Sorgen um die Energiesicherheit und explodierende Gaspreise müssten der Wasserstoff-Branche eigentlich in die Karten spielen. Doch Analysten der Bank of America warnen vor zu viel Euphorie.

Wasserstoff als grüner Energieträger hat die Hoffnungen vieler Politiker und Anleger beflügelt. Doch bevor die Branche diese Erwartungen erfüllen kann, stehe den Unternehmen noch ein weiter Weg bevor, schreiben die BofA-Analysten in einer neuen Studie.

Zwar glauben sie an das riesige Wachstumspotenzial der Branche. "Wir sehen für 2050 eine Nachfrage nach grünem Wasserstoff, die mehr als das 6-Fache des heutigen Wasserstoffmarktes beträgt." Doch die Nachfrage nach Elektrolyseuren (die Wasserstoff herstellen) dürfte in den kommenden Jahren nur langsam wachsen. "Selbst wenn dies der Fall sein sollte, sind wir skeptisch, dass sich das Mengenwachstum in einem so hohen Gewinnwachstum für Elektrolyseure niederschlägt, wie es die Bewertungen widerspiegeln. Dies liegt an den kurzfristigen Überkapazitäten, der unausgereiften Technologie (Störungsrisiko) und der geringen Kapitalintensität (Verringerung der Margen und der Eintrittsbarrieren)", so das Team um BofA-Analyst Alexander Jones.

Hinzu komme: Die Kosten für Elektrolyseure dürften schnell fallen (bis 2025 um rund ein Drittel), was wiederum Käufer dazu verleiten könnte, mit großen Investitionen noch abzuwarten und vorerst weiter mit Pilotprojekten zu arbeiten.  

Zwei der gefragtesten Aktien im Wasserstoff-Sektor waren in den vergangenen Jahren die norwegische Nel Asa und die britische ITM Power. Beide Aktien hat die Bank of America jetzt wieder in ihre Coverage aufgenommen - mit einem deutlich zurückhaltenden Urteil. Beide Aktien wurden auf "Underperform" eingestuft.

Bei Nel Asa betonen die Experten den Vorteil, dass das Unternehmen bislang technologieoffen arbeitet und sowohl Protonentauscher als auch alkalische Brennstoffzellen enwickelt. Doch diese teure Doppelstrategie dürfte auf lange Sicht nicht nachhaltig sein, da der Gewinndruck in der Branche zunehme. Die Analysten halten die derzeitige Bewertung deshalb für zu ambitioniert und legen ihr Kursziel bei elf Norwegischen Kronen fest, was einem Abschlag von über 20 Prozent entspricht.

Auch bei ITM Power macht der große Wettbewerbsdruck die Analysten skeptisch. "Wir gehen davon aus, dass grüne Wasserstoffprojekte langsamer als erwartet anlaufen werden, was zu negativen Umsatzrevisionen und enttäuschenden Auftragseingängen führen wird", heißt es im BofA-Report. Es sei außerdem nicht klar, dass die von ITM produzierte Protonaustausch (PEM)-Elektrolyse sich tatsächlich durchsetzen werde. Das Kursziel setzen die Analysten bei 100 britischen Pence fest – rund 40 Prozent unter dem aktuellen Kurs.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion

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Quelle: Wallstreet Online