Es ist ein Trauerspiel: Eines der Aushängeschilder der Schweizer Finanzwelt schlittert seit 2008 von einer Krise in die nächste. Manche ihrer Probleme kann Credit Suisse (WKN: 876800) sicherlich auf die schwierigen Marktbedingungen schieben, aber vieles ist hausgemacht. Dennoch gilt, dass selbst ein schlechtes Unternehmen kaufenswert sein könnte, wenn die Aktie nur billig genug ist.

Was bei der Credit-Suisse-Aktie los ist

Um die Jahrtausendwende genauso wie in den Jahren vor der Finanzkrise gehörte Credit Suisse nicht nur zu den größten, sondern auch zu den stärksten und renommiertesten Bankinstituten der Welt. Noch 2006 wies die Großbank einen Gewinn von über 11 Mrd. Schweizerfranken aus. Seither wechseln sich mäßige und schwache Jahre ab.

Nach dem Verlust von 1,65 Mrd. Franken im Geschäftsjahr 2021 steht im laufenden Jahr ein noch höheres Minus in Aussicht. Das zehrt am Eigenkapital. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Bank nun neue Mittel einwerben muss, um die Eigenkapitalquote zu stärken und ihren geplanten Konzernumbau finanzieren zu können.

Das Chaos bei Credit Suisse spiegelt sich in der schnellen Folge an Führungswechseln wider. Auf den Amerikaner Brady Dougan, der den Bankkonzern acht Jahre lang mit mäßigem Erfolg durch die Finanzkrise lotste, folgte 2015 der frühere Planungsminister der Elfenbeinküste Tidjane Thiam, danach der Schweizer Thomas Gottstein und seit wenigen Monaten der Deutsche Ulrich Körner. Ähnlich schaut es im Verwaltungsrat aus, wo António Horta-Osório im Januar nach kurzer Amtszeit Platz machte für Axel Lehmann.

Wie es jetzt weitergeht bei der Credit Suisse

Lehmann und Körner, zwei altgediente Kräfte des schweizerischen Finanzplatzes, sollen es jetzt also richten. Wirkliche Begeisterung lösten die Namen allerdings nicht aus. Vielmehr ist von diversen kritischen Stimmen zu hören, die den beiden nicht viel zutrauen.

Der CEO spricht hingegen von einer starken Kapitalbasis und Liquiditätsposition. Und die Tatsache, dass die Bank die diesjährigen Stresstests in der Schweiz und in den USA bestanden hat, scheint diese Haltung zu bestätigen. Aber der Markt wendet sich mit Kraft gegen das Institut.

Die vielbeachteten Preise für Kreditausfall-Versicherungen hatten sich stark erhöht und die Anleihekurse sind im September eingebrochen, während einzelne Ratingagenturen sie in Richtung Ramschniveau abstuften. All das riecht eher nach „Gefahr im Verzug“ als nach starker Kapitalbasis. Auf einer Präsentation für Gläubiger gab sich das Management Ende September dennoch alle Mühe, aufzuzeigen, dass genug Puffer in der Bilanz steckt.

Aber die ganze Situation scheint eine Eigendynamik zu entwickeln. Die Signale aus den Märkten schüren das Misstrauen bei Kunden und Partnern weiter und erschweren die Refinanzierung. Auf diese Weise müssen immer höhere Zinsen versprochen werden, die den Konzern jedoch noch mehr in Schwierigkeiten bringen könnten.

Klar ist auch, dass im aktuellen Rezessionsumfeld keine guten Preise für den Verkauf von Unternehmensteilen erzielt werden können. Eine Finanzierung über diesen Weg würde die Bilanz eher noch weiter schwächen.

Lehmann und Körner müssen unter den schnell wechselnden Marktbedingungen nun mit Hochdruck einen Plan ausarbeiten, mit dem sie das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen können. Bis Ende Oktober soll dieser vorliegen.

Das müssen lauernde Investoren beachten

Der Werbeslogan der nur wenig erfolgreicheren Deutschen Bank (WKN: 514000) „Vertrauen ist der Anfang von allem“ macht deutlich, dass eine Bank vom Vertrauen lebt. Genau dieses ist nach all dem Stühlerücken in der Vorstandsetage und den zahlreichen Rückschlägen arg ramponiert.

Die Unsicherheit darüber, wie der Weg nach vorn ausschaut, wird die Volatilität der Aktie über den gesamten Monat hinweg hochhalten. Investoren, die hier auf einen Turnaround wetten wollen, sollten sich des hohen Risikos bewusst sein. Sollten sich die Rezessionstendenzen verstärken und dem neuen Chef, wie von vielen befürchtet, nur wenig Kreatives einfallen, dann sieht die Zukunft düster aus und die Aktie könnte noch die eine oder andere Etage tiefer rutschen.

Der üblicherweise gut informierte Finanzblog Inside Paradeplatz spricht von einem „Trauerspiel ohne Ende“. Andererseits sind die Erwartungen jetzt dermaßen tief, dass Ulrich Körner eigentlich fast nur noch positiv überraschen kann.

Er muss einen Weg finden, die Kostenbasis zu verbessern und die Risiken zu senken, ohne Milliarden für Restrukturierungsmaßnahmen aufwenden zu müssen. Idealerweise gelingt es ihm, starke Partner ins Boot zu holen, die erhöhte Risiken tragen können und Credit Suisse dabei unterstützen, wieder stabiler und profitabler zu werden.

Wenn sich dann noch das konjunkturelle Umfeld etwas aufhellen sollte, ist bei der Credit-Suisse-Aktie vieles möglich.

Der Artikel Credit Suisse-Aktie so billig wie nie: Jetzt kaufen? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2022

Autor: Ralf Anders, Motley Fool beitragender Investmentanalyst (CMFCondorEye)


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Quelle: Aktienwelt360