Die Bundesregierung will mit Steuerfreibeträgen bessere Anreize für das Aktiensparen schaffen. Das DAI begrüßt den Vorschlag, hält die in ihm enthaltenen Maßnahmen aber für unzureichend.

Deutschland ist das Land der konservativen Sparfüchse: 45 Prozent von uns parken ihr Geld auf kaum verzinsten Sparbüchern. Die Börse gilt hingegen vielen als Zockerbude. Nur rund zwölf Millionen Deutsche handelten im Vorjahr mit Aktien, das heißt gerade einmal jeder sechste Mitbürger. Das war zwar der dritthöchste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1997, aber im internationalen Vergleich zu wenig: In den USA und Schweden liegt der Anteil der Aktiensparer an der Gesamtbevölkerung etwa bei der Hälfte (jeweils 52 Prozent).

Das soll sich ändern. Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen, und Marco Buschmann, Bundesminister der Justiz, haben Ende Juni ihre Pläne für das sogenannte Zukunftsfinanzierungsgesetz vorgestellt. Dieses sieht unter anderem steuerrechtliche Impulse vor, um die Attraktivität von Aktien als Anlageinstrument in Deutschland zu stärken. Für im Privatvermögen erzielte Aktiengewinne soll es künftig einen noch nicht definierten, höheren Freibetrag geben. Aktuell liegt dieser im Rahmen des Sparer-Pauschbetrags bei 801 Euro für Singles und 1.602 Euro für Ehepaare.

Den Entwurf der beiden Ministerien greift das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in seinem jüngsten Hintergrundgespräch kritisch auf. Steuerfreibeträge auf Erträge aus Aktien und Aktienfonds würden den Status quo zwar verbessern. Dafür müsste der aktuell noch nicht festgelegte Freibetrag aber sehr hoch angesetzt werden, bei zumindest 100.000 Euro. Außerdem berücksichtigt ein Freibetrag laut den DAI-Experten keine Dividenden.

Genau das aber würde das Problem der steuerlichen Diskriminierung von Aktionären nur bedingt lösen: Aktuell werden Gewinne von Unternehmen mit 30 Prozent Unternehmenssteuer belastet, Aktionäre zahlen ihrerseits 25 Prozent Abgeltungssteuer. Das macht unter dem Strich aus 100 Euro nur 53 Euro für den Aktionär. Im Vergleich dazu wird bei festverzinslichen Wertpapieren nur die Abgeltungssteuer fällig – hier freut sich der Anleger über 75 Euro.

Das DAI kritisiert nicht nur, es bietet auch eine Alternative an: das Anlagesparkonto. Das Konzept sieht vor, dass Erträge aus Wertpapieren auf Anlegerebene für einen bestimmten Ansparbetrag von der Steuer freigestellt werden. Das heißt: Anleger können jährlich einen Betrag X auf ihrem Anlagekonto ansparen. Kursgewinne und Dividenden aus diesen Ersparnissen wären dann steuerfrei. Anlagesparkonten seien vergleichsweise einfach in der Administration und kostengünstig.

Und: Das Konzept ist international erprobt. In Großbritannien können Sparer mit sogenannten „Individual Saving Accounts“ jährlich bis zu 20.000 Pfund steuerfrei ansparen, ganz ohne Haltefrist. Auch in Frankreich und Italien gibt es ganz ähnliche Anlagekonzepte, die Bürger den Weg zum Aktieninvestment erleichtern sollen.  


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(tl) für die wallstreet:online Zentralredaktion


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Quelle: Wallstreet Online