KOBLENZ (dpa-AFX) - Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter Compugroup hat sich für das neue Jahr einen kräftigen Zuwachs beim operativen Ergebnis vorgenommen. Das Unternehmen will nun die Früchte der teuren Investitionen aus den Vorjahren ernten. Das Management um Chef Michael Rauch sieht den Konzern in der Spur, die einmal für dieses Jahr ausgegebenen mittelfristigen Ziele zu erreichen - allerdings nur, wenn es im Rahmen der eigenen Erwartungen besonders gut läuft.

Die im Kleinwerteindex SDax notierte Aktie trat am Donnerstagvormittag bei 45,42 Euro auf der Stelle. In den vergangenen Monaten hatte sich das Papier von seinen Tiefs im Herbst bereits spürbar erholt - allerdings liegt der Kurs nach wie vor unter dem Niveau aus dem Sommer vergangenen Jahres, als der plötzliche Abgang des damaligen Chefs Dirk Wössner die Anleger aufschreckte.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll in diesem Jahr auf 260 bis 300 Millionen Euro zulegen, wie das Unternehmen in Koblenz mitteilte. Das wäre ein Plus von bis zu 28 Prozent. "Wir sind auf einem guten Weg, unsere Mittelfristziele zu erreichen", sagte Rauch, der auch als Sprecher des geschäftsführenden Direktoriums dem Management vorsteht und gleichzeitig die Finanzen verantwortet.

Mittelfristig hatte das Unternehmen den Anlegern in Aussicht gestellt, 2023 eine operative Ergebnismarge von rund 25 Prozent einzufahren. Vergangenes Jahr war die Marge von rund 22 auf rund 21 Prozent gefallen. Die Marke von 25 Prozent ist mit den Zielen der neuen Jahresprognose auch möglich, wenn die Ergebnisprognose am oberen Ende erreicht wird. Beim Umsatz rechnet das Management mit einem Plus von um die 5 Prozent, wenn Zu- wie Verkäufe von Unternehmensteilen und Währungseffekte ausgeklammert werden.

Vergangenes Jahr zog der Erlös um 10 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro an, aus eigener Kraft war es ein Plus von gut 4 Prozent. Das operative Ergebnis stieg um 4 Prozent auf 234 Millionen Euro und damit schwächer als der Umsatz. Der Nettogewinn des Unternehmens stieg 2022 um gut 7 Prozent auf 74,1 Millionen Euro.

Baader-Bank-Analyst Knut Woller sprach von einem starken Jahresschluss 2022. Die neue Prognose sei Beleg dafür, dass das Management die Marge in den kommenden Jahren merklich ausbauen wolle. Zwar könne es einige enttäuschen, dass in der Mitte der Prognosespanne die Marge um fast zwei Prozentpunkte unterhalb der 25-Prozent-Marke liege. Allerdings sollten auch der Gegenwind durch die schwächelnde Konjunktur und den Krieg in der Ukraine mit in Betracht gezogen werden. Alexander Thiel von Jefferies sprach von einem herausfordernden Jahr, das mit einer positiven Note beendet worden sei.

Im vergangenen Jahr sorgte insbesondere die Sparte für Datenvernetzung für Wachstum, vor allem durch einen Austausch von sogenannten Hardware-Konnektoren für die Telematik-Infrastruktur, welche die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen soll. Das Softwaregeschäft mit Arztpraxen, die größte Sparte der Koblenzer, wuchs aus eigener Kraft dagegen kaum. Das Geschäft mit Krankenhäusern profitierte von einem guten Lauf in Spanien und Polen. Im Apothekengeschäft gab eine starke Entwicklung in Italien Schub./men/lew/stk

Quelle: dpa-AFX