OLDENBURG (dpa-AFX) - Das Landgericht Oldenburg versucht seit Mittwoch in einem zweiten Prozess den fast sechs Jahre alten Bilanzskandal beim internationalen Möbelhändler Steinhoff aufzuarbeiten. Dabei muss sich ein 51 Jahre alter Ex-Geschäftsführer europäischer Steinhoff-Gesellschaften wegen der Manipulation von Bilanzen in fünf Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft legte ihm in der Anklageschrift auch zwei Fälle von Kreditbetrug zur Last. Ein 64 Jahre alter Ex-Geschäftsführer soll Beihilfe geleistet haben.

Der Möbelkonzern Steinhoff wird heute aus Südafrika geführt, hat seine Wurzeln aber in Westerstede in Niedersachsen. Ab dem Geschäftsjahr 2010/11 sollen die Angeklagten auf Vorgabe von oben Verluste bei europäischen Tochterfirmen verschleiert und die Bilanzen geschönt haben.

Dies geschah nach Darstellung der Staatsanwaltschaft "durch schwer nachzuvollziehende Scheingeschäfte" - in einem Fall sollen immaterielle Werte wie Firmenwissen verkauft worden sein, in anderen sollen Anteile an Tochterfirmen ge- und verkauft worden sein. Beim Auffliegen der Fälschungen 2017 seien Milliarden Euro Vermögen von Anlegern vernichtet worden, darunter in Südafrika. Nach Verlesung der Anklage beendete die Wirtschaftsstrafkammer die Sitzung für Mittwoch und kündigte ein Gespräch mit den Beteiligten an, um die Möglichkeit eines verkürzten Verfahrens zu prüfen.

Seit Mitte April wird bereits gegen den ehemaligen Steinhoff-Vorstandschef Markus Jooste (62) aus Südafrika verhandelt, der aber zu Prozessbeginn nicht erschien. Mit ihm angeklagt war ein 72 Jahre alter Treuhänder. Das Verfahren gegen ihn wurde gegen Zahlung einer Geldauflage vorläufig eingestellt./fko/DP/jha

Quelle: dpa-AFX