Mit dem Bauprogramm «kleine und mittlere Maßnahmen» will die Deutsche Bahn kurzfristig für mehr Pünktlichkeit im Schienenverkehr sorgen - und kommt nach eigenen Angaben gut voran. «Bis Ende 2025 werden bereits 138 der insgesamt geplanten 355 Vorhaben umgesetzt sein», teilte die Bahn mit. «Das sind 40 Prozent der geplanten Maßnahmen mit einem Investitionsumfang von rund einer Milliarde Euro.»

Zu den Vorhaben gehört unter anderem der Ausbau von Überholgleisen für Güterzüge mit bis zu 740 Metern Länge. Hinzu kommen Projekte für den Schienennahverkehr, wie Überleit- oder Abzweigstellen.

«Dank der beschleunigten Umsetzung - beispielsweise mit der Bündelung von Maßnahmen und verschlankter Projektplanungen - gelingt es uns zunehmend besser, mit kleinen und besonders effektiven Vorhaben rasch eine große Wirkung zu erzielen», teilte der Chef der neuen Bahn-Infrastruktursparte InfraGo, Philipp Nagl, mit. «Davon profitieren unsere Fahrgäste und die Güterverkehrskunden ganz unmittelbar.»

Fast jeder dritte ICE- und IC-Zug war verspätet

Die Geschäftsführerin des Verbands Die Güterbahnen, Neele Wesseln, kritisierte indes, dass sich die Bahn die Quote bei den bis 2025 umgesetzten Maßnahmen «selbst verschönert» habe. «Indem sie weitere Pakete mit teils schon umgesetzten Maßnahmen in die Zielvorgaben mit aufnahm, konnte sie die geplante Umsetzungsquote für Ende 2025 von 26 auf 40 Prozent steigern», teilte sie mit. In dem Verband sind die Wettbewerber der Bahn im Güterverkehr organisiert. Zudem würden damit zwei Maßnahmen weniger umgesetzt als vor zwei Jahren von der InfraGo angekündigt.

Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), äußerte sich wiederum erfreut über den von der Bahn vermeldeten Fortschritt. «Diese Maßnahmen leisten einen schnell wirkenden Beitrag zur Erhöhung der Resilienz und Pünktlichkeit im Schienennetz», teilte er der Deutschen Presse-Agentur mit. «Im Zuge der Novellierung des Bundesschienenwegeausbaugesetzes wollen wir die Genehmigungsprozesse für solche Maßnahmen darum auch wesentlich vereinfachen.»

Mit der Gesetzesreform soll der Bund mehr Möglichkeiten zur Finanzierung des Schienennetzes bekommen. Im Bundesrat bekam sie indes keine Mehrheit. Die Novelle steckt derzeit im Vermittlungsausschuss.

Das Programm mit den mehr als 350 kleinen und mittleren Maßnahmen soll bis 2030 abgeschlossen sein. Damit könne die Pünktlichkeit im Bahnverkehr um vier Prozentpunkte erhöht werden, hatte Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber im vergangenen Juni gesagt. Insbesondere im Fernverkehr war die Bahn im vergangenen Jahr so unzuverlässig unterwegs wie seit vielen Jahren nicht. Fast jeder dritte ICE- und IC-Zug war verspätet unterwegs. Für dieses Jahr hat sich die Bahn eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 71 Prozent vorgenommen.

Neben den kleineren und mittleren Bauvorhaben will die Bahn dafür Dutzende viel befahrene Streckenkorridore nach und nach umfassend sanieren. Start ist im Juli auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die für die Rundum-Modernisierung ein knappes halbes Jahr komplett gesperrt werden soll. Insgesamt 40 Streckenabschnitte sollen auf diese Weise bis 2030 erneuert werden.

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