Chemiekonzern Evonik will weltweit 2000 Stellen abbauen 04.03.2024, 13:42 Uhr von dpa Jetzt kommentieren: 0

Evonik
© Federico Gambarini/dpa / Der Chemiekonzern Evonik will Kosten senken.

Der Chemiekonzern Evonik will im Zuge eines Verwaltungsumbaus viele Stellen streichen. Bis zu 2000 sollen wegfallen, rund 1500 davon in Deutschland, wie der MDax-Konzern in Essen mitteilte.

Der Abbau soll größtenteils über natürliche Fluktuation, aber auch über Abfindungsprogramme erfolgen. Die jährlichen Kosten sollen nach Abschluss des Programms Ende 2026 um rund 400 Millionen Euro niedriger liegen als bisher, erste Auswirkungen werde es bereits 2024 geben. Dank solcher und anderer Einsparungen wollen die Essener den operativen Gewinn 2024 in einem weiterhin schwierigen Umfeld zumindest leicht steigern.

Bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen

Evonik zählte Ende 2023 weltweit rund 33.400 Vollzeitstellen, davon rund 20.000 in Deutschland. Heute gab der Konzern den Verkauf seines Geschäfts rund um saugstarke Materialien etwa für Windeln bekannt. In dem Bereich sind rund 1000 Menschen beschäftigt, 750 davon in Deutschland. Bei dem geplanten Stellenabbau werden diese Stellen aber nicht mitgezählt. Der Konzern bekräftigte seine Zusage von 2022, bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen.

Das Unternehmen hatte bereits im September angekündigt, die Verwaltung spürbar straffen zu wollen. «Die erste Phase ist jetzt abgeschlossen», hieß es nun im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für 2023. Die neue Organisation solle bis Ende 2026 etabliert werden. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands werde von zehn auf maximal sechs reduziert, Prüf- und Freigabeverfahren sollen erheblich beschleunigt werden.

Das Vorgehen ähnelt dem des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer, der die Verwaltung aktuell auch verschlankt, um Bürokratie abzubauen. Wie bei Bayer werden auch bei Evonik überproportional viele Führungspositionen von den Streichungen betroffen sein. «Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird, werden Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln», erklärte Evonik.

IGBCE: Stellenabbau sozialverträglich gestalten

Die angekündigten Strukturveränderungen müssen nach Ansicht der Chemie-Gewerkschaft IGBCE die Leistungsfähigkeit des Konzerns nachhaltig verbessern. «Ein reines Kosteneinsparprogramm würde den Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, nicht gerecht», erklärte IGBCE-Vorstand Alexander Bercht, der auch stellvertretender Evonik-Aufsichtsratschef ist.

Es müsse schnell Klarheit für die Beschäftigten geschaffen werden, wie ohne die in Deutschland wegfallenden 1500 Stellen die zuvor geleistete Arbeit weiterhin erledigt werde. «Die Stellenreduzierungen dürfen nicht zu einer Mehrbelastung führen.» Auch müsse der geplante Jobabbau in Deutschland sozialverträglich erfolgen, «vorrangig über natürliche Fluktuation und Angebote an Beschäftigte, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen», so Bercht weiter.

Im Gesamtjahr 2023 musste Evonik bei einem Umsatzrückgang um 17 Prozent auf knapp 15,3 Milliarden Euro einen Rutsch des operativen Ergebnisses um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Euro hinnehmen. Dabei blickt das Unternehmen den Angaben zufolge nun schon auf sieben Quartale ohne spürbare Absatzbelebung zurück. Unter dem Strich steht ein Verlust von 465 Millionen Euro - nach einem Überschuss von 540 Millionen im Jahr zuvor. Das Minus resultiert auch aus Wertminderungen für Geschäftsteile.

Mit Blick aufs Tagesgeschäft rechnet Evonik-Chef Christian Kullmann derweil mit keiner schnellen Erholung. Das globale Wachstum werde erneut hinter den Vorjahren zurückbleiben - hohe Inflation und restriktive Geldpolitik belasteten, heißt es im Geschäftsbericht. Daher werde die Nachfrage schwach bleiben.

Kullmann: Europa braucht keinen «braunen Mob»

Bei einem erwarteten Umsatz von 15 bis 17 Milliarden Euro peilt Evonik 2024 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro an. Das Konzernergebnis soll laut Finanzchefin Maike Schuh positiv sein.

Die Dividende für 2023 soll mit 1,17 Euro je Aktie stabil bleiben. Größte Einzelaktionärin mit rund 53 Prozent der Anteile ist die RAG-Stiftung, die für alle Zeit für die Folgekosten aus dem deutschen Steinkohlebergbau aufkommen muss. Die übrigen Anteile befinden sich in Streubesitz.

Mit Blick auf die Europawahlen bezog Kullmann Stellung gegen Rechtsextremismus. «Ein wirtschaftlich prosperierendes Europa braucht eines nicht: einen braunen Mob in den europäischen Parlamenten und einen braunen Mob, der hier zusätzlich versucht, sich Einfluss zu verschaffen.»

© dpa-infocom, dpa:240304-99-215254/5

Kommentare (0) ... diskutiere mit.
Werbung

Handeln Sie Aktien bei SMARTBROKER+ für 0 Euro!* Profitieren Sie von kostenloser Depotführung, Zugriff auf 29 deutsche und internationale Börsenplätze und unschlagbar günstigen Konditionen – alles in einer innovativen, brandneuen App. Jetzt zu SMARTBROKER+ wechseln und durchstarten!

*Ab 500 EUR Ordervolumen über gettex. Zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.

k.A. Pkt (k.A.) k.A. % k.A. Pkt
k.A. Pkt (k.A.) k.A. % k.A. Pkt
k.A. Pkt (k.A.) k.A. % k.A. Pkt
BörsenNEWS.de
Schreib den ersten Kommentar!

Dis­clai­mer: Die hier an­ge­bo­te­nen Bei­trä­ge die­nen aus­schließ­lich der In­for­ma­t­ion und stel­len kei­ne Kauf- bzw. Ver­kaufs­em­pfeh­lung­en dar. Sie sind we­der ex­pli­zit noch im­pli­zit als Zu­sich­er­ung ei­ner be­stim­mt­en Kurs­ent­wick­lung der ge­nan­nt­en Fi­nanz­in­stru­men­te oder als Handl­ungs­auf­for­der­ung zu ver­steh­en. Der Er­werb von Wert­pa­pier­en birgt Ri­si­ken, die zum To­tal­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals füh­ren kön­nen. Die In­for­ma­tion­en er­setz­en kei­ne, auf die in­di­vi­du­el­len Be­dür­fnis­se aus­ge­rich­te­te, fach­kun­di­ge An­la­ge­be­ra­tung. Ei­ne Haf­tung oder Ga­ran­tie für die Ak­tu­ali­tät, Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Vol­lständ­ig­keit der zur Ver­fü­gung ge­stel­lt­en In­for­ma­tion­en so­wie für Ver­mö­gens­schä­den wird we­der aus­drück­lich noch stil­lschwei­gend über­nom­men. Die Mar­kets In­side Me­dia GmbH hat auf die ver­öf­fent­lich­ten In­hal­te kei­ner­lei Ein­fluss und vor Ver­öf­fent­lich­ung der Bei­trä­ge kei­ne Ken­nt­nis über In­halt und Ge­gen­stand die­ser. Die Ver­öf­fent­lich­ung der na­ment­lich ge­kenn­zeich­net­en Bei­trä­ge er­folgt ei­gen­ver­ant­wort­lich durch Au­tor­en wie z.B. Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­richt­en­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men. In­fol­ge­des­sen kön­nen die In­hal­te der Bei­trä­ge auch nicht von An­la­ge­in­te­res­sen der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und/oder sei­nen Mit­ar­bei­tern oder Or­ga­nen be­stim­mt sein. Die Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­rich­ten­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men ge­hör­en nicht der Re­dak­tion der Mar­kets In­side Me­dia GmbH an. Ihre Mei­nung­en spie­geln nicht not­wen­di­ger­wei­se die Mei­nung­en und Auf­fas­sung­en der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und de­ren Mit­ar­bei­ter wie­der. Aus­führ­lich­er Dis­clai­mer