HAMBURG (dpa-AFX) - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des zu RTL gehörenden früheren Verlagshauses Gruner + Jahr haben in Hamburg gegen einen möglichen Verkauf von Zeitschriftentiteln protestiert. RTL hatte zum Jahreswechsel 2021/22 die Magazinsparte des Verlagshauses - beide Unternehmen gehören zum Bertelsmann-Konzern - in sein Portfolio integriert und will mehr Synergien schaffen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Titelportfolio überprüft wird. Bekannte Zeitschriften von Gruner + Jahr sind zum Beispiel "Stern", "Geo", "Brigitte" und "Schöner Wohnen".

Ein Sprecher von RTL Deutschland sagte am Mittwoch auf dpa-Anfrage: "Die Analyse des Titelportfolios läuft. Ergebnisse stehen noch nicht fest, sie sind für das erste Quartal 2023 geplant und werden dann entsprechend kommuniziert. Es finden keine Verkaufsgespräche statt." Zu Spekulationen über einzelne Titel äußerte sich der börsennotierte TV-Konzern nicht.

Am Mittag versammelten sich Beschäftigte vor dem Verlagsgebäude in Hamburg, Gewerkschafter hatten dazu aufgerufen. Bei der Protestaktion handelte es sich nicht um einen Warnstreik. Nach Verdi-Angaben kamen mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu dem Protest. Sie hielten Plakate in die Höhe. Darauf waren Titel ihrer Zeitschriften zu sehen, dazu Forderungen wie: "Wir wollen bleiben!!!" oder "Stoppt den Ausverkauf!". Verdi betonte, dass der Protest in Hamburg ein Auftakt zu weiteren Aktionen sei.

Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda sagte: "Es wird Zeit, dass die Ungewissheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endet und es eine klare Perspektive für die Zukunft gibt. Für mich gilt nach wie vor: Wer Verantwortung für ein Medienhaus trägt, übernimmt damit nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche und öffentliche Verantwortung." Der SPD-Politiker betonte weiter, er hoffe sehr, dass die einmalige journalistische Tradition des Hauses nicht nur nach aktuellen Marktgegebenheiten und den Interessen des Fernsehsenders RTL bewertet werde. An dem Hamburger Standort arbeiten nach RTL-Angaben 1750 Beschäftigte./rin/DP/jha

Quelle: dpa-AFX