prozent zu haben.
Ansehnliche Umsätze überwiegend auf der Kaufseite macht Daniel in einer Stada-Anleihe ( WKN A14KJP ) aus. Der in 2022 fällige Wert mit einem Kupon von 1,75 Prozent notiert aktuell bei 102,60 Prozent und bewegt sich damit auf Wochensicht kaum von der Stelle.
Einstieg bei Bayer nach Kursverlusten
Der Abschluss der Übernahme von Monsanto durch Bayer machte sich nach Meinung von Daniel im Flow mit Bonds der Leverkusener bemerkbar. Etwa trennten sich Anleger zunächst von einer bis 2075 laufenden und mit jährlich 3 Prozent verzinsten Anleihe des deutschen Pharmariesen ( WKN A11QR6 ). "Den niedrigeren Kurs nutzten Investoren dann zum Einstieg." Nach 103,40 Prozent am vergangenen Freitag ist der Wert am Mittag für 102,82 Prozent zu haben. "Die schlechteren Bonitätsnoten für Bayer von den Ratingagenturen S&P, Moody's und Fitch wirkten sich bislang kaum negativ aus."
Von: Iris Merker
8. Juni 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)