Wie ist es bei dir eigentlich, wenn sich eine Aktie aus deinem Depot im Kurs verdoppelt hat? Gehörst du auch zu denjenigen Anlegern, denen es dann regelrecht in den Fingern juckt? Mit dieser Neigung stehst du ganz sicher nicht alleine da.
Irgendwie scheint dies nämlich für viele Marktteilnehmer so etwas wie eine unsichtbare magische Grenze darzustellen. Und ich habe das Gefühl, dass nicht gerade wenige regelrecht nervös werden, wenn das Kursplus erst einmal 100 % erreicht hat.
Schnell kommt dann der Gedanke auf, ob es nicht eine sinnvolle Sache wäre, einen Teil oder gar den ganzen Kursgewinn durch einen Verkauf zu sichern. Sehr beliebt ist es an dieser Stelle, die Hälfte der Position konsequent zu verkaufen.
Der Grund dafür dürfte relativ klar sein. Nämlich, dass man mit dieser Aktion sein damals investiertes Kapital wieder zurückbekommt. Wobei danach dann der verbleibende Rest der Position ganz risikolos für weitere Kursgewinne sorgen kann.
Doch ist es wirklich eine gute Idee, bei einer Kursverdopplung als Investor nach dieser Strategie vorzugehen? Denn letztendlich sollte doch eine höchstmögliche Rendite der Investitionen das Ziel sein.
Wenn man aber sein Kapital gerade aus sich gut entwickelnden Aktien abzieht, kann dies in meinen Augen nicht gerade zielführend sein. Aber machen wir uns doch kurz noch weitere Gedanken zu diesem interessanten Thema.
Warum ans Verkaufen denken?
Aber warum werden viele Anleger bei einer Kursverdopplung eigentlich so unruhig? Ich persönlich vermute, dass hier oftmals die Angst dahintersteckt, der erzielte Buchgewinn könnte wieder abschmelzen. Doch mit einem Teilverkauf hätte man schließlich in jedem Fall erst einmal seinen einstigen Kaufpreis wieder zurück. Was sich selbstredend als eine sichere Sache anfühlt.
Genau an dieser Stelle beginnt aber meines Erachtens eventuell ein Denkfehler. Und dieser kann nun der Tragödie der verschenkten Rendite relativ problemlos die Tür öffnen. Denn man sollte sich eines immer ins Bewusstsein rufen. Und zwar, dass ja weder die Marktteilnehmer noch die Börse davon Kenntnis haben, dass man selbst ausgerechnet jetzt mit 100 % im Plus liegt.
Warum sollte man also nur aus der Angst heraus Gewinne mitnehmen, dass die Aktie wieder im Kurs fallen könnte? Ich finde, über diesen Aspekt sollte jeder Anleger einmal in Ruhe nachdenken. Denn warum sollte eine Aktie aufhören, sich weiter gut zu entwickeln, nur weil man selbst davon ausgeht, dass sie schon zu hoch im Kurs geklettert ist.
Warum man besser am Ball bleiben sollte
Meiner Ansicht nach könnte es wesentlich sinnvoller sein, einer guten Aktie weiterhin die Treue zu halten. Wenn man beispielsweise einen Rennstall besitzt, dann würde man ja auch nicht auf die Idee kommen, seine besten Pferde zu verkaufen und die lahmen Gäule zu behalten.
Darüber sollte man einfach einmal nachdenken und sich überlegen, ob es wirklich einen logischen Sinn ergibt, eine Position, die sich sehr gut entwickelt hat, nun zu reduzieren. Wenn man nämlich weiter an ihr festhält, könnte man über die Jahre vielleicht sogar fürstlich dafür belohnt werden.
Über längere Zeiträume hinweg können sich nämlich Aktienkursanstiege exponentiell entwickeln. Eventuell hat man nach einem Jahr mit einer Aktie also eine Kursverdopplung erzielt. Doch nach 20 Jahren könnten es vielleicht auch 1.000 % oder mehr sein.
Und es gibt übrigens nicht wenige Titel, die so etwas in dieser Zeitspanne geschafft haben. Ich möchte hier als zwei Beispiele nur einmal den amerikanischen Mischkonzern Danaher (WKN: 866197) mit plus 1.661 % und den Sportartikelhersteller Nike (WKN: 866993) mit plus 2.130 % anführen (Stand: 09.12.2022).
Ob man wirklich schon nach einer Kursverdopplung auf den Verkaufen-Button drücken möchte, sollte also gut überlegt sein. Weil eben die Freude über den realisierten Gewinn mit der Zeit nämlich durchaus in einen gewissen Ärger umschlagen könnte. Spätestens dann, wenn man nach einigen Jahren merkt, dass die entsprechende Aktie munter immer weiter im Kurs angestiegen ist.
Der Artikel Gewinne mitnehmen bei Kursverdopplung? Vorsicht, über diese Aktion könntest du dich später vielleicht ärgern! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Nike und empfiehlt die folgenden Optionen: Long January 2025 $47.50 Call auf Nike.
Motley Fool Deutschland 2022
Autor: Andre Kulpa, Motley Fool beitragender Investmentanalyst (TMFakulpa)
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Quelle: Aktienwelt360