Firmeninsolvenzen steigen in Deutschland um 4,2 Prozent / moderater

Anstieg der Firmenpleiten im Jahr 2023 prognostiziert

Hamburg (ots) - Im vergangenen Jahr meldeten in Deutschland 14.578 Unternehmen

eine Insolvenz an. Damit stiegen die Firmenpleiten im Vergleich zum

Vorjahreszeitraum um 4,2 Prozent (2021: 13.991 Firmeninsolvenzen). So lauten die

zentralen Ergebnisse der Analyse der Firmeninsolvenzen 2022 des

Informationsdienstleisters CRIF.

2022 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen damit erstmals seit 2009 wieder

angestiegen. Die Insolvenzen befinden sich jedoch weiterhin auf einem niedrigen

Niveau. Seit Einführung der neuen Insolvenzordnung 1999 gab es nur 2021 noch

weniger Insolvenzen.

Im Vergleich zum bisherigen Insolvenzhöchstjahr 2003, in dem es in Deutschland

noch 39.320 Firmenpleiten gab, haben sich die Insolvenzfälle 2022 um über 60

Prozent verringert.

"Hauptursachen für die Firmeninsolvenzen im letzten Jahr waren die hohen

Energiekosten, die bestehenden Probleme in den Lieferketten und die hohe

Inflation. Hinzu kam die Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund

der hohen Energiepreise und der Inflation weniger Geld zur Verfügung hatten. Die

resultierenden Kaufkraftverluste belasteten die Unternehmen ebenfalls",

kommentiert CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen

Zahlen.

Bisher hat Deutschland eine schwere Rezession vermieden und es besteht Grund zur

Hoffnung, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird. Jedoch ist es notwendig,

dass sich die geopolitische Situation nicht weiter verschlechtert, um eine

Abnahme der Inflation und eine Verbesserung der Wirtschaftslage zu erreichen.

"Aktuell gehen wir von bis zu 16.500 Firmeninsolvenzen im Jahr 2023 aus. Das ist

ein Plus von knapp 13 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Wir sehen keine

Insolvenzwelle, sondern vielmehr eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens in

Deutschland", sagt Dr. Schlein.

Berlin mit der höchsten Insolvenzquote

Die höchste Insolvenzdichte gab es 2022 mit 82 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen

in Berlin. Der Bundesdurchschnitt lag bei 48 Pleiten je 10.000 Firmen. Über

diesem Wert rangieren neben Berlin auch Bremen (73 Insolvenzen je 10.000

Unternehmen), Nordrhein-Westfalen (62), Hamburg (63), das Saarland und Hessen

(je 53). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im Jahr 2022 in Bayern und Thüringen

(je 35 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) und Baden-Württemberg (36).

Absolut gesehen meldeten die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (3.789), Bayern

(1.994) und Baden-Württemberg (1.517) die meisten Firmeninsolvenzen.

Stärkster Rückgang in Bremen

Im Vergleich zum Jahr 2021 sind die Firmeninsolvenzen in Bremen am stärksten

zurückgegangen (minus 33,6 Prozent). Auch im Saarland (minus 7,1 Prozent) und

Nordrhein-Westfalen (minus 4,1 Prozent) gab es weniger Firmeninsolvenzen.

Deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen meldeten Brandenburg (plus 40,3 Prozent),

Rheinland-Pfalz (plus 17,1 Prozent), Sachsen (plus 16 Prozent) und

Schleswig-Holstein (plus 15,6)

Baugewerbe mit den meisten Insolvenzen

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Jahr 2022 im Baugewerbe. Es folgen

der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen),

das Gastgewerbe, die Gastronomie, die Logistik, das verarbeitende Gewerbe sowie

Unternehmen aus der Branche der Garten- und Landschaftsbauer.

Indikatoren einer möglichen Insolvenz

Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre

Situation von Unternehmen hinweisen, etwa wenn eine schlechtere Zahlungsmoral,

ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der

Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind

aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert,

mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden.

Zudem leisten sich die betroffenen Unternehmen keine Neuanschaffungen mehr und

nutzen veraltete Produktionsanlagen. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage

liefert auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache

Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).

Pressekontakt:

Oliver Ollrogge, CRIF GmbH, Bereich Marketing/PR

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