Als die Pandemie noch wütete, Schiffe querstanden, Sanktionen griffen und die Nachfragemuster sich abrupt änderten, war plötzlich gefühlt alles knapp. Alle Unternehmen klagten über Probleme in den Lieferketten und in die Höhe schießende Kosten. Alle Unternehmen? Nicht ganz. Einige profitierten auf gigantische Weise von der komplexen Situation. Dazu gehören so verschiedene Akteure wie BioNTech (WKN: A2PSR2), Hapag-Lloyd (WKN: HLAG47), K+S (WKN: KSAG88) und Verbio (WKN: A0JL9W).
Ihre Gewinne sind explodiert und ihre Geldspeicher platzen aus allen Nähten. Dennoch sind die Aktienkurse zum Teil stark zurückgekommen. Lohnt jetzt ein Einstieg?

BioNTech: Vom Forschungsunternehmen zum Biotech-Powerhouse

BioNTech hat das globale Rennen um die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes gegen die COVID-19-Pandemie gewonnen. Die herausragende Leistung, mit der sich die Mainzer gegen weit über 100 Konkurrenten durchsetzten, wurde fürstlich belohnt.

Noch 2020 schrieb BioNTech operative Verluste in Höhe von 82 Mio. US-Dollar, bei negativem operativen Cashflow. Während der Barmittelzufluss im Jahr 2021 wegen versetzter Zahlungsströme noch moderat ausfiel, wurden in den ersten drei Quartalen von 2022 rund 13 Mrd. US-Dollar in die Kassen gespült.

Trotz Aktienrückkäufen, erhöhter Investitionen in die Forschungs-Pipeline und kleinerer Akquisitionen dürfte die Netto-Liquidität in diesen Monaten auf über 20 Mrd. US-Dollar anschwellen.

Die Marktkapitalisierung liegt derzeit nur gut 50 % darüber, sodass die Aktie nicht teuer wirkt, wenn man bedenkt, dass der Wert der aussichtsreichen, aber noch brotlosen, Forschungs-Pipeline durch den Impfstoff-Coup massiv gestiegen ist.

Aber jetzt kommt es darauf an, dass BioNTech unter Beweis stellt, dass es auch Kapitalallokation beherrscht. Nur wenn das Geld renditestark investiert wird, profitieren Anleger. Daran gibt es anscheinend Zweifel bei Investoren.

Hapag-Lloyd: Vom Seefracht-Underdog zum Herr der Weltmeere

Im März 2021 stand im Suezkanal das Containerschiff Ever Given quer und blockierte monatelang eine der wichtigsten Verkehrsadern. Wegen der Pandemie und des Arbeitskräftemangels arbeiteten die Häfen gleichzeitig vielerorts nicht effizient, harsche Lockdown-Maßnahmen des chinesischen Regimes verschlimmerten die Lage weiter.

All das führte dazu, dass die Frachtraten explodierten. Der Baltic Dry Index, der die Entwicklung der Preise für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern auf Standardrouten trackt, stieg von etwa 1.100 im November 2020 auf über 5.500 Punkte im Oktober 2021, was einer Verfünffachung innerhalb eines Jahres entspricht.

Vor 2019 musste Hapag-Lloyd kämpfen, um überhaupt profitabel zu sein. Seither schreibt das Unternehmen zwar solide Gewinne, aber 2021 erreichten diese eine neue Dimension. Der operative Cashflow vervierfachte sich fast auf mehr als 12 Mrd. US-Dollar. Über das Jahr 2022 hinweg hielt der positive Effekt weiter an, sodass der Wert sogar auf 20,6 Mrd. US-Dollar stieg. Erst im laufenden Jahr normalisierte sich die Lage wieder.

Und der Aktienkurs hat diese Normalisierung antizipiert, gab mehr als 60 % von der Spitze im Mai 2022 ab, bevor er sich zuletzt wieder deutlich erholte und die Marktkapitalisierung auf über 50 Mrd. Euro hievte.

Für die Aktie spricht, dass Hapag-Lloyd seine Schuldenlast in ein dickes Barvermögen wandeln konnte, das aktuell sogar Zinsen abwirft. Die Liquiditätsreserve lag Ende 2022 bei 17 Mrd. US-Dollar. Hohe Investitionen in die Modernisierung der Flotte sind nun ebenfalls problemlos möglich, sodass die Betriebskosten dauerhaft sinken werden.

Dazu muss man aber wissen, dass die meisten Wettbewerber eine ähnliche Geschichte geschrieben haben über die letzten Jahre. Da sind alle in einem Boot, die Frachtraten sind entscheidend.

Ob es Hapag-Lloyd gelingt, dauerhaft zweistellige Eigenkapitalrenditen einzufahren, ist daher keine ausgemachte Sache. Die wären allerdings nötig, um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen.

Mit Cashflow ist man auf der sicheren Seite

Es gibt noch weitere gute Beispiele. So hat sich K+S dank des zwischenzeitlichen Düngemittelmangels vom schwankungsanfälligen Salzlieferanten zum robusten Rohstoff-Konzern entwickelt. Oder Verbio ist vom Biogas-Herausforderer zum Global Player der erneuerbaren Energie geworden, als sich die Erdgaspreise im Zuge des russischen Angriffskrieges vervielfachten.

In all diesen Fällen haben die betroffenen Unternehmen gewaltige Barmittelzuflüsse generiert. Damit haben die Unternehmenslenker die Wahl, die Mittel zur Schuldentilgung, zur kurzfristigen Beglückung der Aktionäre, für Akquisitionen oder für Investitionen in den langfristigen Ausbau des Geschäfts zu nutzen.

Diese Optionalität ist grundsätzlich eine geniale Sache, sowohl für die Unternehmen als auch für Aktionäre. Der Wegfall von existenziellen Risiken und die Möglichkeit, jederzeit Chancen wahrzunehmen, birgt große Potenziale zur Wertschöpfung und könnte der zugehörigen Aktie Schub geben.

Aber wir wissen auch, dass Unternehmenslenker gelegentlich unvorsichtig, gierig oder übermütig werden, wenn ihnen zu viele Geldmittel zur Verfügung stehen. Das ist bei ihnen nicht anders als bei Politikern oder Privatpersonen. Deswegen sollten wir genau hinsehen, wie sorgsam mit dem Geldregen umgegangen wird.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der genannten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Ralf Anders, Investmentanalyst


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Quelle: Aktienwelt360