(Neu: Kurse aktualisiert, Enttäuschung der VW-Anleger, Expertenstimme)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz der angespannten Lage an den Finanzmärkten hat der Sportwagenbauer Porsche AG am Donnerstag einen guten, aber keinen begeisternden Börsenstart hingelegt. Der erste Xetra-Kurs der Porsche-AG-Vorzugsaktie lag mit 84 Euro fast zwei Prozent über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Mehr war für die Aktionäre dann aber zunächst nicht drin. In einem generell wieder schwachen Marktumfeld drohte der Kurs eine Zeit lang unter diesen Preis zu rutschen.

Einen Kurs unter der Marke von 82,50 Euro gab es nicht. Die Konsortialbanken hatten es aber anfangs durchaus schwer, ihn auf der Höhe des Ausgabepreises zu stützen. Zuletzt bewegte sich der Kurs mit 84,66 Euro dann aber wieder etwas komfortabler mit 2,6 Prozent im Plus. Von den Vorzugsaktien kann nun ein Viertel an der Börse gehandelt werden, sie besitzen aber kein Stimmrecht.

Die Anleger des Mutterkonzerns Volkswagen reagierten allerdings enttäuscht auf den Börsenstart: Nachdem der Ausgabepreis am Mittwoch am oberen Ende der vorab ausgegebenen Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro festgelegt worden war und Taxen zwischenzeitlich schon deutlicher im Plus lagen, hatten sie sich offenbar mehr versprochen. Entsprechend fielen die VW-Vorzugsaktien um fünf Prozent und die Stammaktien der Wolfsburger um 5,6 Prozent.

Die Papiere des VW-Großaktionärs Porsche SE sackten am Donnerstag sogar noch deutlicher um 7,4 Prozent ab. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Beteiligungsgesellschaft hält künftig ein Viertel der stimmberechtigten Porsche-AG-Stammaktien und verfügt damit über eine Sperrminorität beim Stuttgarter Sportwagenbauer. Dieser erhofft sich von dem Gang aufs Parkett aber einen Schritt zu wieder mehr Eigenständigkeit.

"Der Sportwagenbauer Porsche hat in äußerst unsicheren Zeiten den Schritt auf das Frankfurter Parkett gewagt", betonte der Marktexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. In einem Börsenjahr, in dem der Dax wegen Inflationssorgen, Rezessionsängsten und geopolitischer Unsicherheit bislang knapp 25 Prozent verloren hat, sei die Erstnotiz "kein Knaller, aber ein Erfolg". Auch Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners zeigte sich am Morgen beeindruckt davon, dass ein Börsengang von dieser Dimension in diesen schwierigen Zeiten überhaupt möglich ist.

Die Porsche AG ist der größte deutsche Börsengang seit der Telekom im Jahr 1996. Knapp 9,4 Milliarden Euro spült die Erstnotiz an der Frankfurter Börse in die Kassen des Mutterkonzerns Volkswagen . Für die VW-Sportwagentochter ergibt sich eine Marktkapitalisierung von rund 75 Milliarden Euro. RBC-Experten Tom Narayan betonte, dass Porsche damit den Großteil der Marktkapitalisierung von VW abdeckt.

Narayan rechnete weiter vor, dass die Bewertung der Porsche AG einen Abschlag beinhalte im Vergleich zu seinem Bewertungsmodell, das er am abgezinsten Zahlungsstrom orientiert. In Verbindung bringt der Experte dies mit der Aktionärsstruktur, weil VW insgesamt weiter 75 Prozent an der Porsche AG hält, sowie der Doppelrolle von Oliver Blume als Chef des Volkswagen-Konzerns als auch der Porsche AG./tih/ag/stk

Quelle: dpa-AFX