GENF (dpa-AFX) - In der Ukraine werden nach UN-Angaben seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs "ungeheure Menschenrechtsverletzungen" begangen. Das sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, am Donnerstag zum Auftakt einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf.

"Mein Büro untersucht weiterhin Vorwürfe von Verstößen gegen die internationalen Menschenrechtsnormen und das humanitäre Völkerrecht, von denen viele auf Kriegsverbrechen hinauslaufen können", sagte Bachelet. Sie sind nach Angaben von Bachelet überwiegend russischen Streitkräften und ihren Verbündeten zuzuschreiben.

Deutschland und mehr als 50 andere Staaten hatten die Sitzung gefordert, um die Lage in der Ukraine erneut ins Rampenlicht zu stellen. "Die Sitzung soll Leute zwingen, hinzuschauen - auch die, die sich neutral verhalten wollen", sagte ein Diplomat. Der Rat hat bereits eine Kommission eingerichtet, die Beweismaterial für etwaige Kriegsverbrecherprozesse sammeln soll. Sie dürfte im Juni die Arbeit aufnehmen. Deutschland gehört zu den Hauptzahlern für diese Kommission.

Bachelet verwies auf den jüngsten Bericht ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit 2014 in der Ukraine Menschenrechtsverletzungen dokumentieren. Sie hätten außergerichtliche Tötungen von Zivilisten, sexuelle Gewalt und andere Verstöße gegen die Menschenrechte verifiziert. "Die Stadt Mariupol (...) hat seit dem Beginn des russischen Angriffs unvorstellbaren Horror erlebt", sagte Bachelet. Ihr Büro geht von tausenden Toten in der Stadt aus, die russische Streitkräfte weitgehend zerstört und inzwischen unter seine Kontrolle gebracht haben./oe/DP/ngu