CHERSON (dpa-AFX) - Während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms große Teile der Südukraine überschwemmt sind, droht im Stausee selbst Wassermangel. "Das Niveau liegt schon bei 12,50 Meter, das ist unterhalb des toten Punkts von 12,70 Meter", sagte der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhidroenergo, Ihor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne.

Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu 3 Meter sinken. Damit werde der Dnipro auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren.

Der Kachowka-Staudamm wurde in den 1950er Jahren errichtet, einerseits um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen, andererseits um die Bewässerung der fruchtbaren Äcker in der Südukraine einschließlich der Halbinsel Krim zu gewährleisten. In der Nacht zum Dienstag wurde das Bauwerk zerstört, die Ukraine und der Westen machen Russland dafür verantwortlich. Moskau bestreitet dies und gibt Kiew die Schuld.

Das Kernkraftwerk Saporischja liegt am Südufer des Stausees, ist aber von den Überschwemmungen nicht betroffen. Das Absinken des Wasserpegels dort macht freilich perspektivisch die Kühlung der stillgelegten Reaktoren komplizierter. Akut besteht noch keine Gefahr, denn die Nuklearanlage verfügt über künstlich angelegte Kühlteiche./bal/DP/men

Quelle: dpa-AFX