Keine Frage, in den Jahren 2018 bis 2020 gab es einige Gelegenheiten, um mit wenig Einsatz ein Vermögen zu machen. Ich hatte auch schon mal bei der ein oder anderen Wasserstoffaktie zugegriffen. Nachdem Anfang 2021 die Kurse ins Unermessliche gestiegen waren, hieß es allerdings, schnell Kasse zu machen. Denn danach verloren selbst die Brennstoffzellen-Aushängeschilder Plug Power (WKN: A1JA81) und Ballard Power (WKN: A0RENB) mehr als 80 %.

Von dieser Basis aus könnte ein erneuter Einstieg bei Herstellern von Wasserstoff-Brennstoffzellen interessant sein. Schließlich steht die Wasserstoffwirtschaft unmittelbar vor der Skalierung. Ich sehe allerdings mehrere Gründe, um bei diesen Aktien weiterhin an der Seitenlinie zu bleiben.

Grund 1: Der Markt erinnert an die Photovoltaik-Industrie 2008

Vor 15 Jahren war in der Solarindustrie die Welt noch in Ordnung. Bosch kaufte Ersol und Aleo Solar – und Solarworld schien sich nach der Übernahme von Shell Solar als einer der Weltmarktführer zu etablieren. Zig weitere Hersteller schossen wie Pilze aus dem Boden und überboten sich fast täglich mit neuen Erfolgsmeldungen. Japanische, koreanische und amerikanische Marken hielten dagegen und forcierten zum Teil neue Ansätze wie z. B. Dünnschichtmodule.

Dann kamen die Chinesen und rissen den Markt an sich. Und selbst die sind zum Teil schon wieder in der Versenkung verschwunden. So gehört zum Beispiel Yingli Solar, die sich 2010 als Sponsor der Fußball-WM hervortat und 2013 noch den Weltmarkt anführte, seit Jahren nicht mehr zu den Top 10. Zwischenzeitliche Preiskämpfe und abrupte Veränderungen im Regulierungsrahmen haben den Wettbewerbern zu schaffen gemacht. Der heutige Marktführer LONGi Green Energy Technology ging erst 2012 in Shanghai an die Börse und ist bis heute von Europa aus kaum handelbar (die Aktie hat sich seither ver-40-facht).

Ich glaube, dass die Hersteller von Wasserstoff-Brennstoffzellen heute in einer ähnlichen Situation sind wie die Photovoltaik-Modulbauer 2008. Gute Hersteller gibt es in Amerika, Asien und Europa. Jeder trommelt, so gut er kann, stellt die Vorteile seiner Technologie heraus, verweist auf industrielle Partnerschaften und kündigt die Ausweitung seiner Produktionskapazitäten an.

Gestern habe ich von Loop Energy (WKN: A2QQCC) gelesen, dass die Kanadier ein völlig überlegenes 120-Kilowatt-Aggregat am Start hätten. Heute ist es die chinesische REFIRE, die auf der kommenden FCexpo in Tokio ein wegweisendes System präsentieren will, und morgen wird vielleicht die französische Symbio oder sonst einer der vielen Mitbewerber die nächste Revolution ankündigen. Ob einer von ihnen in zehn Jahren noch immer vorn mitspielt, ist zum aktuellen Zeitpunkt völlig unklar.

Grund 2: Wasserstoff-Brennstoffzellen sind nicht ohne Alternative

Genauso wie die Photovoltaik noch vor 15 Jahren mit Alternativen wie Konzentratorzellen, Photosynthese, Aufwindkraftwerken, Parabolrinnen- und Solarturmkraftwerken in Konkurrenz stand, steht auch bei der Wasserstoff-Brennstoffzelle nicht fest, ob sie am Ende die Technologie sein wird, welche die großen Stückzahlen erreicht.

Im Fall der Wasserstoff-Brennstoffzellen ist auch an neue Verbrennerkonzepte zu denken, die robuster sind und ähnliche Effizienzwerte erzielen. So setzt zum Beispiel der aufstrebende Lkw-Bauer Hyliion (WKN: A2QBTD) gleich auf zwei Technologien, die er als Range-Extender einsetzt: Motoren, die bevorzugt mit Biogas betrieben werden, und einen im 3D-Drucker entstandenen Hightech-Generator namens Karno, der künftig mit nahezu beliebigen Brennstoffen umgehen kann.

Hinzu kommen Brennstoffzellen-Hersteller, die auf andere Brennstoffe als Wasserstoff setzen. Etwa Methanol und Ammoniak, die leichter handhabbar sind, könnten bessere Chancen haben, eines Tages flächendeckend für Fahrzeuge verfügbar zu sein. Spezialisierte Brennstoffzellen, die damit ohne Umwandlung direkt umgehen können, wären dann im Vorteil.

Grund 3: Die am besten geeigneten Anwendungen bieten nur relativ kleine Märkte

Viele Marktbeobachter glauben, dass die Batterie die Brennstoffzelle aus den meisten interessanten Märkten wie Lieferwagen oder Bussen herausdrängen wird. Übrig bleibt dann kaum mehr als Züge, Schiffe, Baumaschinen und Spezialfahrzeuge.

Dort können Batterien nicht mithalten, weil sie viel zu groß dimensioniert werden müssten. Aber sind es Anwendungsfälle, die groß genug sind für Dutzende Hersteller?

Grund 4: Einige der aussichtsreichsten Anwender setzen auf Anbieter, die nicht handelbar sind

Selbst wenn wir annehmen, dass Wasserstoff-Brennstoffzelle bei Baumaschinen und schweren Lkws zu einer großen Sache werden, haben wir als optimistische Anleger nicht unbedingt etwas davon. Ein großer Teil des Marktes ist anscheinend schon verteilt. Hier sind nur drei Beispiele:

  • Daimler Trucks (WKN: DTR0CK) und Volvo AB (WKN: 871229) haben mit cellcentric ein Joint-Venture, welches künftig das breite Spektrum an Schwerlastfahrzeugen der beiden versorgen soll.
  • Flixbus setzt auf die Partner ZF und Freudenberg.
  • Nikola (WKN: A2P4A9) ist mit Bosch im Geschäft.

Man könnte die Liste noch deutlich verlängern. Fakt ist, dass es für die börsennotierten Lieferanten schwierig wird, an die Fahrzeughersteller mit den größten Stückzahlen heranzukommen. Sie werden tendenziell in Nischen gedrängt, während andere skalieren.

Ein spannender Markt mit unklaren Aussichten

Ich mag es, wenn der Weg nach vorn zumindest einigermaßen klar ist. Dafür muss erkennbar sein, auf welche Technologie es hinausläuft und welche Spieler sich als Markt- und Technologieführer herauskristallisieren. Außerdem sollte man gut einschätzen können, wie groß der Markt auf Sicht von zehn oder zwanzig Jahren wird. All das ist in diesem Markt noch nicht gegeben.

Deshalb sind Wetten auf Hersteller von Wasserstoff-Brennstoffzellen überaus spekulativ. Andererseits zeigt die Ver-40-fachung der LONGi-Aktie, dass man mit der richtigen Strategie auch in solchen schwierigen Märkten Erfolg haben kann. Von daher bleibe ich auf jeden Fall dran an dem Thema.

Der Artikel Darum fasse ich Wasserstoff-Brennstoffzellen-Aktien auch 80 % billiger (noch) nicht an ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Hyliion. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Ralf Anders, Investmentanalyst


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Quelle: Aktienwelt360