Tencent verdoppelt seine Beteiligung an Ubisoft. Der Tech-Riese setzt auf den wachsenden chinesischen Videospielemarkt. Steht Ubisoft vor der Gesamtübernahme? Der Gedanke widerstrebt Ubisoft-Anlegern, zeigt der Kurs.

Das chinesische Internetunternehmen Tencent beteiligt sich mit fast 50 Prozent an der Ubisoft-Holdinggesellschaft Guillemot Brothers, wie der Konzern am Dienstag bekanntgab. Laut Bloomberg-Berichten zahlt der Tech-Gigant 200 Millionen Euro, um eine indirekte Beteiligung an Ubisoft zu einem Aktienwert von je 80 Euro zu erwerben. Außerdem investiert er weitere 100 Millionen Euro in die Holdinggesellschaft.

Nach dem Kauf wird Tencent einen Anteil von knapp elf Prozent an Ubisoft halten. Das Unternehmen dürfte nach der Genehmigung sogar seinen bisherigen Anteil von fünf Prozent aufstocken und käme damit auf eine Beteiligung von 16 Prozent. Die Kontrolle über Ubisoft bleibt dennoch bei den Guillemot-Brüdern. Es ist kein Vetorecht für die Chinesen vorgesehen. Darüber hinaus müssen sie ihre Unternehmensanteile fünf Jahre lang halten.

Die Ubisoft-Aktien sackten nach der Ankündigung um zwölf Prozent ab. Analysten zufolge macht die negative Stimmung unter den Ubisoft-Anlegern eine vollständige Übernahme unwahrscheinlich. Ubisoft selbst wäre diesem Szenario jedoch nicht abgeneigt, wie Frederick Duguet sagt: "Wenn jemand ein Angebot für Ubisoft als Ganzes abgeben möchte, kann er das immer noch tun, und das Angebot wird von unserem Vorstand geprüft", zitiert Bloomberg den Finanzvorstand aus einem Interview.

Der französische Videospieleentwickler gilt als Übernahmekandidat, weil seine Kurse seit Beginn des vergangenen Jahres schwächeln. Zum einen haben verspätete Produkteinführungen zu einem Marktwertverlust geführt. Zum anderen musste Ubisoft nach Vorfällen von sexualisierter Belästigung mehrere Top-Manager entlassen. Als Folge dessen rauschte der Aktienkurs 45 Prozent in die Tiefe. Doch auch Ubisofts Status als einer der wenigen verbleibenden unabhängigen Spieleentwickler hat Tencents Interesse geweckt. Dass sich der Konkurrent Microsoft entschieden hat, den Videospiel-Konzern Activision Blizzard zu kaufen, dürfte auch in den Schachzug einkalkuliert sein.

Tencent verstärkt seine internationalen Expansionsbestrebungen, weil die einbrechende Wirtschaft und scharfe Corona-Vorschriften den Markt im eigenen Land in Atem halten. Erst kürzlich beteiligte sich das Unternehmen am japanischen Spieleentwickler FromSoftware und kaufte das britische Spielestudio Sumo Group für 1,26 Milliarden US-Dollar. Tencents Strategie besteht darin, beliebte Franchise ins App-Format zu bringen. Beobachter vermuten, dass das Unternehmen im Rahmen der Ubisoft-Übernahme Franchises wie Rainbow Six Siege in China einführt. Peking lockert allmählich die Beschränkungen für solche Spiele im ganzen Land.

Die hohe Tencent-Beteiligung gewährt den Guillemot-Brüdern den nötigen Freiraum, um Ubisofts Geschäftsmodell zu reformieren. CEO Yves Guillemot hat im Juli die Kosten für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Aufgrund verfehlter Unternehmensziele verzichte er auf ein Drittel seines Gehaltes, das sind rund 311.000 Euro. Außerdem hat das Unternehmen den Launch seines Spiels "Assassin's Creed Mirage" von Sommer 2022 auf 2023 verschoben.

Autorin: Sarah Stemper, wallstreet:online Zentralredaktion

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