Weinkenner gelten als distinguiert und genussbetont. Aber wussten Sie, dass ausgewählte Wein-Aktien zuletzt auch ordentlich Rendite brachten? Unser Überblick zu einer spannenden Branche.

Zwölf Prozent? Böse Zungen munkeln, das bekäme man aktuell eher über den Alkoholgehalt einer guten Flasche Wein als in seinem Depot. Doch Sarkasmus beiseite: Ausgewählte börsennotierte Wein- und Champagnerhersteller konnten dieses Jahr tatsächlich auch renditeseitig überzeugen. Wein und Schaumwein sind somit nicht nur bei Genießern zu besonderen Anlässen beliebt, sondern könnten sich als Branchen-Picks auch gut im persönlichen Anlagemix machen. 

Der Verbrauch an Wein und Schaumwein jedenfalls befindet sich auf einem hohen Niveau. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) für seine Weinkonsumbilanz ermittelt hat, lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein in Deutschland im vergangenen Weinwirtschaftsjahr (01.08.2020 – 31.07.2021) bei 20,7 Litern. Damit blieb die Trinkfreudigkeit konstant gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum unverändert 17,2 Millionen Hektoliter in- und ausländischer Wein von den Bundesbürgern getrunken. Auch die Menge an konsumiertem Schaumwein blieb laut den Angaben mit insgesamt 2,7 Millionen Hektolitern bzw. 3,2 Litern pro Person und Jahr konstant.

„Die unveränderte Bilanz des Weinverbrauchs aus dem vergangenen Wirtschaftsjahr zeigt, dass die Verbraucher durch die coronabedingten Einschränkungen in der Gastronomie ihren Weinkonsum zwar zum Teil nach Hause verlagert haben, insgesamt während der Pandemie jedoch nicht mehr Wein getrunken wurde“, wird DWI-Geschäftsführerin Monika Reule zitiert. Wie sich der Konsum im laufenden Jahr verändert hat, bleibt abzuwarten – Weinlokale und Weinfeste haben dieses Jahr zumindest wieder ohne pandemiebedingte Einschränkungen geöffnet.

Und noch ein wenig Statistik: Laut Angaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV), die vom DWI herangezogen werden, ist die Rangfolge der größten Weinverbrauchermärkte wie folgt. Auf dem ersten Platz befinden sich die USA mit 33 Millionen Hektolitern konsumiertem Wein und Sekt, gefolgt von Frankreich mit 24,7 Millionen Hektolitern und Italien mit 24,5 Millionen Hektolitern. Deutschland belegt nach diesen Zahlen weltweit den vierten Platz mit 19,9 Millionen Hektolitern des Genussmittels. 

Trotz Trockenheit und regionalen Einbußen: 2022 dürfte ein gutes Weinjahr werden

Hört man sich in der Winzerszene um, dürfte 2022 ein guter Jahrgang werden: Die vielen Sonnenstunden taten den Trauben gut und sie dürften je nach Rebsorte viel Zucker gebildet haben. Einschränkend könnte sich die Dürre auswirken. Wie anekdotisch von der Weinlese, die gerade in vollem Gange ist, berichtet wird, finden die Weinbauern mancherorts nur noch Rosinen in den Weinbergen – sofern nicht für Bewässerung während des heißen Sommers gesorgt wurde. Unterm Strich dürfte die Weinernte 2022 aber sogar besser ausfallen als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis erster Schätzungen von Winzern mitteilt, „wird die Erntemenge 2022 voraussichtlich bei 8,88 Millionen Hektolitern Weinmost liegen. Gegenüber dem Jahrgang 2021 mit 8,52 Millionen Hektolitern wäre dies ein Anstieg um 4,2 Prozent.“ Weiter schreibt die Statistikbehörde, die positive Schätzung fuße auch auf der Tatsache, dass größere Schäden durch Hagel, Sturm und Frost ausgeblieben seien und während der Hitze- und Trockenheitsperioden vielfach bewässert wurde. Unterschiede seien aber für die verschiedenen Rebsorten zu erwarten. Beim Riesling etwa, der beliebtesten deutschen Rebsorte, sei mit einem Minus von 4,2 Prozent der Erntemenge gegenüber dem Vorjahr zu rechnen, beim Blauen Spätburgunder dagegen dürfte nach den Schätzungen ein Plus von 29,3 Prozent im Vergleich zu 2021 zu erwarten sein.

Wein als Sammler- und Anlageobjekt?

Guter Wein ist auch bei Sammlern gefragt, die in ihren Weinkellern oder ihren temperierten Weinkühlschränken oft wahre Schätze hüten. Nur zur Einordnung: Die Auktionspreise für zum Beispiel einen 1869er Château Lafite-Rothschild, einen Chateau Cheval Blanc aus dem Jahr 1947 oder einen 1945er Romanée-Conti gingen in die Hunderttausende. Insbesondere Rotweine erzielen immer wieder Spitzenpreise. Der teuerste bislang in Deutschland versteigerte Wein ist ein 2003er Scharzhofberger Riesling Trockenbeerenauslese von Egon Müller aus Wiltingen an der Saar. Hier wechselte eine Flasche für knapp 15.000 Euro (inkl. Steuern) den Besitzer.

Aber – für den Hausgebrauch sind solche Sammlerstücke eher nicht als Wertanlage geeignet. Es mag sein, dass sich auch im heimischen Weinkeller gute Jahrgänge finden. Wie immer bei gegenständlichen Sammlungen muss man aber immer auf den einen Käufer treffen, der dann auch bereit ist, einen hohen Preis dafür zu bezahlen. Und für den Eigenverbrauch? Nicht alle Weine lassen sich nach langer Lagerung noch verzehren. Hierfür müssen die Weine bei konstanten Temperaturen und moderater Luftfeuchtigkeit professionell gelagert werden, oft zersetzen sich auch die Korken nach einer gewissen Zeit. Also: Lieber die Weine nach angemessener Lagerdauer in einer schönen Runde verkosten und genießen, statt zu lange zu warten und auf hohe Wiederverkaufswerte zu spekulieren. Weinkenner wissen zudem: Eher günstige Weine aus dem Supermarkt lassen sich ohnehin nicht lange aufbewahren – diese sollten zeitnah verbraucht werden.

Wer dennoch in Wein, Champagner oder Sekt investieren möchte: Es gibt Weingüter, zum Teil mit langer Historie, die auch an der Börse gut performen. Hier eine beispielhafte Auflistung. Von den potenziellen Kursgewinnen kann man dann sicherlich auch den ein oder anderen Korken knallen lassen.

Treasury Wine Estates: Wein-Riese aus Australien

Zweistellige Kursgewinne im laufenden Jahr – bei Treasury Wine Estates aus dem australischen Melbourne lief es zuletzt auch an der Börse ausgesprochen gut. Bekannte Marken bzw. Weingüter aus dem Haus sind beispielsweise Wolf Blas, Sterling Vineyards und Penfolds. Der Konzern gibt sich in seinem vorliegenden Jahresbericht 2022 („F22“) optimistisch: Laut Einschätzung von Treasury Wine Estates hat sich die Weinkategorie in der Vergangenheit als widerstandsfähig erwiesen, auch bei wirtschaftlichen Abschwüngen. Luxus- und Premium-Preislagen dürften demnach weiter stark bleiben, schreibt das Unternehmen. Der Bericht verweist zudem auf ein starkes Gewinn- und Margenwachstum in allen Geschäftsbereichen. „Das ausgewiesene EBITS wuchs um drei Prozent auf 523,7 Millionen Dollar und die EBITS-Marge verbesserte sich um 1,3 Prozentpunkte auf 21,1 Prozent, was die Umsetzung der F22-Prioritäten widerspiegelt, darunter die fortgesetzte Premiumisierung des Portfolios und das Wachstum des Vertriebs und der Verfügbarkeit der wichtigsten Marken“, so der Konzern. Für das kommende Finanzjahr sehe man sich gut positioniert, den Schwung fortzusetzen. Langfristiges Ziel bleibe ein nachhaltiges Umsatzwachstum und eine Konzern-EBITS-Marge von über 25 Prozent anzustreben.  

Constellation Brands: Viele Alkoholmarken unter einem Dach

Die US-amerikanische Constellation Brands, Inc. gilt einer der führenden Produzenten und Distributoren alkoholischer Getränke. Der Titel ist im S&P 500 notiert und konnte im laufenden Jahr ebenfalls für gute Laune bei seinen Aktionären sorgen. Laut den in den Büchern bereits erfassten Ergebnissen zum ersten Quartal des Finanzjahres 2023 erzielte die Bier-Sparte ein zweistelliges Wachstum bei Nettoumsatz und Betriebsergebnis und auch in der Sparte Wein und Spirituosen ging es hinsichtlich Nettoumsatz und Abschreibungswachstum nach oben – maßgeblich seien hier vor allem höherwertige Marken wie Meiomi, Kim Crawford, SIMI, The Prisoner Wine Company, High West Whiskey und Casa Noble Tequila. Der operative Cashflow wurde auf 758 Millionen US-Dollar beziffert, was laut Unternehmen einem Anstieg von sechs Prozent entspricht. Constellation Brands hält zudem seit 2017 Anteile an Canopy Growth, einem kanadischen Cannabis-Produzenten.

Laurent Perrier: Champagnertradition aus Frankreich

Positiv entwickelte sich in den vergangenen Monaten auch die Aktie von Laurent Perrier, einem 1812 gegründeten Champagnerhaus. Das Weingut Laurent-Perrier in Tours-sur-Marne liegt nach Unternehmensinformationen „an der Schnittstelle der drei wichtigsten Weinbaugebiete der Marne, der Montagne de Reims, des Vallée de la Marne und der Côte des Blancs, und ist eine der 17 Gemeinden in der Champagne, die als Grand Cru eingestuft sind.“ Laut den vorliegenden Ergebnissen für das Finanzjahr 2021-2022, das in den Büchern am 31. Mai 2022 endete, kann die Gruppe auf erfreuliche Zahlen blicken. Demnach sei sowohl der Weltmarkt für Champagner als auch das vom Konzern verzeichnete Verkaufsvolumen deutlich gewachsen. „Der Umsatz (Champagnerabsatz) des Jahres ist somit stark gestiegen, 292,8 Millionen Euro zu aktuellen Wechselkursen, mit einem positiven Preis/Mix-Effekt von +4,4 Prozent gegenüber dem GJ N-1 (Anm. d. Red.: 1. April 2020 bis 31. März 2021) und +11,9 Prozent gegenüber dem GJ N-2 (Anm. d. Red.: 1. April 2019 bis 31. März 2020)“, zieht der Konzern Bilanz im Vergleich zu den Vorjahren.

LVMH: Luxuskonzern mit Potenzial

Luxus läuft immer – dieser Eindruck könnte auch für den LVMH-Konzern (Louis Vuitton Moët Hennessy) gelten. Unter dem Unternehmensdach versammeln sich insgesamt 75 High-End-Marken, darunter zum Beispiel Dom Pérignon, Veuve Clicquot und Ruinart. Im Namen verankert sind die Champagnerkellerei Moët & Chandon und die traditionsreiche Cognac-Brennerei Hennessy. Weine und Spirituosen sind eine der fünf großen Sparten des Luxuskonzerns neben Mode und Lederwaren, Parfüms und Kosmetik, Uhren und Schmuck sowie selektiver Einzelhandel. Die vorliegenden Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2022 bilanzieren einen Umsatz von 36,7 Milliarden Euro, dies entspricht laut Unternehmen einem Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr. Weiter heißt es, dass alle Geschäftsbereiche im Berichtszeitraum ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum generieren konnten. Vor allem in Europa, Japan und in den USA liefen die Geschäfte demnach ausgesprochen gut. Der Geschäftsbereich Weine und Spirituosen generierte laut Bericht in der ersten Jahreshälfte 2022 einen Umsatz von 3.327 Millionen Euro gegenüber 2.705 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021. „Die Weine & Spirituosen Business Group verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 ein organisches Umsatzwachstum von 14 Prozent. Der Gewinn aus wiederkehrenden Geschäften stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 25 Prozent. Vor dem Hintergrund einer starken Nachfrage stiegen die Champagnermengen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 16 Prozent, was zu einem zunehmenden Druck auf die Lieferungen führt“, erklärt LVMH. Weiter heißt es: „Moët Hennessy stärkt sein globales Portfolio an außergewöhnlichen Weinen mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zum Erwerb der Joseph Phelps Vineyards, eines der renommiertesten Weingüter im kalifornischen Napa Valley.“ Die LVMH-Aktie entwickelte sich zuletzt positiv und bescherte Langfrist-Anlegern in den vergangenen fünf Jahren dreistellige Kursgewinne.

Fazit: Egal ob Weingut, traditionsreiches Champagnerhaus oder der Mega-Luxus-Gigant LVMH: Die Geschäfte mit hochwertigem Wein liefen bislang gut und Investoren können auf starke Monate zurückblicken. Wie immer gilt jedoch: Stecken Sie nie Ihr ganzes Anlagekapital in eine Branche, sonst werden die Verlustrisiken zu groß. Über den Smartbroker haben Sie Zugang zu allen deutschen und einer großen Auswahl an internationalen Handelsplätzen. Über gettex traden Sie sogar ab 0 Euro (ab 500 Euro Ordervolumen pro Trade) zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.

Autorin: KS, Smartbroker-Redaktion


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Quelle: Wallstreet Online