NEU DELHI (dpa-AFX) - Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh hat seinen russischen Kollegen Sergej Schoigu ermahnt, dass keine Seite im Konflikt in der Ukraine eine Atombombe einsetzen dürfe. Singh betonte in einem Telefonat, dies würde gegen den Grundsatz der Menschlichkeit verstoßen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Neu Delhi am Mittwoch mit. Wie bei Anrufen in anderen Hauptstädten habe Schoigu die Befürchtung geäußert, dass die Ukraine eine nuklear verseuchte "schmutzige Bombe" entwickeln und einsetzen könnte.

Solche Bomben enthalten radioaktives Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. Russland beharrt trotz Dementis aus Kiew und westlicher Zurückweisungen darauf, die Ukraine bereite den Einsatz einer solchen Bombe vor. Beweise dafür hat Moskau nicht präsentiert. Vielmehr sieht sich Russland dem Verdacht ausgesetzt, selbst den Einsatz einer "schmutzigen Bombe" in der Ukraine zu erwägen.

Indien positioniert sich beim russischen Angriffskrieg neutral, weil es enge Beziehungen zum Westen und zu Russland hat. Es trägt auch westliche Sanktionen nicht mit und wirbt für eine Konfliktlösung durch Dialog. Zuletzt kaufte Indien mehr verhältnismäßig günstiges Öl aus Russland. Auch bei seiner militärischen Ausrüstung und bei Ersatzteilen ist Neu Delhi stark auf Moskau angewiesen.

Wegen der angeblichen ukrainischen Nuklearpläne rief Schoigu am Mittwoch auch den chinesischen Verteidigungsminister Wei Fenghe an. Am Wochenende hatte er mit Amtskollegen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und der Türkei telefoniert, wo den russischen Behauptungen aber kein Glauben geschenkt wurde./asg/DP/ngu

Quelle: dpa-AFX