Seit 2020 zahlt ein Großteil der Brasilianer nicht mehr mit Bargeld, sondern mit dem Sofortüberweisungssystem Pix. Aber die Umstellung hat auch Schattenseiten.

Vor etwa zwei Jahren hat die brasilianische Zentralbank das Sofortüberweisungssystem Pix eingeführt. Mit Erfolg: Der digitale Geldtransfer wird immer beliebter, allein im ersten Jahr ging der Bargeldverbrauch um zehn Prozent zurück. Das Zahlsystem hat mittlerweile 11,4 Millionen kommerzielle und 140 Millionen private Nutzer im Land – von derzeit 215 Millionen Einwohnern Brasiliens.

Die Idee ist sehr einfach: Das Pix-Konto ist mit dem eigenen Bankkonto verbunden. Wenn man Geld versenden oder empfangen will, braucht man aber nicht IBAN, BIC und Co des Empfängers, sondern nur entweder Steuernummer, E-Mail-Adresse, Telefonnummer oder einen Pix-Code. Der Geldtransfer erfolgt dann in Echtzeit, auch an Sonn- und Feiertagen, sodass Empfänger direkt über das Geld verfügen können.

Große Kreditinstitute wurden zum Start des Sofortüberweisungssystems zum Mitmachen gezwungen, später sind auch kleinere Banken nachgezogen, um ihre Kunden zu halten. Aber "das Bargeldlose" habe für sie auch Vorteile, sagt Roberto Campos Neto, Chef der brasilianischen Zentralbank, gegenüber dem Handelsblatt.

Banken müssten zwar bei den Gebühren Verluste in Kauf nehmen. "Doch andererseits werden Konten eröffnet, neue Geschäftsmodelle entstehen, und wir reduzieren den Geldumlauf, der für die Bank enorme Kosten bedeutet", argumentiert er. Rund zwei Millionen US-Dollar soll Banken die Logistik des Bargelds jährlich gekostet haben.

Das Sofortüberweisungssystem sorgt dafür, dass das Geld schneller zirkuliert. Statt bis zum Monatsende aufs Gehalt zu warten, bekommen Angestellte ihren Lohn sofort und können das Geld direkt ausgeben. Immerhin 40 Prozent der Bevölkerung arbeitet nämlich ohne offiziellen Vertrag. Das kann insbesondere bei der einkommensschwächsten Schicht ein großer Vorteil sein, wenn sie so schneller an Lebensmittel kommen. Aktuell liegt die Armutsquote Brasiliens bei einem Drittel der Bevölkerung.

Zudem könnten sie leichter an Kredite kommen, weil all ihre Transaktionen erfasst werden und sie damit kreditwürdiger wirken, argumentiert Rodrigo Henriques, Leiter des Bereichs Finanzinnovationen bei Fenasbac. "Sie konnten bisher nicht als Daten für eine Kreditanalyse verwendet werden", sagt Henriques gegenüber dem Handelsblatt. "Mithilfe von Pix und Open Finance können diese Daten mit dem Einverständnis des Nutzers für den Zugang zu besseren und günstigeren Finanzdienstleistungen genutzt werden."

Allerdings macht die einfache Handhabung auch Überfalle immer leichter. Laut Handelsblatt gibt es immer mehr Berichte von Überfällen, bei denen die Opfer unter Gewaltandrohung gezwungen werden, hohe Geldsummen an gefälschte Pix-Konten zu senden. Von dort aus wird das Geld an andere falsche Konten weiterverteilt und abgehoben. Brasilianer der Mittelschicht sollen nur noch mit Ersatz-Smartphone ohne Finanzapps unterwegs sein. Die Zentralbank plant im Gegenzug, eine Mindestverweilzeit der Gelder auf den Konten zu erhöhen und Banken für die Fake-Konten zur Verantwortung zu ziehen.

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(sesch) für die wallstreet:online Zentralredaktion


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Quelle: Wallstreet Online