FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Angesichts des mit Spannung erwarteten Treffens zwischen Donald Trump und Xi Jinping steuern Anleger vermehrt Richtung sichere Häfen und drücken die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen an die 0,3 Prozent-Marke.
30. November 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vor dem anstehenden G20-Gipfel in Buenos Aires und dem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping lehnen sich Anleger scheinbar nicht zu weit aus dem Fenster.
Ob es Zugeständnisse im Zollstreit vonseiten der chinesischen Regierung geben wird, beurteilt Stefan Große von der NordLB eher skeptisch. Die im Raum stehenden Forderungen der Amerikaner seien für Peking so nicht akzeptabel. Und ob sich der US-Präsident dem innenpolitischen Druck beuge und Entgegenkommen seinerseits zeigen werde, sei ebenfalls fraglich. Nach dem Eingeständnis seines Ex-Anwalts Cohen über Russland gelogen zu haben, könnte Donald Trump zwar einen Erfolg gut gebrauchen, wie Große meint. Den könne Trump aber auch ganz anders definieren. Damit werde der erste Advent der spannendste seit langem.
Anleger steuern sichere Häfen an
Von dieser Gemengelage profitieren Staatsanleihen guter Bonität. Bundesanleihen waren gefragt, im Wochenverlauf legte der Euro-Bund-Future von 160,68 auf 161,43 Prozent zu. Damit bringen zehnjährige deutsche Staatspapiere Arthur Brunner zufolge am Morgen 0,31 Prozent. "US-Staatsanleihen waren ebenfalls in dieser Woche gesucht", registriert der Händler der ICF Bank, der einen Zusammenhang mit Anzeichen einer womöglich langsameren Gangart bei den künftigen US-Zinserhöhungen sieht. Die Nachfrage habe die Rendite für zehnjährige US-Treasuries zeitweise auf unter 3,0 Prozent gedrückt. "Aktuell liegt sie wieder leicht darüber."
Ob die US-Notenbank tatsächlich nach ihrer Zinsanhebung im Dezember eine Pause einlegen wird, ist nach Ansicht der Helaba allerdings offen. Für den weiteren Kurs im neuen Jahr fänden sich im aktuellen Sitzungsprotokoll der Federal Reserve nur wenige Hinweise. Gute Konjunkturaussichten und leicht nachlassender Inflationsdruck eröffneten Interpretationsspielraum für beide Richtungen.
Rendite für italienische Bonds geben nach
Die sanfteren Töne der italienischen Regierung hinsichtlich des geplanten Haushalts für das kommende Jahr quittierten Investoren Brunner zufolge mit Käufen italienischer Staatsanleihen und drückten die Rendite zehnjähriger Bonds auf 3,22 Prozent von zuvor 3,6 Prozent. Von der Aussicht auf eine geringere Neuverschuldung - statt der geplanten 2,4 Prozent stünden nun 2,2 Prozent im Raum - zeige sich Brüssel allerdings wenig beeindruckt.
Neue Bonds von OMV und Deutsche Post erfolgreich platziert
Im Handel mit Unternehmensanleihen informiert Rainer Petz von der Oddo Seydler Bank über zwei Neuemissionen der OMV. Mittels einer zehnjährigen Anleihe ( WKN A2RUZT ) mit einem Kupon von 1,875 Prozent und eines fünfjährigen Bonds ( WKN A2RUZS ) mit einer jährlichen Verzinsung von 0,75 Prozent habe das österreichische Öl- und Gasunternehmen erfolgreich insgesamt 1,5 Milliarden Euro in Stückelungen von 1.000 Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. "Die Papiere wurden von Anlegern gut angenommen."
Ebenfalls in Einheiten von 1.000 Euro refinanzierte sich Brunner zufolge die Deutsche Post über eine 750 Millionen Euro schwere, zehnjährige Anleihe ( WKN A2TSTA ), die Anlegern jährlich 1,625 Prozent bringt.
Raus aus Deutsche Bank-Anleihe
Vor dem Hintergrund scheinbar nicht abreißender Hiobsbotschaften über die Deutsche Bank trennten sich Investoren laut Petz weiterhin verstärkt von einer unbegrenzt laufenden CoCo-Anleihe der Großbank ( WKN DB7XHP ) mit einem Kupon von 6,0 Prozent. Medienberichte über eine Razzia bei dem Geldinstitut aufgrund eines Verdachts auf Geldwäsche drückten den Kurs der Anleihe auf 86,5 Prozent, wie Petz feststellt. Vergangenen Freitag mussten Investoren noch 98 Prozent zahlen.
Hertha BSC-Anhänger aktiv
Die rege Nachfrage nach einer seit Anfang November handelbaren Hertha BSC-Anleihe ( WKN A2NBK3 ) mit einem Kupon von 6,5 Prozent und einem Volumen von 40 Millionen Euro reißt Brunner zufolge nicht ab. "Das ist bei uns derzeit ein Renner." Der Bundesligist habe mit einem Plus von 4,1 Millionen Euro erstmals seit vier Jahren schwarze Zahlen vorgelegt. Aktuell notiert der Wert bei 103,50 Prozent nach 102,85 Prozent am vergangenen Freitag.
Bayer unter Druck
Im angekündigten Stellenabbau von 12.000 Mitarbeitern vermutet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank einen Grund für die Abflüsse aus einer bis 2075 laufenden Bayer-Anleihe ( WKN A11QR6 ) mit einem Kupon von 3 Prozent. Mit der Monsanto-Übernahme habe sich der Leverkusener Chemiekonzern jede Menge Ärger wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ins Haus geholt. Im Rahmen einer Umstrukturierung plane Bayer unter anderem den Verkauf des Geschäfts mit Tiergesundheit und der Anteile von Currenta. Das Pharmageschäft werde zudem neu geordnet. Mit der Bayer-Aktie gehe es seit Monaten bergab.
Anleger trennen sich von Thomas Cook
Deutliche Abgaben macht Daniel in einer Thomas Cook-Anleihe ( WKN A1895A ) aus. Der bis Juni 2022 laufende Wert des britischen Touristikunternehmens mit einem Kupon von 6,25 Prozent verlor auf Wochensicht von 95 auf unter 85 Prozent an Wert. Der Reisekonzern habe schlechte Zahlen geliefert und bereits zweimal die Erwartungen nach unten revidiert. "Die Rating-Sgentur S&P stufte gestern den Ausblick für Thomas Cook von stabil auf negativ", berichtet der Händler.
von: Iris Merker 30. November 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)