TOKIO (dpa-AFX) - Das hochverschuldete Japan will die Folgen der steigenden Inflation für die Bevölkerung mit einem milliardenschweren Konjunkturpaket abfedern. Es umfasst staatliche Ausgaben im Umfang von 29,1 Billionen Yen (198 Milliarden Euro), wie die japanische Regierung am Freitag bekanntgab. Unter Einbeziehung der Ausgaben der Kommunen und Privatwirtschaft hat das Paket einen Gesamtumfang von sogar 71,6 Billionen Yen. Der gegen sinkende Umfragewerte kämpfende Ministerpräsident Fumio Kishida will mit dem Geld vor allem Zuschüsse für steigende Stromrechnungen der Haushalte und Firmen finanzieren.

Die Regierung wird die Ausgaben ungeachtet der bereits hohen Staatsverschuldung wahrscheinlich mit weiteren Staatsanleihen finanzieren. Sie will in Kürze einen Nachtragsetat vorlegen, den das Parlament beschließen muss. Die steigende Inflation trifft Japan zu einer Zeit, da sich die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt langsamer erholt als andere große Wirtschaftsnationen. Verschärft wird die Lage durch die rasante Abschwächung des Yen, da sich dadurch die Importkosten für das rohstoffarme Land verteuern.

Der Yen wird nach Meinung von Experten vor allem auch durch die Geldpolitik der japanischen Zentralbank belastet, die im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken nicht gegen die Inflation im Land ankämpfe. Diese ist zwar deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, für japanische Verhältnisse aber relativ hoch. Die Bank of Japan (BoJ) entschied am Freitag erwartungsgemäß, an ihrem bisherigen Kurs einer extrem gelockerten Geldpolitik festzuhalten.

Zudem hob die Notenbank die Inflationserwartung für das noch bis Ende März 2023 laufende Fiskaljahr von 2,3 auf 2,9 Prozent an. Die Wirtschaft werde zugleich lediglich um 2,0 statt wie zuvor erwartet um 2,4 Prozent wachsen, hieß es. Damit widersetzt sich die japanische Notenbank trotz der steigenden Inflation weiter dem Trend zur geldpolitischen Straffung. So sollen die kurzfristigen Zinssätze bei minus 0,1 Prozent und die langfristigen bei etwa null bleiben./ln/DP/ngu

Quelle: dpa-AFX