Bankenaufsicht priorisiert IT-Sicherheit neben Nachhaltigkeit

weiterhin hoch / 8. Symposium 'Bankenaufsicht' der Hochschule für

Finanzwirtschaft & Management (HFM) mit viel Fachpublikum (FOTO)

Bonn (ots) - Die Herausforderungen für Kreditinstitute und ihre Kundinnen und

Kunden haben in diesem Jahr noch einmal zugenommen. Nachdem die deutsche

Wirtschaft die Corona-Pandemie auch dank staatlicher Hilfen und Sonderregelungen

relativ gut bewältigt zu haben scheint, führen nunmehr Ukraine-Krieg, gestörte

Lieferketten, Inflation sowie der Anstieg von Energiepreisen und Zinsen zu hohen

Belastungen. Zur 'Lagebesprechung' vor diesem Hintergrund trafen auf dem 8.

Symposium Bankenaufsicht der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM)

knapp 60 Fach- und Führungskräfte von Banken und Sparkassen auf hochkarätige

Referentinnen und Referenten der Aufsicht und Finanzwissenschaft.

Was jetzt auf die Bankenwelt zukommt, skizzierte Prof. Dr. Anne Böhm-Dries,

Inhaberin der Professur für Banksteuerung an der HFM: "Aufgrund der Eintrübung

der wirtschaftlichen Entwicklung und der gestiegenen Preise könnten die

Kreditausfälle bei Firmen- und Privatkunden steigen. Der Zinsanstieg dürfte zwar

mittelfristig das Zinsergebnis stabilisieren bzw. verbessern, könnte sich

kurzfristig allerdings bei einigen Kreditinstituten ergebnismindernd auswirken."

Die Bankenaufseher haben in dieser Situation eine wichtige Rolle und beobachten

die Entwicklungen genau, um rechtzeitig und flexibel zu reagieren.

LSI-Stresstest: BaFin und Deutsche Bundesbank sehen kompensierende

Ertragschancen

Auch wenn im aktuellen LSI-Stresstest die neuen negativen Entwicklungen per

Konstruktion nicht berücksichtigt wurden, kann aus den jüngst veröffentlichten

Ergebnissen abgelesen werden, dass die deutschen Institute überwiegend mit einer

guten Kapitalausstattung in den erwarteten wirtschaftlichen Abschwung gehen.

Dies trifft nach Analysen der Europäischen Zentralbank (EZB) auch auf die

großen, systemrelevanten Institute (SI) zu, für die sie die direkte

Beaufsichtigung ausübt.

Der LSI-Stresstest zeigt, dass sich der unterstellte und mittlerweile teils

realisierte Zinsanstieg kurzfristig belastend auf die Institute auswirkt, aber

mittelfristig zu mehr Rentabilität führen wird. Diese Ertragschancen können

Risiken aus dem schwierigen makroökonomischen Umfeld, wie Energiepreise und

Lieferkettenengpässe, ausgleichen.

Aufgrund der guten Kapitalausstattung erwarten BaFin und Deutsche Bundesbank

aktuell keine Kreditklemme. Daher soll auch an der Einführung des antizyklischen

Kapitalpuffers und des systemischen Kapitalpuffers für Wohnimmobilienkredite im

nächsten Jahr festgehalten werden.

IT-Sicherheit hat weiterhin hohe Priorität bei der Aufsicht

Mit der zunehmenden Digitalisierung der Geschäftsabläufe wird die IT-Sicherheit

und damit die Reduzierung von IT-Risiken immer wichtiger. "Kreditinstitute

sollten sich darauf einstellen, dass verstärkt diejenigen

Digitalisierungsstrategien im Fokus der Aufsichtsbehörden bei der

Geschäftsmodellanalyse liegen, welche zu einer besseren Kosteneffizienz und

Profitabilität führen," erklärt Böhm-Dries.

Überdies sind das Informationssicherheits-Management wie auch das

Informationsrisiko-Management derzeit Prüfungsschwerpunkte bei den IT-Prüfungen

von BaFin und Deutscher Bundesbank. Insbesondere die nach der BAIT

einzurichtende Stelle des oder der Informationssicherheitsbeauftragten (ISB)

spielt eine herausragende Rolle zur Einhaltung der Informationssicherheit.

Dieser Position sollte daher ausreichend Personal und eine tragende Bedeutung

zugewiesen werden. Die Auslagerung dieser Funktion ist unter bestimmten

Voraussetzungen nur für sehr kleine Institute möglich.

"Um sich dahingehend zu rüsten und ohnehin IT-mäßig sicher aufzustellen ist u.a.

geschultes Fachpersonal im eigenen Haus essenziell für den Fortbestand der

'sicheren Bank'. Insbesondere die Expertise des oder der

Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) ist wesentlich und er oder sie sollte

recht weit oben in den Organisationsstrukturen angesiedelt sein", resümiert

Prof. Dr. Anja Schulz, Inhaberin der Professur für Bankenregulierung an der HFM.

Mit dem geplanten Digital Operational Resilience Act (DORA) sind auf

europäischer Ebene Neuregelungen in der Pipeline. Da er u.a. im Vergleich zur

BAIT konkretere Vorgaben enthält, werden derzeit bestehende Ermessensspielräume

von Instituten und Aufsehern reduziert. Diese EU-Verordnung soll im 1. Quartal

2023 im Europäischen Gesetzblatt veröffentlicht werden und zwei Jahre später in

Kraft treten.

Aktuelles aus der 7. MaRisk-Novelle

Neben der Umsetzung der EBA-Leitlinie für die Kreditvergabe und Überwachung soll

in der veröffentlichten 7. MaRisk-Novelle dem in den letzten Jahren wachsenden

Immobilien(eigen)geschäft der Institute ein Regelungsrahmen gegeben werden.

Hierbei überträgt die BaFin überwiegend Vorgaben, die bereits für Kredite

gelten, in das neue, für Immobiliengeschäfte anzuwendende Modul BTO 3.

Weiterhin enthält die MaRisk erstmals explizite Vorgaben zur Behandlung von

Nachhaltigkeitsrisiken in Deutschland. "Institute sollten ihre Anstrengungen zur

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement sowie zu deren

Quantifizierung entsprechend verstärken", rät Schulz abschließend den

Verantwortlichen in den Finanzinstituten.

Rückblick: Vorträge und Referierende des Symposiums 'Bankenaufsicht' vom

29.09.2022 finden Sie unter http://www.s-hochschule.de/symposium-bankenaufsicht

Das Symposium 'Bankenaufsicht' findet einmal im Jahr statt. Die nächste Ausgabe

ist im Herbst 2023 geplant.

Die Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) ist eine private,

staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in Bonn und versteht sich als

Kompetenzzentrum für den Führungskräftenachwuchs der Finanzwirtschaft. Alle

ausbildungs- und berufsbegleitenden Studiengänge führen das Qualitätssiegel des

Akkreditierungsrates. Der enge Austausch mit Finanzdienstleitungsunternehmen

gewährleistet eine zukunftsfähige Fach- und Führungskräftequalifizierung durch

die Bachelor- und Master-Studiengänge aber vor allem auch durch vielfältige

wissenschaftliche Weiterbildungsangebote. Somit versteht sich die HFM als Ort

des lebenslangen Lernens für Finanzdienstleister. http://www.s-hochschule.de

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