Umweltorganisationen decken auf: sogenannte Net Zero Asset Manager, die sich verbindlich zu den Zielen des Pariser Abkommen bekennen, investieren Milliarden in Kohle, Erdgas und Öl.

Nachhaltige Geldanlagen sind im Trend: Im zweiten Pandemiejahr, also 2021, erreichten Fonds mit Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in Deutschland 2,2 Billionen Euro und brachen damit alle Rekorde. Zum Vergleich: Noch 2005 sammelten nachhaltige Fonds lediglich fünf Milliarden Euro und 2015 dann 69 Milliarden Euro ein. Laut Experten erwirtschaften nachhaltige Geldanlagen zwar nicht mehr Renditen, sind häufig sogar teurer als konventionelle – und verkaufen sich dennoch besser. Kein Wunder, Werbungen von Fondsgesellschaften vermitteln potenziellen Kunden oftmals, dass sie mit einer nachhaltigen Geldanlage die Welt verbessern könnten. Dabei trifft genau das auf viele Fonds nicht zu. Das wird auch aktuell wieder sichtbar: die Umweltorganisationen Greenpeace, Urgewald und Reclaim Finance werfen großen deutschen Fondsgesellschaften Etikettenschwindel vor. So sollen die DWS, Union Investment, AGI und Deka – allesamt sogenannte „Net Zero Asset Manager“, die sich verbindlich zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens bekennen – zusammen insgesamt 13 Milliarden Euro in Firmen investiert haben, die den Abbau von Kohle, Erdgas und Öl weiter vorantreiben. Nachhaltigkeit geht anders.

Erkannt hat das Problem des sogenannten Greenwashings auch die Finanzaufsicht Bafin. Vergangenes Jahr stellte sie den Entwurf einer Richtlinie vor, die Anleger vor irreführenden und schwammigen Angaben von Fondsgesellschaften schützen sollte. Fondsanbieter sollten demnach verpflichtet werden, ihre Produkte genauer zu deklarieren. Zudem sollten Fonds nur dann als nachhaltig vermarktet werden dürfen, sofern diese auch tatsächlich oder zumindest zu 75 Prozent eine nachhaltige Strategie verfolgen. „Wo ESG draufsteht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein“, forderte Dr. Thorsten Pötzsch, Bafin-Exekutivdirektor. Doch die Ernüchterung folgte bereits im Mai dieses Jahres. Die geplante ESG-Richtlinie bleibe vorerst in der Warteschlange, sagte Bafin-Präsident Mark Branson und erklärte, wieso: „Für eine dauerhafte Regulierung ist das derzeitige Umfeld nicht ausreichend stabil.“ Kritischen Anlegern bleibt so lange also nur eins: Eigeninitiative zeigen und selbst überprüfen, was in dem (vermeintlich) grünen Fonds ihrer Wahl auch tatsächlich steckt.

(ner)

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Quelle: Wallstreet Online