FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit der Lösung des US-Schuldenstreits haben die Aktienmärkte sich aus ihrer Unsicherheit befreit. Die drohende Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung hatte die Anleger einige Nerven gekostet. Von seinem vor zwei Wochen erreichten Rekordhoch von 16 331 Punkten ist der Dax derzeit zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber die runde Marke von 16 000 Punkten haben die Anleger wieder im Blick. Aus charttechnischer Sicht drohendes Ungemach wurde vorerst abgewendet; wichtige Unterstützungsmarken hielten.

Ob das reicht, um die Kurse in der neuen Woche weiter nach oben zu tragen, hängt wohl auch davon ab, wie Marktteilnehmer die Zinsperspektiven einschätzen. Die im Euroraum zuletzt gesunkene Inflation dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst nicht von weiteren Zinserhöhungen abhalten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat ihre Entschlossenheit in diesem Punkt gerade erst noch einmal deutlich gemacht.

Auch die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank Fed bleiben am Markt ein Thema, erst recht nach dem jüngsten Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai. Dieser fiel stark aus: Die US-Wirtschaft schuf deutlich mehr Arbeitsplätze als erwartet. Die Löhne stiegen aber weniger stark als im April.

"Insgesamt dürfte es diejenigen Fed-Vertreter bestärken, die es bisher vermieden haben, das Ende des Zinszyklus auszurufen", analysierte Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die Jobdaten. Zwar gebe es Hinweise auf eine Pause der Fed im Juni, ausgemachte Sache sei dies aber nicht. Zudem bleibe das Risiko einer Erhöhung im Juli oder danach bestehen.

Anleger am deutschen Aktienmarkt dürfte es darüber hinaus interessieren, ob die nächste Index-Überprüfung der Deutschen Börse Änderungen zur Folge haben und wenn ja, welche. Die Bekanntgabe erfolgt am Montag, wirksam werden die Entscheidungen am 19. Juni. Während Index-Experten erwarten, dass im Dax alles so bleibt, wie es ist, stehen im MDax der mittelgroßen Unternehmen sowie im Nebenwerteindex SDax wohl einige Änderungen an.

So dürfte Evotec in den MDax zurückkehren. Der Wirkstoffforscher hatte im Mai seinen testierten Geschäftsbericht für 2022 wegen eines Cyberangriffs nicht fristgerecht vorgelegt. Die Deutsche Börse nahm die Aktie daher kurzfristig aus dem Index heraus. Da der Bericht inzwischen vorliegt, steht einer Wiederaufnahme im Juni nichts mehr im Weg. Der Telekomausrüster Adtran muss nach sehr kräftigen Kursverlusten in den SDax absteigen, sodass sich damit wieder 50 Werte im MDax befänden.

Ansonsten dürften vor allem Konjunkturdaten die neue Woche prägen. Los geht es damit am Montag mit Daten zur Stimmung im Dienstleistungssektor in China und den USA. Die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor seien momentan sehr wichtig, da die globale Wirtschaft vor allem vom Dienstleistungsbereich unterstützt werde, hieß es von der Commerzbank. Im Blick stehen außerdem Daten zum Auftragseingang der Industrie in den USA (am Montag) und in Deutschland (am Dienstag) sowie die Industrieproduktion der Vereinigten Staaten (am Mittwoch).

Am Donnerstag ist Fronleichnam und hierzulande in einigen Bundesländern Feiertag. Gehandelt wird an der Börse trotzdem./ajx/ag/stw

- Von Achim Jüngling, dpa-AFX -

Quelle: dpa-AFX