Kolak: "EZB-Zinssenkung gerechtfertigt; Geldpolitik steht vor

Balanceakt"

Berlin (ots) - Die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die

Leitzinsen zu senken, betrachtet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und

Raiffeisenbanken (BVR) angesichts der rückläufigen Inflation als gerechtfertigt;

bei ihren künftigen Zinsentscheidungen sollte die Notenbank ihren vorsichtigen

Kurs aber beibehalten. "Die Inflationsgefahren sind zwar spürbar zurückgegangen,

aber noch lange nicht vom Tisch. Daher steht die Geldpolitik in den kommenden

Monaten vor einem Balanceakt. Die Konjunktur im Euroraum bleibt auch aufgrund

der hohen Leitzinsen angeschlagen und kann durch weitere Leitzinssenkungen

positive Impulse erhalten. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass es zu einem

erneuten Anstieg der Inflation kommt. Die EZB sollte daher weiterhin mit Umsicht

handeln und den Leitzins nur allmählich und in Abhängigkeit der Datenlage

absenken", so BVR-Präsidentin Marija Kolak.

Die EZB hat den für die Geldmarktentwicklung ausschlaggebenden Einlagensatz um

25 Basispunkte auf 3,50 Prozent gesenkt. Die anderen beiden Leitzinsen, den

Haupt- und den Spitzenrefinanzierungssatz, senkte sie um stärkere 60 Basispunkte

auf 3,65 Prozent beziehungsweise 3,90 Prozent. Die Verengung des Abstandes

zwischen den verschiedenen Leitzinsen hatte die EZB bereits im März angekündigt.

Sie stellt keine Veränderung des geldpolitischen Kurses dar und ist im Rahmen

der Geldmarktsteuerung schlüssig.

Die Inflationsrate im Euroraum ist im August 2024 von 2,6 Prozent auf 2,2

Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken und damit nahe am mittelfristigen

Inflationsziel der Geldpolitik in Höhe von zwei Prozent. Während die gesunkenen

Energiepreise stark zum Rückgang der Inflation beigetragen haben, sei bei den

von Lohnentwicklungen geprägten Dienstleistungspreisen ein kräftiger Anstieg um

4,2 Prozent zu beobachten, der Inflationsgefahren signalisiere, so der BVR. Das

Wirtschaftswachstum lag im Euroraum im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich bei

geringen 0,6 Prozent. Die jüngsten Konjunkturindikatoren sprechen für eine nur

verhaltene Erholung der Konjunktur im weiteren Jahresverlauf und im kommenden

Jahr.

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