FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Donnerstag einen Teil ihrer starken Kursgewinne vom Vortag abgegeben. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum Mittag um 0,70 Prozent auf 135,94 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 2,27 Prozent. In den meisten Ländern der Eurozone legten die Renditen zu.

Am Mittwoch hatten heftige Marktturbulenzen für eine sehr starke Nachfrage nach sicheren Wertpapieren wie Bundesanleihen gesorgt. Auslöser war ein Kurssturz der Schweizer Großbank Credit Suisse an der Börse nach Bemerkungen eines Großinvestors aus Saudi-Arabien. Für Beruhigung dürfte sorgen, dass sich das Geldhaus über die Schweizer Notenbank mittlerweile Kredite von bis zu 50 Milliarden Franken gesichert hat.

In den Mittelpunkt rückt im Tagesverlauf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar hat die Notenbank vor den Turbulenzen eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. An den Märkten wird aber bezweifelt, dass die Währungshüter in einem derart angespannten Marktumfeld einen großen Zinsschritt zur Bekämpfung der hohen Inflation vornehmen.

Die Analysten der Dekabank halten unterdessen eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte weiterhin für wahrscheinlich. Angesichts der "brutalen Marktvolatilität" wäre aber auch ein kleinerer Zinsschritt keine Überraschung. "Sollte die EZB sogar die Zinsen unverändert halten, dürfte dies vom Markt jedoch als Hinweis gewertet werden, dass Euroland-Banken deutlich weniger solide sind als bisher angenommen und gleichzeitig die EZB beim Inflationskampf einknickt", heißt es in einem Ausblick./jsl/bgf/mis

Quelle: dpa-AFX