BERLIN (dpa-AFX) - In den anstehenden Tarifrunden für den öffentlichen Dienst in Deutschland will die Gewerkschaft Verdi neben höheren Einkommen vor allem Entlastungen für die Beschäftigten erreichen. "Es wird Arbeitszeitforderungen geben in der Tarifrunde für das Jahr 2025", sagte Verdi-Chef Frank Werneke in Berlin. Viele Beschäftigte wünschten sich gesicherte freie Zeit, um ihre Belastungen im Job zu senken, sowie höhere Zuschläge bei Schichtarbeit.

Nach internen Beratungen über den Sommer wollten die Gewerkschaften am 9. Oktober ihre Forderungen für die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten von Kommunen und Bund beschließen. Erste Verhandlungsrunde ist am 24. Januar. Für die Beschäftigten der Länder wird später im kommenden Jahr separat verhandelt.

Zur Vorbereitung ihrer Forderungsaufstellung hatte Verdi hunderttausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu ihrer Arbeitszeit befragen lassen. Rund 260 000 Antworten konnten das Forschungsinstitut uzbonn und das Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt im Auftrag der Gewerkschaft ausgewertet. Demnach ist heute nur gut jede und jeder fünfte Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zufrieden mit den eigenen Arbeitsbedingungen bezogen auf die Arbeitszeit. Rund ein Drittel ist unzufrieden. Fast 63 Prozent berichten von unbesetzte Stellen in ihrem unmittelbaren Arbeitsbereich - viele sogar von größerem Umfang und langer Dauer offener Stellen.

Viele Überstunden

Arbeitskräftemangel führt in den Augen der Betroffenen zu Arbeitsverdichtung. "Und das trifft übrigens nicht nur zu in den bekannten Bereichen (...) wie Kita, Pflege oder Fahrdienst, sondern es betrifft auch die Bereiche der Verwaltung bei Bund, Länder und Kommunen, aber auch (...) Bauhöfe, Sparkassen und die medizinisch-technischen, therapeutischen Bereiche", sagte Verdi-Vizechefin Christine Behle.

57 Prozent sagten, dass das für sie zu hohen Beanspruchungen führe. Rund zwei Drittel arbeiten nach eigenen Angaben im Schnitt zwei Stunden länger pro Woche, um ihr Pensum zu schaffen, Klinik-Pflegekräfte sogar zu 67 Prozent. Fast jeder und jedem zweiten Beschäftigten gelingt es nicht, solche Überstunden später mit Freizeit auszugleichen. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten geht nicht davon aus, bis zum Rentenalter durchzuhalten./bw/DP/jha