RATINGEN (dpa-AFX) - Im vergangenen Jahr sind einer aktuellen Studie zufolge in Deutschland erneut weniger Immobilien zwangsversteigert worden. Nach Recherchen des Fachverlags Argetra wurden Verfahren für 12 077 Häuser, Wohnungen oder Grundstücke mit Verkehrswerten von 3,36 Milliarden Euro aufgerufen. Im Vorjahr waren es noch 13 163 Immobilien mit einem Wert von 2,91 Milliarden Euro. Für die am Mittwoch veröffentlichte Studie analysierte Argetra die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 Amtsgerichten.

Zwangsversteigert wurden in gut zwei Dritteln der Fälle Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen. Das übrige Drittel entfällt unter anderem auf Wohn- und Geschäftshäuser sowie Grundstücke.

Viele Corona-bedingte Stundungsverfahren sowie die Tatsache, dass Eigentümer in Zahlungsschwierigkeiten ihre Immobilien offenbar veräußern, bevor Banken die Zwangsversteigerung beantragen mussten, verhinderten bisher einen Anstieg der Fälle, erklärten die Experten.

Im vergangenen Jahr waren im Bundesschnitt 29 von 100 000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen (Vorjahr: 32). Doch gab es große regionale Unterschiede. In Thüringen gab es mit 53 Terminen je 100 000 Haushalten fast dreimal so viele Zwangsversteigerungen wie in Bayern (20). Nur etwa die Hälfte der eröffneten Verfahren endete im Gericht. Die anderen betroffenen Immobilien wurden vorher verkauft.

Der Fachverlag erwartet mehr Zwangsversteigerungen, da wegen der schwachen Konjunktur, sinkenden Kaufkraft und hohen Inflation voraussichtlich die Zahl der Privatinsolvenzen steigen werde. Dies werde aber möglicherweise erst 2024 deutlich in den Zahlen sichtbar.

Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland sinkt seit Jahren. Als Gründe gelten die lange Zeit gute Konjunktur, der Immobilienboom und die Niedrigzinsen. Mit steigenden Zinsen hatte auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vor mehr Zwangsversteigerungen gewarnt. Bisher wirkt sich der Effekt aber nicht in den Zahlen aus./rea/als/DP/zb

Quelle: dpa-AFX