Der Albtraum für die Anteilseigner der Aktie von Varta (WKN: A0TGJ5) nimmt offenbar kein Ende. Während die Aktie im Januar 2021 auf ein Allzeithoch von 181,30 Euro stieg, scheint nun der Kampf um die 30 Euro Marke verloren zu sein. Hätte man die Aktie nahe des Hochs gekauft, würde man aktuell auf einem Verlust von über 83 % sitzen.

Aus meiner Sicht zeugt der Fall Varta einmal mehr ein spannendes Phänomen an den Finanzmärkten auf. Wenn eine Aktie steigt und zunehmend in einen Hype übergeht, werden sämtliche Risiken ignoriert. Anleger greifen beherzt zu, obwohl sämtliche Bewertungsmetriken eine Überbewertung aufzeigen. So weit, so gut. Doch platzt die Blase eines Tages und eine Aktie verliert über 80 % ihres Wertes, dreht sich die Stimmung ins Gegenteil und Analysten überschlagen sich mit Horrorszenarien.

Aus meiner Sicht sollte man sich der Situation etwas differenzierter nähern und nicht nur die operative Entwicklung, sondern auch das aktuelle Bewertungsniveau in Betracht ziehen. Denn unter Umständen ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau kaufenswerter als bei einem Kursstand von 180 Euro.

Vartas Probleme im Detail

Um ehrlich zu sein, kam der jüngste Kursverfall der Aktie von Varta für mich nicht überraschend. Denn bereits im August 2022 habe ich die Prognose des Managements für das zweite Halbjahr 2022 infrage gestellt. Daher gehe ich davon aus, dass das katastrophale Zahlenwerk nicht den einzigen Grund für den starken Abverkauf darstellte. Vielmehr beginnt der Kapitalmarkt an der Glaubwürdigkeit des Managements zu zweifeln. Eine Ausgangssituation, die man oft nur mit einem Wechsel des Vorstandes bereinigen kann.

Denn es scheint, als hätte das Management im Sommer 2022 noch nicht den Ernst der Lage in Hinsicht auf steigende Rohstoff-, Energie- und Personalkosten erkannt. Somit ist es grundsätzlich positiv zu werten, dass nun ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Reduktion der Kosten verabschiedet wurde, wenngleich auch zu spät.

Denn im dritten Quartal 2022 wurden beim operativen Ergebnis vor Steuern und Zinsen bereits rote Zahlen geschrieben. Wenn man bedenkt, dass im Vorjahreszeitraum ein Ergebnis von 46,6 Mio. Euro erwirtschaftet wurde, ist nun ein Verlust von 29,2 Mio. Euro ein katastrophales Signal für den Kapitalmarkt.

Besonders drastisch fällt der Geschäftsbereich „Lithium-Ion Solutions & Microbatteries“ auf. Denn während die Kosten stark angestiegen sind, musste Varta sogar einen Umsatzrückgang um 25,1 % im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres hinnehmen. Somit stellt es keine Überraschung dar, dass sich die operative Marge stark verschlechtert hat.

Lichtblicke

Keine Frage, die jüngsten Quartalszahlen sind alles andere als gut. Doch es gibt auch Lichtblicke, wenngleich diese aktuell sehr klein ausfallen. So konnte Varta beim strategisch wichtigen Geschäftsbereich „Household Batteries“ einen Umsatzanstieg von 15,6 % im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres erreichen. Aufgrund des aktuellen Booms von Photovoltaik-Anlagen kann Varta vom Absatz von Heimspeicherlösungen profitieren. Daher ist anzunehmen, dass sich Varta in den nächsten Perioden auf diesen Geschäftsbereich konzentrieren wird.

Dennoch sorgen steigende Rohstoff-, Energie- und Personalkosten dafür, dass sich die operative Marge auch in diesem Geschäftsbereich verringert hat. Somit kommt den weiteren Entwicklungen der Inflation eine große Bedeutung zu.

Fazit

Aus meiner Sicht eignet sich die Aktie von Varta nur für risikoorientierte Anleger. Denn man sollte niemals eine Aktie kaufen, weil diese bereits um 80 % gefallen ist. So könnte diese gut und gerne nochmals um 80 % oder mehr fallen.

Nichtsdestotrotz sollte man auch positive Aspekte von Vartas Geschäftsmodell in Betracht ziehen. So könnte der strategisch wichtige Geschäftsbereich „Household Batteries“ im Zusammenhang mit dem Photovoltaik-Boom für neuen Schwung bei der Aktie sorgen. Somit wird die Entwicklung von Energie- und Rohstoffpreisen das mittelfristige Schicksal der Aktie von Varta bestimmen. Jedoch halte ich es für realistisch, dass auf dem aktuellen Kursniveau etwaige Risiken bereits akkurat eingepreist wurden.

Würde ich mit einem Einstieg in die Varta-Aktie liebäugeln, würde ich jedoch von einer hohen Einmalinvestition absehen und die Aktie eher über einen Sparplan ins Portfolio holen. Denn das Risiko von weiteren Rückschlägen sollte nicht unterschätzt werden. Langfristig gehe ich jedoch davon aus, dass Varta über ein lebensfähiges Geschäftsmodell verfügt.

Der Artikel Varta: Ist die Aktie nach dem Crash wieder kaufenswert? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Michael besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2022

Autor: Michael Grünauer, Motley Fool beitragender Investmentanalyst (TMFmgreen)


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Quelle: Aktienwelt360