Mit der Energiekrise rückte auch verflüssigtes Erdgas, kurz: LNG, in den Fokus. Bei den beteiligten Unternehmen könnte der LNG-Boom die Kassen auch künftig füllen.

Der Krieg in der Ukraine stellte die deutsche Energieversorgung auf den Kopf. Um möglichst schnell von russischen Gasimporten unabhängig zu werden, setzt die Bundesregierung seither verstärkt auf LNG, kurz für Liquefied Natural Gas. Hierbei wird verflüssigtes Erdgas per Schiff zu Flüssiggas-Terminals transportiert und von dort für die Gasversorgung genutzt. Der Stellenwert, der dieser Energiequelle eingeräumt wird, fand am 1. Juni 2022 Ausdruck im LNG-Beschleunigungsgesetz. Das Ziel: Die Schaffung von LNG-Terminals und entsprechenden Versorgungsleitungen. Wie die Bundesregierung auf ihrer Internetpräsenz in einem aktuellen Beitrag zusammenfasst, soll das Gesetz die erforderlichen Zulassungs-, Vergabe- und Nachprüfungsverfahren beschleunigen. Eine am 17. Mai 2023 beschlossene Anpassung soll demnach die LNG-Einspeisung an deutschen Küstenstandorten weiter absichern, heißt es in der Information. Seit Anfang dieses Jahres seien zwei vom Bund initiierte Anlagen in Wilhelmshafen und Brunsbüttel in Betrieb, in Lubmin werde zudem eine Einheit privat betrieben. Drei weitere LNG-Terminals in Wilhelmshaven II, Stade und Lubmin seien demnach im Aufbau. 

In anderen europäischen Ländern sind die schwimmenden Flüssiggasterminals schon länger Teil der Energieversorgung. Nach Angaben der Bundesregierung soll die hierzulande neu installierte Infrastruktur künftig auch für klimaneutralen Wasserstoff genutzt werden können. Inwiefern LNG also eine Art Brückentechnologie auf dem Weg zu klimafreundlichen Energien sein wird, bleibt abzuwarten. Energieunternehmen, die auf das verflüssigte Erdgas setzen, konnten jedenfalls zuletzt vom politisch gestützten Interesse an dieser Technologie profitieren.

Cheniere Energy (WKN: 580884): Full Service für den LNG-Sektor

Anleger, die bereits langfristig am Thema LNG interessiert sind und sich Aktien des US-Energieriesen Cheniere Energy vor einigen Jahren ins Depot gelegt hatten, können nun auf eine starke Wertentwicklung zurückblicken. Das in Houston ansässige Unternehmen bezeichnet sich selbst als führenden LNG-Anbieter und bedient weltweit Abnehmer. Cheniere ist eigenen Angaben zufolge der größte LNG-Produzent in den Vereinigten Staaten und der zweitgrößte LNG-Betreiber weltweit. Die Anlagen befinden sich im Südwesten von Louisiana und in Südtexas. Sein Geschäftsmodell beschreibt der Konzern wie folgt: Auf dem nordamerikanischen Gasmarkt wird Erdgas gekauft, zu LNG verarbeitet und dann an den Terminals auf Schiffe verladen oder an Regasifizierungsanlagen in der Nähe geliefert. Wie der Konzern in den Ergebnissen zum ersten Quartal 2023 mitteilt, wurde in den ersten drei Monaten des Jahres ein Umsatz von rund 7,3 Milliarden US-Dollar und ein Nettogewinn von etwa 5,4 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das konsolidierte bereinigte EBITDA lag demnach bei rund 3,6 Milliarden US-Dollar, der ausschüttungsfähige Cashflow bei rund 2,9 Milliarden US-Dollar. „Das Jahr 2023 hat dank des Engagements des Cheniere-Teams für Spitzenleistungen in Bezug auf Betrieb, Ausführung und Finanzdisziplin einen schnellen Start hingelegt. Aufgrund eines starken ersten Quartals erhöhen wir unsere Prognose für das Gesamtjahr sowohl für das EBITDA als auch für den ausschüttbaren Cashflow“, wird Jack Fusco, Präsident und Chief Executive Officer von Cheniere, in der Ergebnisveröffentlichung zitiert. „Wir haben im ersten Quartal einen neuen vierteljährlichen LNG-Produktionsrekord aufgestellt, was ein Beweis für unser unerschütterliches Engagement für einen sicheren und zuverlässigen Betrieb auf der gesamten Cheniere-Plattform ist. Die ersten Bauarbeiten bei Corpus Christi, Phase 3, schreiten früher als geplant voran und wir freuen uns darauf, Chenieres marktführende Erfolgsbilanz bei der Ausführung zu stärken und unsere LNG-Plattform auf kredit- und Cashflow-steigernder Basis auszubauen, um unsere weltweiten Kunden mit zuverlässigem, sauberer verbrennendem LNG zu versorgen.“

Golar LNG (WKN: 677102): Die passende Meeresinfrastruktur für LNG

Der Fokus von Golar LNG liegt auf der Entwicklung von schwimmenden Flüssiggasterminals. Der auf Bermuda ansässige Konzern kümmert sich somit um die erforderliche maritime Infrastruktur einschließlich dem Betrieb von LNG-Tankern. Wie das Unternehmen bekannt gibt, lag der Nettogewinn im vierten Quartal 2022 bei 71 Millionen US-Dollar, das bereinigte EBITDA bei 87 Millionen US-Dollar. Das Unternehmen schreibt weiter: „Golars optimierter Fokus auf FLNG (Anm. d. Red.: „Floating Liquefied Natural Gas“) hat das Unternehmen in die Lage versetzt, vom profitabelsten Segment der LNG-Wertschöpfungskette zu profitieren. Die kürzlich angekündigte Hilli-Transaktion, der bevorstehende Beginn des 20-jährigen Gimi- Vertrags und die durch die TTF-Absicherungen gesicherten Cashflows sorgen für ein starkes Wachstum des freien Cashflows aus dem operativen Geschäft. Eine starke Bilanzposition, ein geringer Verschuldungsgrad und ein starker Cashflow aus dem operativen Geschäft ermöglichen die Ausweitung des FLNG-Geschäfts und eine Wertrendite für die Aktionäre. Vorstand und Management prüfen Alternativen zur Einführung einer Dividende und/oder eines neuen Aktienrückkaufprogramms.“

Für Aktionäre war der Titel zuletzt eher auf lange Sicht interessant, die Reederei-Tätigkeit grenzt das Unternehmen von anderen Energieunternehmen ab.

Santos Ltd. (WKN: 863403): LNG-Exporteur aus Australien

Die in Australien beheimatete Santos Ltd. betreibt fünf Erdgas- und LNG-Kernanlagen. Die Strategie konzentriert sich auf inländische Gaslieferungen und den LNG-Export in den asiatisch-pazifischen Raum. Im Bericht zum ersten Quartal 2023 gibt das Unternehmen Umsatzerlöse in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar an. Der freie Cashflow lag bei rund 720 Millionen US-Dollar. Ende März sei zudem der angekündigte Aktienrückkauf abgeschlossen worden. „Unser Geschäftsbereich Santos Energy Solutions arbeitet weiterhin daran, durch Dekarbonisierungsprojekte neue Einnahmequellen zu erschließen. Das Moomba CCS-Projekt, das eines der größten der Welt sein wird, ist zu 60 Prozent abgeschlossen und auf dem Weg zur ersten CO2-Injektion im nächsten Jahr. Wir haben außerdem eine Partnerschaft mit Osaka Gas geschlossen, um die Machbarkeit von klimaneutralem synthetischem E-Methan aus grünem Wasserstoff im Cooper Basin zu untersuchen“, wird Kevin Gallagher, Managing Director und Chief Executive Officer von Santos, in der Veröffentlichung zitiert.

Für Santos, ursprünglich im klassischen Öl- und Gassektor aktiv, spielen wie für vergleichbare Konzerne die Themen Energiewende und Dekarbonisierung eine entscheidende Rolle, um weiter wettbewerbsfähig zu sein. Aktionäre konnten zuletzt vor allem in der Langzeitbetrachtung von Kurssteigerungen profitieren.

Das Thema LNG ist Teil zahlreicher Unternehmensstrategien

Neben den drei beispielhaft genannten Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren viele weitere Energieunternehmen eine LNG-Sparte erschlossen. Auch Größen wie zum Beispiel BP oder Shell mischen in dem Markt mit. Wer breit gestreut in den Energiesektor einsteigen und den Flüssiggas-Sektor auf diese Weise in seinen Anlagemix integrieren möchte, könnte sich zum Beispiel den Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF 1C (WKN: A113FF) näher ansehen. Der ETF deckt zahlreiche klassische Energieunternehmen ab.

Dass trotz LNG-Trend viel Dynamik im Markt ist, zeigt allerdings eine Ende April vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) veröffentlichte Meldung, die sich auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' bezieht: Demnach wolle sich RWE aus dem LNG-Terminalprojekt vor Rügen zurückziehen. Unklar sei jedoch, so der Artikel, wann dieser Schritt erfolge und ob dies das umstrittene Projekt gefährde. Generell gilt: Das komplexe Thema Energie sollte aus Gründen der Diversifikation immer nur einen Teilbereich im Depot einnehmen. Eine breite Streuung des Anlagekapitals auf verschiedene Branchen und Anlageregionen kann helfen, Verlustrisiken zu reduzieren.

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Autor: Gian Hessami


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Quelle: Wallstreet Online